19.Spieltag (H) – Karlsruher SC

St. Pauli – Karlsruher SC 0-2 (0-0)
Tore: 0-1 Ilian Micanski (63.), 0-2 Manuel Torres (84.)
Zuschauer: 29.063 (ausverkauft – 2.000 Gästefans)

Letztes Spiel im Jahr 2013, Flutlicht erhellt ein ausverkauftes Millerntor und der Dritte der Tabelle trifft auf den Fünften. Ziemlich gute Voraussetzungen also einen Gegner zu empfangen, der seit acht Spielen ungeschlagen ist und mit Sandhausen zusammen die zweitbeste Defensive der Liga auf den Platz bringt. Und trotzdem ging St. Pauli als leichter Favorit ins Spiel, gerade die beiden Auswärtspartien gegen Aue und 1860 haben doch ein wenig beflügelt.

Der Spieltag begann eigentlich ganz vielversprechend, es blieb trocken und so gab es anders als beim Spiel gegen Kölle die Gelegenheit entspannt vor der Gegengerade rumzustehen. Das Stadion (auch der Gästeblock) füllen sich relativ schnell, eine Stunde vor Anpfiff sind die Stehplätze größtenteils belegt. Die Verabschiedung von Bene sollte ja in der Halbzeit vollzogen werden, somit steht dem Einlauf der Mannschaften nichts im Wege. Die Südkurve zeigt eine einfache, aber schicke Choreo und die anderen Bereiche versinken in Papierschnipseln und dem blickdichten Rauch von Wunderkerzen.

USP-Choreo vor Spielbeginn: "Alles auf St.Pauli!" FC St.Pauli - KSC, 20.12.2013
USP-Choreo vor Spielbeginn: “Alles auf St.Pauli!”
FC St.Pauli – KSC, 20.12.2013

Apropos wundern, die Polizei hatte offenbar kurzerhand beschlossen, die bei Jung und Alt beliebte Veranstaltung „Polizei&Show“ öffentlichkeitswirksam vor die Nordkurve zu verlegen. Nach dem ein Böller das Schweigen der ksc-Fans durchbrochen hatte, dackelte eine Reihe behelmter Menschen vor den Gästeblock und fand daran wohl soviel gefallen, dass sie ihre Reise bis an die Ecke Nord/Gegengerade fortsetzte. Dort ließen sie sich eine Minute feiern, dackelten wieder zurück und blieben witzigerweise nicht mal vor dem eigentlich Ziel – dem Gästeblock – stehen. Eine Zugabe gab es nicht, war aber unterhaltsam.

Das Spiel lief zu dem Zeitpunkt bereits, gerade die erste Viertelstunde sah für die boys in brown ziemlich gut aus. Ach ne, irgendein brillantes Socialmarketinggenie kam auf die Idee, Sondertrikots auf den Rasen zu bringen um sie anschließend zu versteigern (für ein absolut unterstützenswertes Projekt). Es mag zwar sehr abergläubisch klingen, aber welcher Mensch lässt die Mannschaft im getarnten DFB-Pokaltrikot auflaufen? Weil wir dort immer so gut auftreten? War das die Rache von Upsolut? Egal, mit Pokaltrikots spielt man nicht zweimal.

Wunderkerzen-Inferno zum Anstoß.
Wunderkerzen-Inferno zum Anstoß.

Zurück zum Spiel, St. Pauli wirkt dynamischer und ist mit ordentlich Druck nach vorne unterwegs. Besonders Halstenberg hat meiner Meinung nach einige schöne Momente gezeigt, sammelt gerade am Anfang einige gefährliche Chancen auf dem Zettel. Karlsruhe verlässt sich geschickterweise auf seine Defensive, die in den meisten Fällen auch wirklich sehr gut steht. Und so ist die erste Hälfte zwar hübsch anzusehen, irgendwie liegt auch ein Tor in der Luft, aber mit fortschreitender Zeit dämmert es immer mehr Leuten, dass hier die Taktik einer Mannschaft aufgeht, und das leider nicht die der Unseren. Der KSC verteidigt, sorgt in den wenigen Offensivmomenten immer für Unruhe und agiert auch durchaus aggressiv gegen den Mann. Kurz vor der Pause wird es ein bisschen ruppiger auf dem Platz und dementsprechend unruhiger auf der Tribüne. Es bleibt nach 46 gespielten Minuten ein ungewisses Gefühl.

Die Pause bringt ja eine Besonderheit mit sich, ein weiterer Derbysieger (vielleicht sogar DER Derbysieger) wird verabschiedet. Bei Bene gab es für mich zwei „Überraschungen“ in seiner Zeit bei uns. Die erste war am 16.2.2011 als kurz vor dem Spiel durchsickerte, dass Bene im Kasten stehen würde. Klar, gewünscht haben ihm diese Chance wohl viele, aber damit gerechnet? Eher nicht. Der zweite Überraschungsmoment kam dann im September dieser Saison, Bene verlässt den Verein Richtung Österreich. Verständlicherweise könnte hier angefügt werden, viel zu oft musste er Rückschläge einstecken und verkörpert trotzdem – immer noch – wie kaum ein anderer unseren Verein. Die Verabschiedung an sich fand ich ein wenig unpersönlich, ob es von ihm gewünscht war, weiß ich nicht. Vielleicht wäre sie vor dem Spiel besser platziert gewesen, so war es nicht der Rahmen, den ich mir für diesen einzigartigen Torhüter gewünscht hätte.

So, Anpfiff zweite Hälfte. Beide Mannschaften kommen nicht ganz so aktiv aus der Kabine wie im ersten Durchgang, einige wenige Chancen in den Spielminuten 45 bis 60. Und gerade als es sich so ein wenig in Richtung unterdurchschnittliches Zweitligagekicke entwickelte, schlägt Karlsruhe zu. Buchtmann macht bis zum gegnerischen 16er alles richtig, sucht erfolglos die Lücke für einen Pass und der KSC spielt einen ansehnlichen Konter gegen eine absolut ungeordnete St. Pauli-Defensive. Der sportlich-verbesserte Hennings scheitert noch an Tschauner/Thorandt, Micanski kann den Ball allerdings aus kürzester Entfernung ins leere Tor bugsieren.

Und ehrlich gesagt, damit war das Ding durch. Wenn du gegen den KSC in der zweiten Hälfte ein Tor kassierst und du vorher schon immer seltener durch die Abwehr gekommen bist, sieht es eher düster aus. Es gibt derzeit halt keinen wirklich effektiven Stürmer bei uns im Team, welcher mal ein hässliches 08/15 Knipsertor aus dem nichts machen könnte. Der KSC kann besonders Bartels und Rzatkowski sehr gut ausschalten, diese können den eingewechselten Verhoek zu selten in Szene bringen. Die Hoffnung auf ein 1-1 (Eigentor, Tschauner mit Fallrückzieher oder Brych sieht irgendwie in der 96. Minute irgendwo ein Tor) wird mit dem 0-2 durch Torres in der 84. Minute begraben. Der KSC-Block hat plötzlich die Halsschmerzen überwunden und zeigt nochmal satte fünf Minuten eine gute Performance. Brych pfeift ab, verlässt unter dem immer länger werdenden Rettungstunnel den Platz und die Mannschaft verabschiedet sich in die Winterferien.

Kurz zu Brych: Im Nachhinein sind die meisten Entscheidungen okay, aber dieser Mensch ist durch seine Art und Weise in Spiel zu führen, eine einfach unsympathische Erscheinung. Zwischenzeitlich wirkt er ein wenig verfahren, hat das Spiel nicht in jedem Moment zweifelsfrei unter Kontrolle. Der passt zur Fifa und zur WM, ganz ehrlich.

Unterm Strich geht die Niederlage in Ordnung, ein Aufstiegsplatz wäre vielleicht echt ein wenig zu viel des Guten für die Winterpause. Ronnie Biggs tot, die Gegengerade durfte USP nicht auspfeifen und eine vermeidbare Niederlage runden eine gebrauchte Woche ab.

„Highlight“
Roland Vrabec darf weiter machen! Absolut zurecht, alles andere hätte auch nicht verkauft werden können. Überraschend vielleicht gleich bis Mitte 2015, irgendwie freue ich mich jetzt schon auf seine Handschrift in der zukünftigen Kadergestaltung. Also Roland, schön dass du da bist! Bitte nicht den Verein erpressen. //  Daniel

Links:
– FCSP Athens South End Scum: “Nevermind
– USP Bilder
– Bilder auch endlich mal beim OSTBLOCK (*pfff, als ob man uns entgehen könnte)
USP Stellungnahme zum Transpi in der Münchner Südkurve

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