Ich schreibe zuletzt zu selten, sagen Einige.
“Ja, aber im MillernTon lässt sich das doch alles viel besser aufarbeiten als im Geschriebenen!” antworte ich dann oft – zum Einen: weil es stimmt. Zum Anderen aber auch als Ausrede, weil mir zum Schreiben oft die Motivation fehlt – und auf Twitter oder Facebook eh schon meist alles gesagt wurde, nur eben noch nicht von Jedem.
Aber manchmal muss es dann doch raus – und sei es nur, um sich solidarisch zu erklären und Diskussionen (oder auch vermeintliche Selbstverständlichkeiten) nochmal zusammenzufassen.
Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt
Peter Fischer hat zuletzt deutlich Stellung bezogen. Als Präsident eines Erstligisten, auf der Mitgliederversammlung, gegen die AfD. Leider ist dies nach wie vor einzigartig, öffentliche Solidaritätsbekundungen oder gar gleichlautende Statements sucht man im Oberhaus bisher vergeblich. Auf der Mitgliederversammlung der Eintracht wurde er (trotzdem oder gerade deshalb?) mit 99% der Stimmen im Amt bestätigt.
Immerhin unser Nachbar in Stellingen tut sich positiv hervor, auf der kommenden Mitgliederversammlung wird es einen Antrag geben, dass “AFD-Mitglieder oder gleichgesinnte Personen nicht Mitglied im Hamburger-Sport-Verein e.V. werden oder der HSV Fußball AG angehören” (hsv Live, Seite 113, pdf).
Die AfD schreit natürlich (gewohnt Öffentlichkeitswirksam) in beiden Fällen “Verrat!” und zieht die abstrusesten Vergleiche, denen hier sicher kein Platz eingeräumt wird.
Die Diskussion, ob Vereinsausschlüsse von Mitgliedern einer “demokratisch in den Bundestag gewählten Partei” denn so erstrebenswert ist, erspare ich mir an der Stelle mal, ohne sie deswegen für irrelevant zu halten. Darum geht es hier aber gerade nicht.
Die Toleranzkeule können sich zumindest AfD-Wähler und Sympathisanten mal gepflegt selbst über den Kopf ziehen, entsprechende Kommentare dazu hier werde ich entsprechend auch absolut intolerant nicht freischalten, spart Euch die Mühe.
Nun aber zum Punkt: Peter Fischer war am Samstag zu Gast im ZDF-Sportstudio. Grundsätzlich immer noch eines der angenehmsten Sportformate im Deutschen Fernsehen, leider durch den neuen TV-Vertrag der Bundesliga (durch vorgeschriebene Mindestsendezeiten der Bundesligaspiele, insbesondere des Abendspiels) und die späte Sendezeit sicher mit weniger Aufmerksamkeit ausgestattet als früher. Aber auch dies soll hier nicht Thema sein.
Thema hingegen soll sein, wie Moderator Sven Voss dieses Interview geführt hat. Ausführliche Kommentare dazu kann man von Ben in seinem Blog sowie von Philipp Köster im Stern nachlesen.
Von mir nur in Kürze: In einer Zeit, in der den öffentlich-rechtlichen Medien (zurecht) vorgeworfen wird für den Aufschwung der AfD (mit)verantwortlich zu sein, weil man ihr in Talkshows übermäßig viel Platz zur Verbreitung gegeben hat, wäre es hier mal möglich gewesen einen Menschen mit Haltung zu präsentieren und ihm entsprechenden Platz einzuräumen. Stattdessen versucht man, mit fast schon beeindruckender Hartnäckigkeit, ihn von Anfang an in eine Verteidigungshaltung zu zwängen.
Chance verpasst, sehr schade.
Womit wir dann endlich beim eigentlichen Grund für diesen Artikel sind:
Ewald Lienen äußerte sich in seiner Funktion als Sky-Experte Am Montag auch zum Thema:
Ich habe euch die besagte Passage von heute Abend nochmal rausgesucht. Lienen zeigt klare Kante zum Thema, Wasserziehr würgt ihn beim Thema Sportstudio, Voss einfach ab. #Sky90 pic.twitter.com/1cOrHFnair
— Florian Reis (@vun_allem_ebbes) February 5, 2018
Klare Kante, deutliche Worte.
Wenn man Ewalds Auftreten bei Sky auch insgesamt eher kritisch sehen mag, so sind doch eben solche Statements das, warum man ihn
- als TV-Sender Sky dorthin eingeladen hat (oder haben sollte) und
- als St.Pauli-Fan zähneknirschend dort gewähren lässt, ohne die ganz große “Sky macht unsern Fußball kaputt, warum sitzt Du da?!“-Keule rauszuholen.
Und dann greift eben Patrick Wasserziehr ein, schneidet ihm das Wort ab und macht sich selbst zum Löffel.
Denn natürlich darf Ewald Lienen als Einzelperson Journalisten kritisieren – und die “Ich hab es nicht in Gänze gesehen!“-Aussage von Wasserziehr ist eben entweder ein Armutszeugnis für seine Vorbereitung oder eine Schutzbehauptung, um das Thema abzuwürgen.
Möge jeder selbst entscheiden, was zutrifft und was es jeweils über die Beteiligten aussagt.
Ewald Lienen möchte man zurufen: “Schmeiß hin, den Scheiß!”
Ein Platz am Tisch beim MillernTon-Podcast ist jedenfalls immer für ihn frei, er darf dann auch gerne wieder den Stone Island-Pulli tragen und “schelten” wen immer er will.
Babelsberg 03
Wir haben wohl grad “Lasst uns beweisen, dass Fußball und Politik sehr wohl zusammengehören“-Wochen.
Die Geschichte von Babelsberg 03 und dem NOFV spielt sich ja nun schon ein paar Monate ab – und wer dachte, Sportverbände hätten aktuell ein Imageproblem und müssten sich daher mal ein bisschen ins Zeug legen… nun ja, dem zeigt der NOFV, dass es immer noch etwas weiter gehen kann.
Oder auch: “Hold my beer!”, wie es im Internetsprech heissen würde.
Ob man jetzt bis August 2017 zurückgeht oder nur die aktuellen Geschehnisse versucht zu verstehen – es hinterlässt einen ziemlich ratlos.
Der Verein hat in den letzten Wochen und Monaten diverse Male seine Position sehr nachvollziehbar in der Öffentlichkeit dargestellt (aktuell nur mal die letzte Stellungnahme, mehr auf der Babelsberg Homepage) und zusätzlich jetzt auch um Unterstützung gebeten.
Spenden, Soli-Shirts, Soli-Mitgliedschaften – die Spanne ist sehr weit und für jeden Geldbeutel dürfte eine Möglichkeit dabei sein.
Tatsächlich steht weiterhin ein Ausschluss vom Spielbetrieb als Möglichkeit im Raum, ob ein entsprechender Antrag gestellt wird, will der Verband am Donnerstag bekannt geben.
Im Aufruf zur Unterstützung äußert der Verein die Hoffnung, ein Benefizspiel im KarLi gegen einen Erst- oder Zweitligisten austragen zu können.
Ich denke, da muss man auf den FC St.Pauli nicht sonderlich Druck aufbauen, die Gespräche hinter den Kulissen sind da sicher längst angelaufen. Wünschenswert wäre es aber natürlich auch, wenn hier ein “größeres Kaliber” wie der FC Bayern oder der BVB seine Bereitschaft erklären würde.
Dann spräche sicher nichts dagegen, selbst ein weiteres Spiel (zum Beispiel in der Sommervorbereitung) zusätzlich zu vereinbaren.
Hausdurchsuchungen
Kurz vorm Absenden dieses Artikels kam dann noch ein Hinweis der Braun-Weißen Hilfe zum Thema Hausdurchsuchungen, den sich jeder gerne durchlesen sollte.
So… und wenn ich mal noch mehr Zeit haben sollte, schreib ich auch noch was zu Hannover 96 und Martin Kind – muss aber auch nicht unbedingt sein. // Frodo
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