Fußball in den West Midlands – Teil 3 von 3

(Hier findet Ihr Teil 1, und hier Teil 2.)

West Bromwich Albion –  Newcastle United 3:1, 05. Dezember 2010

Es ist schon lange her, als ich im Rahmen des Auswärtsspiels der Spurs in Birmingham aufgrund der frühen Rückflugzeit nur Zeit für eine kurze Stippvisite bei den  Albions hatte. Das Stadion „The Hawthorns“ liegt gleich nahe der gleichnamigen Bahnstation, welche man nach kurzer Fahrt von Birmingham Snow Hill erreicht.

The Hawthorns ist ein komplett geschlossener Ground mit einer alten, erhaltenen Haupttribüne und fasst heute 26.200 Zuschauer. Dadurch ist er sehr kompakt, was sich direkt und positiv auf die Stimmung im Inneren des Bauwerks auswirkt. Jetzt sind die Magpies aus Newcastle ohnehin ein lustiger und lauter Haufen, aber auch die Heimfans gaben direkt neben dem Gästeblock auf der gleichen Hintertortribüne ihr Bestes. Als Pub für Auswärtsfans gilt das nahe dem Stadion gelegene „The Oak“, wo sich an jenem Tag auch außerhalb des Pubs die Nordengländer  unter Polizeiaufsicht die Kante gaben.  Weitere Pubs in direkter Stadionnähe habe ich bei der für mich üblichen Umrundung nicht ausmachen können, so dass ich ungewohnt früh mein Heil im Stadion suchte. Dort hatte ich meinen Platz auf der Haupttribüne, deren Boden im geschlossenen Umgang sogar mit Laminat ausgelegt war. Echt gepflegt!
Wie auch in den anderen Stadien in Birmingham ergab sich auch hier nettes Geplauder mit den Fans von WBA. Alles in allem blieb vom Stadion, Fans und Atmosphäre ein netter Eindruck hängen. Leider musste ich sicherheitshalber kurz vor Schluss den Weg zum Flughafen antreten, so dass ich die beiden kurz vor Ende der Begegnung hintereinander gefallenen Siegtreffer für die Albions nur auf dem Weg nach draußen genießen durfte. Die meist genannte Worte an den Anzeigetafeln am Bahnhof New Street hießen an jenem Tag wegen einer Minischneedecke im Land aber „delayed“ oder „cancelled“.  Einer dieser inseltypischen Widrigkeiten, die man bei seinen Reisen dort aber unbedingt ernst nehmen sollte: Immer schön einen Puffer einbauen!

 

West Bromwich Albion, auch The Baggies“ genannt, ist  eher ein Verein der zweiten Reihe. Größere Erfolge liegen schon Jahrzehnte zurück. 2002 stieg WBA erstmals seit den Achtzigern wieder in die Premierleague auf und kann sich seitdem in der höchsten Liga oder in der Spitze der 2. Liga behaupten. Lokaler Rivale sind hauptsächlich die Wanderers aus Wolverhampton.  Dieses „ Black Country Derby“ ist eines der am häufigsten gespielten Fußball- Derbys der Welt und garantiert, wie soll es auch sonst im ehemaligen Kohlenpott Englands auch anders sein, eine Menge Aufregung.

Vorm Anpfiff im Hawthorns
Vorm Anpfiff im Hawthorns

Was geht sonst so in Birmingham ?

Hotels gibt es in Birmingham reichlich und relativ preiswert. Das ETAP liegt nicht weit von der Innenstadt entfernt, aber an einer mehrspurigen Hauptstraße. Der Fußgängertunnel unter der großen Straße auf dem Weg aus der Stadt schafft es allerdings locker in einen Tatortvorspann.  Wesentlich besser erreicht man das ruhigere gelegene und komfortablere heutige IBIS Style (ehemals Holiday Inn Express) in der Lionel Street: Nämlich durch das Paradies, genauer gesagt dem Paradise Circus. So wurde ursprünglich im 19. Jahrhundert eine Fläche von 7 Hektar in der Innenstadt von Birmingham benannt. Heute findet man dieser Stelle die zentrale Bibliothek, die Musikschule und irgendein mir unbekanntes Monument.  Der Name „Paradise“ prangt aber über dem Eingang einer Ende der sechziger/ Anfang der siebziger Jahre erbauten und dementsprechend  hässlichen Überbauung des innerstädtischen Verkehrsknotens. Außer dem unwirtlichen Weg zum Hotel und dem benachbarten, empfehlenswerten Pub „ The Shakespeare“  laden dort ein paar Lokale nur bedingt zum Verweilen ein. Besser aufgehoben ist der Besucher eher hier:  Im Pub „The Wellington“: Auf mehreren Etagen und einer Terrasse werden rund 16 verschiedene Biersorten (Ale) geboten. Wer hier nüchtern den Ort verlässt, ist selbst schuld. Im Pub „The Victoria“ in der John Bright Street: Hier findet man im Ausgehviertel angenehme Leute bei netter Musik (auch mal Ska und anderes). In Chinatown bekommt man gutes asiatisches Essen und im „Victoria Square Cafe“  gutes englisches Frühstück.

Ansonsten bietet Birmingham, nicht gerade eine Schönheit unter den Städten, ein großes Shopping Center (Bullring Center), ein paar Kirchen und Museen, mittlerweile einen nagelneuen Bahnhof mit integrierter Shopping Meile und eine besonders große Parade am St. Patricks Day, welche ich bei meinen ersten Besuch bestaunen durfte. Einige der größten Kolonien irischer Auswanderer sind nämlich in der Gegend um Birmingham beheimatet.

Alles in allem ist vor allen Dingen Birmingham, aber auch die Umgebung mit seiner Industriekultur, also durchaus eine Reise wert!

Zu nennen wären der Vollständigkeit halber noch die Vereine Coventry City und der Wallsall Football Club. Letzterer ein eher unterklassiger Club, der sich überwiegend in der dritten und vierten Liga aufhält. Coventry machte zuletzt auf sich aufmerksam, als der Clubbesitzer wegen Mietstreitigkeiten mit dem Eigner des Stadions die Spiele seines Clubs ausgerechnet im Sixfields Stadium von  Northampton austragen ließ und damit seine eigene Fans in Wallungen brachte. Viele streikten und besuchten die Spiele ihres Vereins in dieser Zeit nur bei Auswärtsspielen.  Legendär war daher auch die Party der „Sky Blues“ beim FA Cup Spiel beim FC Arsenal in London mit 9.000 Mitgereisten.

Beide Vereine habe ich aber noch nicht besucht, weswegen jetzt hier auch nichts weiter berichtet werden kann. // Christoph

 

 

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