Während Pressekonferenzen beim FC St.Pauli sonst auch gerne schon mal genutzt werden, um gleichzeitig verschickte Pressemitteilungen mehr oder weniger im Wortlaut nochmal zu verlesen, war diese anders, und zwar im durchaus positiven und auch gleichzeitig beeindruckenden und nachdenklich machenden Sinne.
Im Verlauf des Vormittags hatte der Verein zur “PK” geladen, wie auch schon im Blog zuvor erwähnt, wo auch die Pressemitteilung vollständig nachzulesen ist.
Auf dem Podium saßen (neben Josip Grbavac als Moderator) Gernot Stenger, Holger Stanislawski und Helmut Schulte. Anlass dieser PK war mehr oder weniger direkt der gestrige Bericht der ARD Sendung “Fakt”, die zwar viele Andeutungen machte, aber wenig handfestes beitragen konnte/wollte, was die Situation für die Betroffenen natürlich umso unangenehmer machte, da sie sich so auch nicht verteidigen konnten, insgesamt aber natürlich das Rätselraten, um wen es sich denn nun handele, immer mehr zunahm.
Nachdem Stenger die juristische Seite aus Sicht des Vereins dargelegt hatte, begann Stani eine sehr emotionale Rede, die sicherlich (und hoffentlich) im Verlauf des Tages noch auf www.fcstpauli.tv veröffentlicht wird, das war schon beeindruckend, anschließend äußerte sich Helmut Schulte, dem mit “Wir wissen nur von einem Spiel, welches verschoben wurde, nämlich dem Derby! Und bis jetzt wissen wir auch noch nicht, wo das hinführt!” immerhin ein Lacher bei diesem sonst sehr ernst vorgetragenem Thema gelang.
(Nachtrag, 15.50h: Video jetzt bei Spiegel-Online.)
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Verein absolut und zu 100% hinter seinen Spielern steht, es jetzt aber nach diesen Andeutungen in “Fakt” als richtigen Zeitpunkt ansah, an die Öffentlichkeit zu treten, um auch die Spieler zu schützen. Namentlich sind diese drei Spieler, die als Zeugen vernommen wurden: Carsten Rothenbach, Florian Bruns und Ralph Gunesch. Alle drei haben bereitwillig und freiwillig ihre Aussage gemacht, rechtliche Beratung hätten sie nicht dabei gehabt und eben diese war als Zeuge auch keineswegs nötig.
In der (wie gesagt) sehr emotionalen und beeindruckenden Rede von Stani stellte dieser sich demonstrativ vor seine Spieler, legte für alle drei (und auch den bereits zuvor mal genannten Mathias Hain) seine “Hand ins Feuer” und sagte diverse Male “Wir stehen das als Mannschaft zusammen durch!” und man nahm es ihm exakt auch so ab.
Ziel dieser PK, dies betonten auch alle drei mehrfach, war es aber eben nicht, jetzt in irgendeiner Art und Weise “den Fall zu lösen”, sondern eben einmal der Öffentlichkeit alle vorliegenden Fakten zu präsentieren und die Sache damit abzuhaken, Rest sei Sache der Staatsanwaltschaft.
Außerdem war diese Konferenz auch tatsächlich “für die Presse”, denn eben diese wurde (insbesondere von Stani) dazu aufgefordert, ihre Macht nur sehr bewusst einzusetzen. Jeder, der zu dem Thema etwas schreibt, sollte sich darüber im Klaren sein, wie schwer es für die Beschuldigten ist, mit den Anschuldigungen klarzukommen, die zum Einen unbegründet sein könnten, zum Anderen und schwerwiegenderen aber eben selbst wenn man unschuldig ist nicht wiederlegt werden können! Einen Namen fallen lassen, ist schnell getan (siehe Matze Hain) und meist bleibt dann eben irgendwas hängen.
So gesehen ist es sicherlich “schwierig”, dass die Namen jetzt öffentlich sind, auf der anderen Seite hört das Rätseln auf und nun sollte sich mal jemand trauen etwas gegen ausgerechnet diese drei zu sagen. Stani betonte mehrfach, dass er für “diese Jungs” bedingungslos seine Hand ins Feuer legen würde. Die etwas gewagte Nachfrage eines Journalisten, ob er gleiches denn auch damals über Rene Schnitzler gesagt hätte, beantwortete er mit “Nein!”.
Fazit: Auch der Autor dieser Zeilen hält diese drei genannten Spieler für integer und der Teilnahme am Wettbetrug absolut unverdächtig, gleiches wurde ja schon mehrfach auch Matze Hain zuteil. Man wird die Diskussion in der Öffentlichkeit nicht unterdrücken können, solange die Anschuldigungen aber alleine auf einer Person beruhen, die für Geld zum Betrug bereit ist und jetzt grade vor Gericht versucht den eigenen Arsch zu retten, sollte sich jeder seine eventuellen Vorwürfe und Urteile gut überlegen. // Frodo