Wie der Verein gestern mitteilte, ist eine “Eröterung” vor dem Oberverwaltungsgericht (OVG) mit Vertretern vom FC St.Pauli, dem FC Hansa Rostock, dem OVG und der Polizei gescheitert.
Einen Vorschlag (von dem bisher noch nirgends nachzulesen war, wer den den gemacht hatte oder ob es sich um einen tatsächlich gemeinsam erarbeiteten Kompromissvorschlag handelte) lehnte der FC Hansa dann ab, nämlich 2.200 personalisiert zu verkaufende Tickets, bei denen alle in der “Datei Gewalttäter Sport” (DGS) erfassten Hansa-Fans von Anfang an ausgeschlossen gewesen wären, ca. 670 Personen.
Liest sich für die, die sich mit dieser Datei noch nicht so beschäftigt haben, doch erst mal ganz vernünftig, was sollen denn auch “Gewalttäter” beim Fußball?
Die Realität dieser Datei sieht anders aus, denn übertrieben formuliert reicht auch falsch Parken in Stadionnähe schon aus, um da rein zu kommen.
(Natürlich nicht ganz, aber einige tatsächliche Beispiele kann man bei ProFans nachlesen, die eine sehr lesenswerte Zusammenfassung geschrieben haben. Ansonsten liefert eine kurze Recherche im Internet auch genügend weitere Beispiele. Jüngst machte auch diese Geschichte eines Nürnberger Fans beim Spiel in Berlin die Runde, die neben dem obligatorischen Eintrag in der Datei darüberhinaus sogar mit einem Stadionverbot endete.)
Mit einer Zustimmung zu diesem Vorschlag, hätte man dieser sogenannten “Datei” eine Legitimierung und Gewichtung zugestanden, die es so niemals (bzw. zumindest nicht mit der derzeit gültigen Praxis, wie man da rein kommt) geben darf.
Wie “zuverlässig” diese Datei tatsächlich ist, musste dann im Gesprächsverlauf gestern auch die Polizei selber einräumen, was dann wohl auch der Hauptgrund für die Rostocker Absage war, wie man u.a. im Kicker nachlesen kann.
Am Montag entscheidet nun das OVG über das weitere Vorgehen und im schlimmsten Fall gibt es tatsächlich eine Verfügung, die keinerlei Tickets an den FC Hansa erlaubt. Allerdings kann es eben auch anders ausgehen und unterm Strich wäre jede Lösung besser, als eine plötzliche Akzeptanz dieser Datei durch die Hintertür, womöglich noch mit Unterstützung des FC St.Pauli. // Frodo
Auch die BAG Fanprojekte hat sich gestern mit einer Presseerklärung zu dem Thema geäußert. Da diese noch nicht online verfügbar ist, veröffentlichen wir diese hier gerne vollständig im Wortlaut:
Presseerklärung Jena/Mainz 13.04.2012
Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte zu behördlichen Gästefan-Verboten
Zum Punktspiel der 2. Bundesliga des FC St. Pauli gegen FC Hansa Rostock am 22.04.2012 in Hamburg wurde seitens der Polizei dem gastgebenden Verein mittels einer Verfügung untersagt, Gästetickets an Fans des FC Hansa Rostock zu verkaufen. Dieser Vorgang ist in der Bundesligageschichte einmalig und würde bei einer endgültigen Entscheidung einen Präzedenzfall in Deutschland hervorrufen.
Das Verbot eines Verkaufes von Gästetickets gleicht einer Kriminalisierung aller Hansafans und verschärft die vorherrschende Stigmatisierung der Fußballfans als „potenzielle Störer“ und „Krawallmacher“.
Gerade in Anbetracht des Umdenkens beim DFB, dass ein Gästefanverbot weder durchzusetzen noch zielführend ist, lehnt die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V. (BAG) diese Art der Reglementierung ab und fordert ein Umdenken der Sicherheitsbehörden und der Polizei. Ein solch repressives Mittel ist keine Lösung und trägt weiter zu einer Manifestierung von Feindbildern bei.
Die BAG unterstützt ausdrücklich die Reaktionen der betroffenen Vereine FC St. Pauli und FC Hansa Rostock, welche sich damit für ihre Anhängerschaft stark machen.
i.A. Matthias Stein
BAG Sprecher
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