Von der Traufe in die Regen

Vorbericht von Carsten

Erneut will die DFL, dass wir uns unter Flutlicht beweisen. Nach dem Paderborn Spiel treten wir Samstag 12.02. um 20:30 Uhr bei dem Jahn aus Regensburg an. Ehrlicherweise würden mir in Regensburg andere Dinge einfallen als zum Fußball zu gehen, zumindest als Tourist.

Statt im kalten Februar bei Flutlicht zum Stadion z.B. lieber im Frühsommer in einen der unzähligen Biergärten gehen. Foto (c) Arigrafie

Nach unserem Remis gegen den SC Paderborn, einem erneut unkonzentriertem Auftritt, treffen wir auf die Elf von der Donau, die vergangenen Spieltag auf Schalke verlor. 
Bei Durchsicht des Kaders Regensburgs wird man beim Namen „Elvedi“ sicherlich erstmal stutzig. Wo hat der Jahn das Geld her, um den Schweizer Nationalspieler aus Mönchengladbach zu verpflichten? Fand man im Dom zu Regensburg päpstliche Vermächtnisse die man vergangenen Sommer gen Rheinland verscherbelte? Nein, Jan ist vielmehr der Zwillingsbruder von Nico. Beide in der Defensive beheimatet, die Benders der Schweiz, wenn ihr es so nennen wollt, auch wenn beide sicherlich nicht eine derartige Krankenakte vorweisen können, wie es bei den sich im Vorruhestand befindlichen Benders der Fall war. In der Winterpause ergänzte man in Regensburg lediglich sein gut eingespieltes Team auf einer Position.
Von der Fortuna aus Düsseldorf stieß auf zweijähriger Leihbasis Rechtsaußen Nicklas Shipnoski in das Team um Trainer Mersad Selimbegovic. Grundsätzlich darf man mit der aktuellen Saison an der Donau recht zufrieden sein, man hat in der Hinrunde oben mitgespielt und wird in dieser Saison sicherlich auch nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Dies ist auch bei anderen Vereinen nicht unbemerkt geblieben und so wird der Jahn im kommenden Sommer sicherlich wieder einiges an guten Spielern abgeben müssen. Den Anfang machte bereits der gut aufspielende Außenverteidiger Erik Wekesser, der seinen auslaufen Vertrag gegen einen neuen beim Club aus Nürmberg tauscht. Mit ihm laufen im Sommer zehn Verträge aus bzw. die Spieler gehen zu ihrem Stammverein zurück. Kommt mir ein wenig bekannt vor, wenn der Erfolg da ist, dann kommt immer jemand um die Ecke und nimmt dir dein Tafelsilber weg. (Ob Herr Becker sich mit dem Leiter einer Supermarktfiliale mal kurzgeschlossen hat, wie es ist, nach der Station Hoffenheim auf dem absteigenden Ast zu sein? *hust*)
Mit 40 geschossenen Toren ist Regensburg im oberen Drittel der Tabelle vertreten. Nur ist es bei den Regensburgern so, dass eigentlich alle treffen können. Unsere 42 Tore sind in erster Linie auf Guido Burgstaller zurück zu führen, während 15 unterschiedliche Torschützen die Regensburger Mannschaft unangenehm und unausrechenbar machen. Auch sucht man die klassischen Stürmer unter den Toptorjägern vergeblich. Es ist eher das Mittelfeld welches trifft sowie Teile der Verteidigung.

Am 18. April 2018 gab’s ne 3:1-Klatsche in Regensburg. Bitte NICHT wiederholen, liebe Mannschaft! Foto (c) Arigrafie

Ihr hattet in den letzten Auftritten der Braun-Weißen das Gefühl: „grätscht den doch mal um!“? Ja, hatte ich auch. Ein wenig mehr Aggressivität, ein wenig mehr Ellenbogen, einfach auch mal kompromisslos sein. Mit Abstand die wenigsten Fouls? Der FC St. Pauli. Hingegen kommt Regensburg auf eine härtere Gangart und findet sich in der Tabelle der meisten Fouls hinter Aue auf Platz 2 wieder. Ich erwarte keinen Rumpelfußball, ich erwarte lediglich manchmal einfach mehr Körpersprache. Es kommt nicht von ungefähr, dass in den vergangenen Spielen die Defensive eher so den Offenbarungseid leistete. In jedem Spiel klingelt es in aller Regelmäßigkeit in der eigenen Kiste. Ich würde es mit meiner Kritik nicht so drastisch formulieren wie “der magische FC blog“, aber uns stand es noch nie gut das “weiße Ballett” zu spielen. Wir haben sicherlich die erste Hälfte der Saison über unseren Möglichkeiten gespielt, aber wenn man schonmal da oben ist, dann würde ich mich schon ein wenig freuen, wieder mehr Widerstand zu sehen. Und an alle Träumer: Ja, wir haben den BVB im Pokal geschlagen, aber sind wir doch mal ehrlich, an einem guten Tag schlägt auch Altona den BVB und kontert diesen aus. (Vor allem mit Andy “Bokal” Bergmann und Truller als Trainergespann!)

Sieht von weitem wie ein Baumarkt im Gewerbegebiet aus und heißt seit 2020 nicht mehr Continental-Arena, sondern Jahnstadion Regensburg. Foto von 2018: (c) arigrafie

Seit 2015 spielt der SSV in der neuen Jahn Arena. Knapp über 15000 Zuschauer:innen finden hier Platz. Architekt des Stadions war Herr Nixdorf, der auch für das Aachener Stadion verantwortlich zeichnete und damit auch für den desaströsen Auswärtsblock, von dem man nur zur Hälfte das Spielfeld sehen kann. Offensichtlich lernte man aus den Fehlern: man sieht von der ans Eck platzierten Auswärtstribüne ganz gut. Optisch sieht man es dem Stadionbau aber an, dass es in knappen 18 Monaten hochgezogen wurde. Ein Blick aus meinem Fenster: das schafft nicht jeder 🙁 Die Regensburger jedenfalls trauern ihrem ehemaligen, sehr zentralen Stadtstadion noch immer nach. Kleiner Funfact am Rande: Besonderes Augenmerk wurde auf das Flutlicht gelegt, damit der Verkehr auf der angrenzenden Autobahn A3 während des Spielbetriebes nicht gestört wird.
Ihr dürft den Jahn sympathisch finden oder nicht. Ein wahrer Schandfleck ist und bleibt die damalige Verpflichtung des Mario Baslers als Trainer. Wer diesem Typen eine Bühne bietet sollte auch 18 Jahr später vor Scham im Boden versinken. 

Ca. 150.000 Einwohner bringt die Domstadt auf die Waage (also ca. 10.500 Tonnen), davon sind allerdings auch ca. 31.000 Studierende (ca. 2170 Tonnen). Und so prägt eine ziemliche Kneipendichte die Stadt.
Der Name Regensburg kommt natürlich nicht vom Himmel fallender Tropfen, sondern vielmehr von dem gleichnamigen Fluss, der hier in die Donau mündet. Fälschlicherweise geht man bei der Endung “Burg” immer davon aus, dass hier irgendein schwarzer Ritter sein Unwesen trieb, das Wort “bona” aus Regens(bona)burg kommt jedoch aus dem keltischen und bedeutet vielmehr “Stadt” oder “Gründung”. Und weil die katholische Kirche ziemlich an jeder Ecke dieser Stadt präsent ist und es mal wieder aktuellerer denn je ist: Ehrenbürger dieser Stadt ist Joseph Ratzinger, der später mal den eigentlich netten Namen „Benedikt“ ins Negative zu ziehen vermochte. Religiöse alte Männer, gucken wir in Richtung Politik: Edmund Stoiber. Na herzlichen Glückwunsch. Vielleicht treffen sich beide ja mal in München am Hbf und fahren mit der Bahn zum Franz Josef Strauss (kommt natürlich auch aus Regensburg, es nimmt also kein Ende) Flughafen. Aber wir wollen ja nicht mit alten Kamellen um uns werfen, würde mich aber trotzdem interessieren ob sie dann ankommen. Ihr wollt an dieser Stelle wissen ob es auch Menschen gab, die wirklich etwas gutes getan haben? Besucht doch das „Oskar Schindler Haus“ in der Stadt.

Es gibt definitiv auch gute Leute dort, möglicherweise der Student*innendichte geschuldet. Foto (c) arigrafie

Die Altstadt Regensburg gehört seit geraumer Zeit zum UNESCO Weltkultur Erbe, historisch sehenswert, verschiedene Baustile der Epochen lassen sich auf einem netten Sparziergang besichtigen. Regensburg war schon immer ein wichtiger Punkt auf der Landkarte. Von 1663 bis 1806 tagten politische Entscheider im Rathaus im politischen Reichssaal. Hier kommen übrigens die Aussprüche wie “nichts auf die lange Bank schieben” oder “am grünen Tisch” entscheiden her. Die lange Bank waren dort Sitztruhen in denen Akten verstaut waren. Der grüne Tisch ist noch heute so dort zu besichtigen. 
Das Schloss St. Emmeram ist aktuell noch von der fürstlichen Familie von Thurn und Taxis bewohnt. Wer, werdet ihr euch fragen? Ja genau, der gute Fritz, der nebenbei mal aus Langeweile einen Kommentatorenjob bei einem Bezahlfernseher hatte. Zumindest ist es seine Verwandschaft die dort haust. Ob Fritz auf einen Champagner und Toast mit Kaviar vorbeikam wenn er Regensburg kommentierte? Man weiß es nicht. 

Weil’s so schee is: Sonnenuntergang am Donauufer. Foto (c) Ariane Gramelspacher / www.arigrafie.de
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