Auswärts in Sandhausen – Einblicke von Carsten
Weltpokalsieger! Ob unsere Marketingprofis bereits ein lustiges „Weltpokalsiegerbesieger“ Shirt planen? Wir werden es erfahren. Ihr seid nun stutzig und guckt auf euer mittlerweile ausgefärbtes und am Bauch zu enges T-Shirt? (Der Zahn der Zeit, macht enger das Kleid!) Ja, Sandhausen hat mehrmals den Weltpokal gewonnen, allerdings im Kegeln. Und nach unserem „emotionalen“, sportlichen Auftritt beim letzten Auswärtsspiel, bin ich mir gar nicht sicher, ob unsere Chancen bei „hohe oder niedrige“ Zahl auf der Sportkegelbahn besser stehen würden. Vorteil: Es gibt auch nach der Partie was zu essen und grundsätzlich passt ein Wasserwerfer nicht ins Clubheim. Was sagt eigentlich Corny Littmann zu Wasserwerfern?
Es geht also kommenden Samstag in die Pfalz, in das beschauliche Sandhausen bei Heidelberg. Ca. 15.000 Einwohner umfasst das „Stadt“gebiet und ist damit eher dörflich geprägt, was ja durchaus auch seine Reize hat. Der Name Sandhausen leitet sich übrigens von den eiszeitlichen Sanddünen ab, die an die Stadt grenzen.
Guckt man sich über die letzten Jahre unsere Spiele in Sandhausen an, so muss man bis in das Jahr 2016 blättern, damit man den letzten Auswärtssieg unserer Elf findet, wo uns ein gewisser Herr Thy und ein Herr Rzatkowski zum 2:0 Sieg führten. Danach gab es nur noch Niederlagen (drei) und zwei Remis. Offensichtlich tun sich die Boys in Brown am Hardtwald schwer. Guckt man auf die durchaus sehenswerte Rückrunde des SVS, so erwartet uns wahrscheinlich ähnliches Spiel. Mit Testroet holte man aus Aue eh einen der unangenehmsten Stürmertypen. Bei ihm habe ich immer unterschwellig im Kopf: “eigentlich kann der nichts”, und dann knipst er doch wieder. Dass er nichts kann, widerlegt er seit Jahren, aber es ist diese Unscheinbarkeit die ihn so wahnsinnig gefährlich macht. Unangenehm, ich bleibe dabei. Kapitän ist der uns recht bekannte Dennis Dieckmeier, der seinen auslaufenden Vertrag um 2 weitere Jahre verlängerte. Generell scheint es in Sandhausen zu funktionieren, dass man woanders sportlich gescheiterte Spieler aufnimmt und diese dort auch gut zurecht kommen. Beim Blick durch den Kader findet man neben besagtem Dieckmeier (wobei hier sportlich gescheitert sicherlich falsch ist) noch einen Kutucu (ehemals hoch gehandeltes Talent von Schalke) und auch unseren ehemaligen Spieler Tom Trybull oder Alexander Esswein. Ein sehr interessanter Spieler, vom VfB Stuttgart geliehen, ist Alou Kuol, der bereits 7 Treffer erzielte. Dafür, dass er erst zur Winterpause kam, ist die Quote ziemlich gut, wie auch überhaupt die bisherige Rückrunde der Sandhäuser. Schaut man sich die vergangenen Heimspiele an, so findet man dort Siege über die direkten Konkurrenten aus Aue und Hannover 96 und Punkteteilungen gegen den HSV und Heidenheim. Auch Auswärts konnte man mit einem 1:1 in Bremen und in Darmstadt sicherlich positive Akzente setzen. Mit einem eher typisch minimalistischen 2:1 schickte man Dynamo vergangenes Wochenende wohl endgültig in die Relegation.
Es wird also kein Selbstläufer, es gibt überhaupt keinen Grund diese Partie auf die leichte Schulter zu nehmen, im Gegenteil bedarf es einer großen Steigerung in der Einstellung unsererseits um in Sandhausen die benötigten drei Punkte in die Heimat mitzunehmen.
Wie das wahrscheinlich bei allen nicht so technisch versierten Clubs der Fall ist, kommt unser Gastgeber auch eher über den Kampf und eine defensive Spielweise. Mit 76x Gelb kassierte man am zweithäufigsten den Karton aus der Brusttasche. Wogegen wir erst 44 mal verwarnt wurden, und damit Schlusslicht dieser Tabelle. Klar, dass der SVS auch mit die meisten Fouls begeht (nämlich 375, wir: „magere“ 264). Dass wir in diesen beiden Statistiken unter ferner liefen stehen zeigt ein Manko. Ob Hand oder nicht Hand vor dem Gegentor gegen Bremen. Warum a) hebt man die Hand zum reklamieren und b) warum unterzieht man das Trikot des Gegners nicht mal einem Reißtest? 0 in Worten NULL gelbe Karten bis zu diesem Zeitpunkt. Habt ihr auf dem Sommerfest mal am überfüllten Bierstand versucht alleine durch nettes Handzeichen euer Kaltgetränk zu bekommen? Ich wette mit euch, eher habt ihr eine Sehnenscheidenentzündung im Unterarm durch permanentes Winken, als dass sich euer Glas füllt. Ja, aber der Schiri bla bla – man steigt nicht mit Glück oder Pech auf, sondern ob man das will oder eben nicht.
Unser Restprogramm gleicht einer Mammutaufgabe und ggf. unterschätzt man das scheinbar einfache Sandhausen. Ich kann nur sehr davor warnen. Auch Punkteteilung wäre in unserer Situation definitiv zu wenig. Relegation gegen die Hertha? Ich könnte mir schöneres vorstellen, als gegen Berlin zu spielen und Felix Magath die Chance des Klassenerhaltes zu ermöglichen. Wir müssen dringend daran arbeiten, dass wir taktisch nicht nur über zwei Spieler während der kompletten Zeit Gefahr ausstrahlen.
Und sonst so? Den Sportverein Sandhausen gibt es schon seit 1916 und hat heute knapp 1000 Mitglieder. Trotz der beschaulichen Größe des Umfelds gelang es dem SVS 77/78 und 92/93 den Meistertitel der deutschen Amateure einzufahren. Bevor der “Retter des Fußballs” D. Hopp seinen aktuellen Verein gründete (ääh – andere aufkaufte, um die Lizenz zu bekommen), stand auch die Übernahme des SVS im Raum. Dieser sollte mit Waldorf und Hoffenheim fusionieren. In Sandhausen behielt man aber trotz unmoralischer finanzieller Angebote die Nerven und damit auch die eigene Identität. Mit Erfolg, so stieg man in den folgenden Jahren in die 2. Bundesliga auf und ließ den Worten Taten folgen.
Der SV Sandhausen spielt seit je her im Hardtwaldstadion. Geschichtlich gesehen wurde das Stadion mit der Haupttribüne und einem – passend zum Stadtnamen – Sandplatz 1951 eröffnet. Erst 10 Jahre später kam ein Naturrasen, der den Sand ersetzte. Mehrere Bauphasen machten das Stadion zu dem, was es heute ist, während man in Sandhausen seit geraumer Zeit versucht ein neues Stadion zu realisieren.
Wie ihr merkt, gar nicht so viel Drumherum zu diesem Spiel, Sandhausen gibt echt auch einfach nicht viel her (ich meine, wie interessant ist eine Städtepartnerschaft zu Königswartha in der Oberlausitz? Oder als „Persönlichkeit“ der Mundartforscher Rudolf Lehr – um mal den spannendsten zu nennen), plus es ist aktuell einfach auch nicht wichtig.
Profis des FCSP: das ist genau so ein typisches Spiel, welches wir in aller Regelmäßigkeit verlieren. Ein Match, wo der Wille entscheidet und nicht die Technik. Seit euch dem bewusst und legt eine kämpferische Glanzleistung hin. Ansonsten geht das entspannt mit 2:0 (Testroat und Dieckmeier treffen) an den SVS. Forza!