Carsten war in Augsburg und zieht ein Fazit nach drei Bundesligaspielen:

Vorab: Ich bin aufgeregt und enttäuscht. Die Reise nach Augsburg hängt mir noch in den Kleidern und daher wird es ggf. ein wenig emotionaler. Wichtig ist mir: Alle Dinge, die ich gleich schreibe, sollen nicht persönlicher Natur sein, sondern rein sportlich. Danke!

WWK Arena Augsburg. Foto: Juu

Freunde, die Null muss stehen. Sagte zumindest mal ein knorriger Trainer aus einem Düsseldorfer Vorort. Doch was der auf die Defensive bezog, kann man bei uns auf den Punktestand beziehen. Und wenn man sich die kommenden Gegner anschaut, dann mag sich der Fan unterschwellig die Frage stellen: Gegen wen wollen wir das denn ändern?

Seien wir ehrlich, Heidenheim, Berlin und auch Augsburg hätte ein machbares Auftaktprogramm sein können , aber am Ende dieser drei Spiele muss man feststellen: Es reicht nicht. Mit Kiel und Bochum sind zwar noch zwei weitere Mannschaften ohne Punkte unterwegs. Aber macht uns dies Hoffnung? Mir zumindest nicht.

Zeit also, die richtigen Fragen zu stellen. Da ich auf den Pressekonferenzen nicht nach den taktischen Möglichkeiten fragen kann, oder wer und wo was spielt, frage ich es einfach in den Raum: Wie können wir was ändern?

Mein Redaktionskollege hat neulich geschrieben: “Wenn ich nach Sankt Pauli fahre, habe ich grundsätzlich keine Erwartungen” (.. “dann kann mn auch nicht enttäuscht werden“, lautet das ganze Zitat – Anm. des Kollegen). Sportlich ist das sicher richtig, aber wir haben uns in den letzten Jahren etwas erarbeitet, was wir gerade wieder verlieren. Und zwar, dass wir eine Mannschaft waren, gegen die man nicht gerne gespielt hat. Wir haben schnellen Tempofußball gespielt und mit dem nötigen Einsatz das Mittelfeld zur FCSP Zone erklärt.

Gut, wir sind aufgestiegen und haben jetzt andere Gegner. Aber wir haben unsere Mannschaft auf keiner, wirklich auf keiner Position auch nur annähernd verstärkt. Wir haben einen Trainerverlust zu verzeichnen und damit logischerweise auch einen Systemwechsel. Natürlich war es nicht der Plan, den Trainer in der Sommerpause zu verlieren. Hätte man auf Vertragserfüllung bestehen sollen? Der Kader war so zusammengestellt, dass ein System gespielt wurde, das zu den Spielern passte und die Spieler wurden über die Jahre entsprechend verpflichtet. Nun wurde der Trainerwunsch erfüllt und ein neuer Trainer musste gefunden werden.

Die Frage, die sich Bornemann stellen musste: Das System von Blessin war bereits bekannt. Man hat also nicht unbedingt die Katze im Sack gekauft. Was an Spielermaterial versprochen wurde, bleibt das Geheimnis der beiden. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Blessin so naiv war, das Potenzial dieser Mannschaft mit “das reicht” einzuschätzen.

Leihe Morgan Guilavogui. Foto: Arigrafie

Also haben wir in der Sommerpause zwei grundlegende Neuverpflichtungen getätigt: Wir haben nicht den gesuchten Strafraumstürmer geholt, sondern einen sehr talentierten Außenstürmer, der eigentlich nicht die Qualität für die Box hat. Und wir verpflichteten Wagner aus Freiburg (in der letzten Saison auf Leihbasis in Fürth aktiv), der in die Rolle des Hartel schlüpfen sollte. Auch hier muss man nach drei Spielen resümieren: Das wird nicht funktionieren. Allein spielerisch wird das wohl nichts.

Unser Kader ist in der Breite gut aufgestellt, aber dass uns die Durchschlagskraft in der Offensive fehlt, hätte man schon letzte Saison sehen können. Es gab Dutzende Spiele, in denen wir uns Torchance um Torchance herausgespielt haben, aber viel zu fahrlässig damit umgegangen sind. Wir haben in der Offensive nichts, leider gar nichts, an Qualität dazugewonnen. Ich bin kein Hellseher, aber man muss schon ein sehr optimistischer Beobachter sein, um jemanden zu sehen, der im Sturm plus fünf Tore schießen soll.

Aus Freiburg geholt: Robert Wagner. Foto: Arigrafie

Da muss man sich schon die Frage stellen, warum hat man da nichts gemacht? Hat man dort keinen Handlungsbedarf gesehen?

Auch die Kommunikation der Verantwortlichen muss hinterfragt werden. So war immer wieder zu lesen und auf Pressekonferenzen zu hören, dass die ersten drei Spiele als Vorbereitung gelten. Da frage ich mich aber: Ist diese Vorbereitung dann jetzt zu Ende? Wir haben gegen Gegner gespielt, die alle drei an einem guten Tag und mit gutem Personal schlagbar gewesen wären. Aber, und das ärgert mich, wenn man die ersten wichtigen Spiele öffentlich als Vorbereitung deklariert, heißt das im Umkehrschluss auch, dass man sich bei Misserfolgen direkt eine entsprechende Ausrede zurechtgelegt hat. Wo ist das Selbstverständnis der letzten Jahre, einfach jeden Gegner schlagen zu wollen?

Kommen wir zur viel diskutierten Systemfrage: Im Grunde ist es mir egal, ich will Spieler, die im Notfall den Ball mit jedem erlaubten Körperteil über die Linie drücken. Aber seien wir ehrlich, und auch hier muss sich Bornemann die Frage gefallen lassen: Dass Alex Blessin nicht das System spielen lässt, das vorher gespielt wurde, sollte klar sein. Darüber tauscht man sich hoffentlich vorher aus. Dass dies aber auch direkt die Gefahr von unzufriedenen Spielern mit sich bringt, sollte nun nicht so überraschend sein. Entweder hätte man das System so ändern müssen, dass die Spieler, die spielerisch nicht mehr in die Taktik passen, den Verein verlassen und man hätte Neuzugänge verpflichten müssen, oder Alex Blessin bleibt bei der alten Spielweise. Jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Man ändert die Taktik, hat keine Neuzugänge, die Taktik funktioniert nicht und schon nach drei Spieltagen hat man unzufriedene Spieler im Kader.

Was tun? Sich hinstellen und sagen: “Ja, war blöd, wir spielen wieder wie letztes Jahr“. Aber dann ist der Trainer in seiner Rolle direkt angeschlagen. Weiter so spielen und auch die nächsten vier Spiele verlieren? Alles Szenarien, die nicht im Sinne des FCSP sein können. Die man sich mit guter und besserer Planung sicherlich hätte ersparen können.

Was nehmen wir aus den ersten drei Spielen mit? Sicherlich nicht viel Positives, evtl. dass wir mit Kiel und evtl. auch Bochum noch zwei andere Teams haben, die identisch schlecht performen. Ob das für uns reicht? Ich fürchte nein, ich sehe da nicht den Ansatz, dass man das Tempo und die Unwiderstehlichkeit der letzten Jahre wieder aufleben lassen kann. Schade finde ich es um Alex Blessin, der meiner Meinung nach zu Unrecht in der Kritik steht, denn wie gesagt, die Systemfrage stellte sich im Sommer und da hätte man seitens der Verantwortlichen reagieren müssen. Es ist also nicht die oft auf der Pressekonferenz gestellte Frage nach der Spielweise, es ist allein der Tatsache geschuldet, dass es im Vorfeld zu eklatanten Fehleinschätzungen der sportlichen Leitung kam. // Carsten

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