12.Spieltag (H) – Leverkusen und JHV

FC St.Pauli – Bayer 04 Leverkusen 0:1 (0:0)
Tor: 0:1 Renato Augusto (81.)
Zuschauer: 24.387 (ausverkauft, geschätzte 2.500 Gäste, ein paar freie Business-Seats)

Ach, nichts neues am Millerntor. Phasenweise gut bis sehr gut mitgespielt, sogar nah am Sieg geschnuppert (Asamoahs Pfostenschuß) aber unterm Strich verdient verloren, denn schon zur Halbzeit hätte es gut und gerne 0:3 stehen müssen.
Aber ich bleib dabei: Alles kein Beinbruch, gegen Kaiserslautern ist das nächste wichtige Spiel, wenn gegen Wolfsburg und Bremen aber gepunktet werden würde, würd ich mich auch nicht beschweren, klar.

Lassen wir das Spiel also mal so unspektatkulär unbeleuchtet, wie es auch angemessen ist und gehen gleich zu wichtigerem über:

Die Jahreshauptversammlung 2010

Es gab deutlich spektakulärere Versammlungen in den letzten Jahren, trotzdem sind die gut 500 anwesenden Mitglieder am ersten Tag und die gut 400 am zweiten natürlich ein Armutszeugnis. Klar gibt es für jeden Einzelnen sicher berechtigte Gründe, warum man an einem oder auch an beiden Tagen nicht konnte, aber wenn es an beiden Tagen nicht mal 5% der Mitglieder zur Versammlung schaffen, muss man sich schon fragen, ob da im Vorfeld was versäumt wurde oder den Leuten die Vereinspolitik einfach am Arsch vorbeigeht.

Der Sonntag stand jedenfalls im Zeichen des Präsidenten… sowohl des neu zu wählenden, als auch des grade verabschiedeten, der ja nun schnell zum Ehrenpräsidenten gewählt werden sollte. Während ersteres eine reine Formsache war (ebenso wie die Wahl seiner Vizes, alles weitere zu beiden Wahlen hier) war letzteres wohl für viele DER Grund zu erscheinen.
Corny hatte dann auch Gelegenheit, unter dem Tagesordnungspunkt “Bericht des Präsidiums” Werbung in eigener Sache zu machen. Fand ich so dramatisch jetzt nicht, schließlich gehörte er in dem Geschäftsjahr zu dem der Bericht war ja auch noch zum Präsidium bzw. war ja derartiges Lobpreisen fast zu befürchten gewesen. Ein Teil der anwesenden USPler verließ daraufhin demonstrativ den Saal… ist sicher nicht die feine englische Art und zeugt nicht von sonderlichem Respekt Corny gegenüber, aber da mag dann jeder gerne selber mal bei USP nachfragen, was denn Corny so in den letzten Jahren gegenüber USP alles getan hat und ob er sich dafür Respekt verdient hat oder diese Reaktion nicht eher doch mehr als verständlich war. Klar ist auch: Die Mehrheit der USPler blieb sitzen, nur nach der Rede wünschte ich mir, ich wäre auch gegangen.
Die Gerüchteküche hatte in den letzten Wochen und Monaten vermeldet, Corny wünsche sich selbst eine gehobene Anerkennung und hätte dafür seine Wahl zum Ehrenpräsidenten vorgeschlagen. Die Vereinssatzung hatte ihn noch nie gekümmert, insofern wäre es nur konsequent gewesen, diese Wahl auch durchzuführen, obwohl ein derartiger Titel eigentlich nicht vorgesehen ist. Da man da einigen Gegenwind offenbar auch durchaus mit einkalkuliert hatte, stammte der Antrag nicht von irgendwem, sondern von insgesamt 62 Personen, allen voran die komplette sportliche Leitung inkl. Stani, Truller und Schulte. Ersterer sollte nun auch die Begründung des Antrags liefern, damit wollte man wohl die Kritiker austricksen, denn wer würde es schon wagen, gegen den Willen des Startrainers zu stimmen? Insgesamt aber ein aus meiner Sicht etwas halbherziger Vortrag von Stani, da hab ich von ihm schon intensivere Reden gehört.
Gernot Stenger, seines Zeichens ja immerhin auch Jurist, legte nun der Versammlung dar, dass das Präsidium den Antrag sehr intensiv geprüft hätte, schließlich wollte man in so einer brisanten Frage weder einen gegen die Satzung verstoßenden Antrag zulassen, noch einen satzungskonformen Antrag unberechtigt abweisen.Und im Vereinsrecht sei so ein Titel, wenn er nicht mit Rechten und Pflichten verbunden sei, eben auch ohne Niederschlagung in der Satzung durchaus möglich.

Den entscheidenden Redebeitrag aber leistete der Ehrenrat, der eigentlich originär für derartiges zuständig sein sollte und Corny auf der JHV auch mit der Ehrenmitgliedschaft ehren wollte. Laut Manfred Heinziger, dem Vorsitzenden des Ehrenrates, ist der Ehrenrat der Ansich, die vorhandenen Möglichkeiten zur Ehrung sind absolut ausreichend und der FC St.Pauli braucht weder einen Ehrenpräsidenten noch -manager noch -trainer. Gut gebrüllt, Löwe, exakt meine Meinung. Insbesondere, wenn eine derartige Position nicht exakt definiert ist und mal eben so mit ner einfachen Mehrheit eingeführt werden soll. Auch der Amateurvorstand hatte sich dieser Sichtweise bereits vorher angeschlossen, und in der hervorragenden Rede von Alexander Gunkel (Vorsitzender der AFM) ließ sich ebenfalls erkennen, dass die Wahl eines Ehrenpräsidenten hier keine Begeisterungsstürme hervorrufen würde.
Also nochmal: Ein Ehrenpräsident soll gewählt werden, gegen den Willen des Ehrenrats, des Amateurvorstandes und zumindest ohne Unterstützung der größten Abteilung des Vereins… was für eine Ehre ist das dann noch?

Um mal ein anderes Beispiel anzuführen, bzw. zu verdeutlichen, was für mich ein Ehrenpräsident sein sollte: Er sollte eine unangreifbare Position im Verein haben, von Minimum 95% aller Mitglieder geschätzt und respektiert werden und sich um den Verein in unglaublicher Weise über lange Zeit verdient gemacht haben. Letzteres könnte man Corny auch zugute halten, seine Verdienste sind unumstritten, daher ist auch die angedachte Ehrenmitgliedschaft gerne berechtigt, auch wenn er noch keine 60 Jahre Mitglied ist. “Unangreifbar” und “Minimum 95% Unterstützung” passt aber nicht, im Gegenteil. Werte, die vielleicht ein Uwe Seeler beim hsv erreichen könnte, oder Stanislawski und Trulsen im Jahr 2040, wenn sie nach drei Europapokalsiegen als Trainer, Co-Trainer, Präsident und Vizepräsident das bereitete Feld ihren Nachfolgern überlassen. Aber eben nicht ein Corny Littmann, der neben jenen Verdiensten eben auch viel zerdeppertes Porzellan zu verantworten hat und eben nicht einmal den Ehrenrat und den Amateurvorstand in dieser Frage hinter sich bringen kann.
Und überhaupt: Eine “Kampfabstimmung” über einen “Ehrenpräsidenten” ist so ziemlich das absurdeste, was ich mir vorstellen kann, und genau darauf wäre es ja hinausgelaufen.

Aber: Alles wurde gut. Trotz der etwas fragwürdigen Veranstaltungsleitung an dieser Stelle, wurde dann irgendwann darüber abgestimmt, ob man denn diesen Antrag jetzt behandeln wolle oder ihn nicht doch lieber zurück zur Überarbeitung gebe. Und mit 244 – 214 Stimmen wurde dann gegen eine Behandlung gestimmt. Gut so, und nüchtern betrachtet das Beste, was für Corny und diesen Titel passieren konnte. Aller Voraussicht nach, wäre eine Abstimmung ähnlich im Ergebnis gewesen, und dann wäre dieser Antrag für alle Zeit unwählbar geworden.
Und selbst wenn er mit 230 – 220 Stimmen oder einem ähnlichen Wert gewonnen hätte, was wäre das denn für ein Ergebnis für einen “Ehrenpräsidenten”?

Für einigen Wirbel sorgte dann noch der Antrag, die Blöcke U8 und U9 auf der Haupttribüne wieder einzuführen. Den Antrag hatte ich im Vorfeld mit einiger Neugier betrachtet, denn die Idee als solche fand ich sehr gut. Ich war gespannt, wie genau sich der Antragssteller (Jens Feldhusen, der am Folgetag auch noch für den Aufsichtsrat kandidieren sollte) dies vorstellte, wie emotional seine Rede werden würde, wie er den alten Stamm der Mitglieder auf seine Seite bringen wollte.
Und dann… kam nichts! Keine Begründung für den eigenen Antrag, keine Vorschläge wie genau das laufen soll, keine Zahlen, keine Argumente. Ein desaströses Bild, an dem selbst die mehr als hanebüchenen Erklärungsversuche von Meeske und Helbing nichts mehr ändern konnten, die zum einen sehr hochgeriffen erscheinende Zahlen aus dem Hut zauberten und zum anderen die Rollstuhlfahrer als Hinderungsgrund ansahen. Ähm… ja, erschien mir komisch, konnte aber eben auch vom Antragssteller nicht entkräftet werden.
Da wäre es dann doch besser gewesen, sich mit den vorhandenen Strukturen innerhalb der Fanszene mal auszutauschen, denn ich kann mir gut vorstellen, dass sowohl in der AFM, der AGiM, dem Übersteiger oder auch dem Ständigen Fanausschuss zum einen genug Zustimmung zur Grundidee, zum anderen aber eben auch tatkräftige Unterstützung bei der Planung des Antrags zu finden gewesen wäre. Das soll jetzt bitte auch nicht nach “Wenn Du nicht fragst, bist Du eben auch selbst schuld!” klingen, sondern eher das Bedauern über eine verpasste Chance ausdrücken. Denn der Inhalt bzw. die Idee des Antrags ist ja durchaus eine Gute… sie wurde nur eben aufgrund der schlechten Vorbereitung kläglich vergeben. Wenn bei einem Antrag zur Abschaffung von Business-Seats nicht einmal ÜS-Vertreter und USPler zustimmen, scheint wirklich offensichtliches verpasst worden zu sein.

Am Montag standen dann noch die Ehrungen an, bei denen zweifelsfrei die größten emotionalen Momente anstanden. Und da ist es dann auch völlig egal, ob Ehrenmitglieder oder Ehrenpräsidenten. Corny Littmann wurde dann aber überraschenderweise nicht zum Ehrenmitglied, obwohl der Ehrenrat dies doch vorher noch angekündigt hatte. Während der Blog des Roten Stern dies bereits als Ablehnung der Ehrenmitgliedschaft interpretiert, sprechen andere Stimmen noch davon, Littmann hätte evtl. nur auf eine öffentliche Ehrung verzichten wollen, nach den Vorfällen des Vortags. Fakt ist: Stand heute ist er nicht Ehrenmitglied… und sollte er tatsächlich die Ehrenmitgliedschaft abgelehnt haben (und nicht nur die öffentliche Ehrung an diesem Abend), so hat er aus meiner Sicht jede Chance darauf verwirkt, jemals Ehrenpräsident zu werden, denn das wäre eine extreme Unverschämtheit gegenüber dem Verein und verdienten Personen wie z.B. Günter Peine. Aber vielleicht kommt dazu ja in den nächsten Tagen auch noch was offizielles.

Die Aufsichtsratswahl verlief dann ebenso unspektakulär wie die des Präsidiums am Vortag.  Und wenn man bei bwin hätte auf diese sieben Personen setzen können, wären für 10,-€ wohl nur 11,-€ ausgezahlt worden. Aber Kontinuität ist in guten Zeiten ja auch wirklich nichts schlechtes und die sechs bisherigen Mitglieder haben es daher auch ebenso verdient wie Marcus Schulz. Von letzterem wünsche ich mir dieses Mal aber wirklich, dass er nicht zum dritten Mal zurücktritt, sondern das bis zum Ende durchzieht. //Frodo

Sonstiges:

– Faryd Mondragon verlässt im Winter den 1.FC Köln. Es dürfte interessant werden, wie sich der “Effzeh” da jetzt auf dem Transfermarkt verhält. Behalten sie die Ruhe und vertrauen auf den jungen Varvodic, dürfte Kessler wohl im Sommer von uns zurück an den Rhein wechseln… vorausgesetzt, der Effzeh spielt weiterhin in Liga 1.
Aufgrund der prekären Lage könnte aber natürlich auch eine neue “starke” Nummer 1 verpflichtet werden, was einen Verbleib von kessler bei uns dann wahrscheinlicher machen würde. Man wird sehen.

– Viva con Agua ist ab sofort Trikotsponsor der U23, Gratulation!

– die 4.Herren eilt von Sieg zu Sieg! 10 Spiele, 9 Siege, ein Unentschieden, Spitzenreiter! Geile Sache, Jungs, so sponsern wir Euch gerne! Warum in der Tabelle aber nur 25 Punkte statt 28 Punkte stehen, müsste mir bitte nochmal jemand erklären…

– Mittelfuß angebrochen bei Dennis Daube… scheiße, er hatte mir wirklich gut gefallen und ich hatte ihm gegönnt, endlich den Anschluß gefunden zu haben. Kopf hoch, Dennis!

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