SC Preußen Münster – FC St.Pauli 1:0 (1:0)
Tor: 1:0 Matthew Taylor (31.)
Zuschauer: 15.000 (ausverkauft, ca. 2.500 St.Paulianer)
Der Pokal ist ja genau mein Wettbewerb. Mag an meiner Bremer Vergangenheit liegen, oder an unvergessenen eigenen Pokalschlachten in der Jugend, aber is’ so. Alles oder nichts, Tod oder Gladiolen. Der Pokal ist quasi die Relegation des kleinen Feiglings, mit überschaubarer Fallhöhe.
Dementsprechend war die Fahrt nach Münster mit der Auslosung gedanklich gebucht, auch wenn die Anstoßzeit hätte idealer geplant werden können. So entschied ich mich für die entspannte IC-Anreise alleine und konnte aus dem Werkstatt-Verlag “Auf Asche” als Reiselektüre gewinnen. Rezension dazu im Print-ÜS gegen Dresden, eine unbedingte Leseempfehlung gebe ich aber jetzt schon mal ab. Erinnerungen an die eigene aktive Zeit oder Erfahrungen als Jugentrainer, absolut lesenswert von vielen Fußballautoren umgesetzt. Insbesondere der Text von Uli Hesse zu Kinder- und Jugendfußball ist großartig.
In Münster selbst ging es dann durch die durchaus schöne Altstadt (hab ich bei meinen bisherigen zwei Besuchen auf direktem Weg zum Stadion ignoriert und kannte sie nur aus dem Tatort) ins Pinkulus, angeblich ja DER St.Pauli-Kneipe in der Stadt. Ähm… nun ja, als wir eintrafen, wurde grad das Sammel-Taxi geordert, wir waren wohl zu spät dran.
Am Stadion wollte ich mich noch mit @ktschk treffen (Achtung, Raute. “Sonst” aber sehr sympathisch) und bezog taktisch clever gegenüber der Aral-Tanke Position. Irgendwann wurde die große Polizei-Präsenz nochmal vergrößert und die Kreuzung weiträumig abgesperrt. Vorbei marschierte ein ca. 200 Personen großer Pulk an St.Pauli-Fans, und es wurde das deutlich, was die nächsten Stunden beherrschen sollte: St.Pauli feuert an, Preußen pöbelt. Während von unserer Seite also “St.Pauli! St.Pauli!“-Rufe und die üblichen Gesänge kamen, rief der Münsteraner Halbstarken-Haufen an der Tanke nur “Scheiß St.Pauli!” Und vereinzelt was von “Scheiß USP-Fotzen!” oder ähnlich sinnigem Gedankengut. Eigene Anfeuerung? Wird wohl überbewertet. Und müßig zu erwähnen, dass dies alles von hinter der Polizeiabsperrung erfolgte, mit dem grimmigen Gesichtsausdruck und jener “Halt mich bloß zurück, sonst kann ich für gar nichts garantieren!“-Attitüde, die trotzdem immer durchscheinen lässt, dass der Polizist einen bitte bloß nicht durchlassen soll, da sonst maximal die Hygiene im eigenen Schritt-Bereich gefährdet ist, sonst aber auch nichts. Kindergarten.
Zum Wettbewerb des Pokals:
Ja, ich liebe ihn. Und ja, ich bin Realist genug um bei meinem Verein zu wissen, dass die zweite Runde meist die größere Sensation wäre als das Ausscheiden. Und wenn mit Münster dann auch noch ein gefühlter Zweitligist und erprobter Pokalschreck zugelost wird, sind die Hoffnungen gering. Abhaken, weitermachen.
Größtes Ärgernis für mich war eigentlich der mangelnde Mut, meinerseits. Zitat aus der SMS meines Tippgemeinschaft-Kompagnons nach dem Spiel:
“Warum eigentlich setzen wir eigentlich nur einen 10er auf etwas, was so dermaßen sicher ist?”
Zum Spiel selbst:
Es setzte sich das fort, was schon gegen 1860 und den KSC auffiel: Wir stehen hinten deutlich stabiler als in der Vorsaison und lassen nur wenig Chancen zu. Soweit das Positive. Dafür sind wir vorne der Inbegriff des (wenn überhaupt) schön sterbens, denn es geht eben maximal bis zum 16er und dann scheitert meist der letzte Pass und leider traut sich auch keiner zu schießen. Löbliche Ausnahme ist Lennart Thy, der dafür gegen Sechzig mit nem Tor und gestern mit nem Pfostenschuß belohnt wurde.
Die “Schieß doch!”-Rufe wurden im Verlauf des Spiels auch zahlreicher, ich hoffe das sich das mit der Zeit noch einspielt.
Zum drumherum:
Was für ein armseliger Haufen ist denn bitte ein Großteil der Preußen-Fans? In “bester” Alemannia Aachen-Manier arbeitet man sich fast permanent am Gegner ab, vernehmlich laut wird es in deren Kurve nur bei “Scheiß St.Pauli” und selbst bei Wechselgesängen mit den beiden Geraden wird das gerufen… was dann zu der durchaus lustigen Situation führte, dass die ersten zwei Rufe (“Preußen! – Münster!”) noch beantwortet wurden, bei “Scheiß St.Pauli!” von der Geraden dann aber nur eine Mauer des Schweigens zurückwechselte.
Von den fünf Tapeten, die ich während des Spiels sah, richteten sich vier an uns, mit Texten wie: “Für eine Frauen-Quote bei den USP Frauen – Ihr Hipster Fotzen!“, die anderen bewegten sich auf ähnlichem Niveau. Die fünfte richtete sich dann wohl an die 11FREUNDE… positive Statements zum eigenen Klub also ebenfalls Fehlanzeige.
Nun kann man sich natürlich entspannt zurücklehnen und sagen: “Für Euch hat es ja trotzdem gereicht!” – Nee, hat es nicht. Auf dem Platz, ja, dies kann man dann auch neidlos anerkennen. Auf den Rängen konnte man für den Haufen nur eine gesunde Portion Fremdscham empfinden, die auch außerhalb des Stadion bei Schmierereinen wie “USP Fotzen!” und “Osna Fotzen!” nicht wirklich abnahm.
Jeder eben so, wie er kann…
Bei uns litt die Stimmung wohl unterm Wetter und der baulichen Situation des lang gezogenen Blocks, war aber trotzdem okay. Es fehlte aber eben auch hier so ein bißchen der letzte Wille, oftmals war es eher ein Gemurmel denn ein lautes Schreien.
Nach dem Spiel dann das Erlebnis Münsteraner Verkehrsführung. Denn während der Parkplatz für die Gästefans direkt an der Hauptstraße liegt und man binnen Sekunden an der Bundesstraße und auf dem Weg zur Autobahn wäre, ist der Weg auf die Hauptstraße leider abgesperrt und man leitet den Verkehr einmal komplett ums Stadion herum. Ist gegen Osnabrück und Bielefeld bestimmt auch ne interessante Situation.
(P.S. Auf unserem Facebook-Account wurde mir erklärt, dass die Hauptstraße natürlich der Haupt-Abreiseweg für die Münsteraner wäre… ob dann vielleicht die gesamte Gäste-Parksituation mal überdacht werden sollte, steht wohl auf einem anderen Blatt.)
Zurück ging es per PKW und um 0.30h fiel ich dann auch ins Bett… das Warten auf den Europapokal dauert also noch mindestens ein Jahr länger. // Frodo
Links:
– Bericht moeliw: “Keine Sensation”
– Bericht siamo tutti FC St.Pauli: “Pokal aus: SC PrOIßen Münster – FC St. Pauli”
– Bericht und Fotos Breitseite: “Diesmal endete es in Münster”
– Fotos Aux Armes
– Spielbericht Kicker
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