Nach Fortuna ist vor Düsseldorf
Zwei Cello für ein Halleluja!

Ich hasse Samstagabend-Spiele! Nicht, dass ich etwas gegen Partien unter Flutlicht hätte, – allein die Warterei macht mich kirre. Ab 13 Uhr glotzt man den Liga-Konkurrenten auf die Füße, danach schaut man eine Liga höher (wahlweise Einzelspiel oder Konferenz) und um 18.30 bekommt man nochmals Erstliga-Fußball serviert. Zwischendurch rauscht die Info rein, dass wir den 22-jährigen Schweden Erik Ahlstrand fürs zentrale Mittelfeld verpflichtet haben und ich vertreibe mir die Zeit mit Hausarbeit: Abwaschen, Bett beziehen, Kochen und Waschmaschine anstellen. Die Zeit vergeht im Schneckentempo. Ab 19.30 soll die Vorberichterstattung auf “Sport1” beginnen, doch Volleyball überzieht. Die Wäsche ist inzwischen aufgehängt, der Magen gefüllt und das Geschirr im Schrank verstaut.

Volle Hütte in Düsseldorf
(Foto: Susa R. / Fanclub Hafenklang)

Fortuna-Trainer Daniel Thioune redet erst von “FC St. Paulianern” und im nächsten Satz von “Pauli”. Oh mannomann! 20 Uhr, ab zu “Sky”. Torsten Mattuschka redet sich – wie fast immer – um Kopf & Kragen, lobt aber Aljoscha Kemlein für sein Startelf-Debüt gegen Kaiserslautern. Dann ist es endlich soweit! 20 Uhr 30, die Akteure betreten die Bühne. Die “Merkur Spiel-Arena” ist pickepackevoll! Kein Wunder, waren doch alle Karten im Rahmen des Projekts “Fortuna für alle” komplett umsonst. Auch gut 5.000 St. Pauli-Fans sorgen für reichlich Stimmung. Auf die aktuelle Situation seiner Vertragsverhandlung angesprochen, gibt unser Trainer zu Protokoll: “Interna müssen intern bleiben”. Der Rasen ist grün, die Trikots Braun und Weiß und Rot ;-))

St. Pauli hat Anstoß und ich irgendwie etwas Angst. Doch die Jungs pressen und stressen, die Fortuna findet nicht ins Spiel. Variabel und schnell im Umschaltspiel agiert Braun-Weiß, und als Vertragsverlängerer Nikola Vasilij nach 14 Minuten erstmals eingreifen muss, macht er dies äußerst souverän. Im direkten Gegenzug gibt es nach einem Foul an “Dapo” Afolayan einen Freistoß. Eric Smith zielt daneben, doch Halt – ein Ellbogen ist im Spiel! Den fälligen Strafstoß verwandelt “Cello” Hartel ganz cool. Ich höre “Song 2” in meinen Ohren.

Halbzeit in Düsseldorf
(Foto: Biggi / Fanclub Hafenklang)

Defensiv wie offensiv zeigen die Kiezkicker perfektes Positionsspiel. Nach einer weiten Flanke auf Dapo, leitet dieser die Kugel weiter zu Manolis Saliakas, dessen Zucker-Anspiel Cello per Kopf zum 2:0 veredelt. Chapeau!
Im weiteren Spielverlauf demonstrieren die Kiezkicker eindrucksvoll, warum sie zu Recht ganz Oben stehen. Direkt nach einem Ballverlust wird der Gegner nicht gedoppelt, sondern gleich dreifach attackiert. Ein dritter Treffer will trotz einiger guten Gelegenheiten nicht fallen. Um den Gegner zu verwirren, taucht Dapo plötzlich auf der linken Seite auf, Jojo verteidigt am eigenen 16ern und Karol Mets geht steil in die Offensive. Philipp Treu prüft noch die Haltbarkeit des Außennetzes, doch es hilft alles nichts. In der 83. Minute dann der überraschende Anschlusstreffer der Fortuna. Christos Tzolis schließt einen Konter zum 1:2 ab. Der Treffer hätte auf Grund eines Foulspiels zuvor an Dapo allerdings nicht zählen dürfen. Egal, unsere Helden schaukeln das Ding sicher über die Zeit. Und wenn sie am Dienstag genauso entschlossen und variabel auftreten, ist mir weder Angst noch Bange.

St.Pauli-Kurve
(Foto: Uwe O.)

Fortuna Düsseldorf: Kastenmeier – Gavory (87. Jastrzembski), Hoffmann, de Wijs, Iyoha (73. Uchino) – Engelhardt, Tanaka – Niemiec (61. Klaus), Jóhannesson (61. Daferner), Tzolis – Vermeij
FC St. Pauli: Vasilj – Wahl, Smith, Mets – Saliakas (89. Ritzka), Kemlein, Hartel, Treu – Afolayan (84. Boukhalfa), Eggestein, Saad (80. Amenyido) Tore: 0:1 Hartel (16., HE), 0:2 Hartel (26.), 1:2 Tzolis (83.)
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
Fans: 52.000
// Hossa – P.S.: Mein Tipp war richtig ;-))

Vorhang auf zum zweiten Akt
Ob Liga, ob Pokal – wir schlagen jeden, scheißegal!

Delmenhorst, Schalke, Homburg waren die Gegner der Kiezkicker in den bisherigen Pokalspielen. Die Fortuna hatte es in der ersten Runde mit dem bayrischen Regionalligisten FV Illertissen zu tun und siegte dort unspektakulär mit 3:1. Etwas schwerer tat sich das Team von Daniel Thioune im zweiten Pokalfight bei der SpVgg Unterhaching: Nach 90 Minuten stand es dort 3:3 und erst in der Verlängerung bezwangen die 95er die nächste Mannschaft aus dem Freistaat mit 6:3.
Auch in der dritten Runde musste die Fortuna auswärts antreten. Mit Ach und Krach wurde die Reise zum 1. FC Magdeburg mit 2:1 siegreich gestaltet. Ab der 15. Minute rannte die Thioune-Elf einem Rückstand hinterher und schoss sich erst in den Schlussminuten ins Achtelfinale.

Nach dem Ligaspiel in der Rheinmetropole empfangen die Jungs von Trainer Fabian Hürzeler nun die Düsseldorfer am Millerntor. Und unser Coach darf wieder an der Seitenlinie stehen.

Unser altes Millerntor
(Foto: Hossa)

Im DFB-Pokal trafen beide Clubs erst einmal aufeinander: Am 17. August 1991 unterlag der FC St. Pauli vor der sagenhaften Rekordkulisse von 5.500 Fans im Düsseldorfer Rheinstadion 1:2. Schiedsrichter war übrigens ein gewisser Markus Merk, seines Zeichens Zahnarzt aus Otterbach bei Kaiserslautern. Die braun-weiße Elf startete mit folgenden Spielern: Klaus Thomforde – Torsten Fröhling – Bernd Hollerbach – Robert Nikolic – Dieter Schlindwein – Dirk Dammann – Jürgen Gronau – Peter Knäbel – Ralf Sievers – Martin Driller – Ivo Knoflicek (bis auf Schlindwein und Hollerbach allesamt Lieblingsspieler). Trainer war Horst “Fussel” Wohlers. Unser Klaus “Das Tier im Tor” Thomforde kassierte zwei Treffer, Driller markierte in der 81. Minute den schmeichelhaften Anschlusstreffer für Braun-Weiß.

Das Tier im Tor
(Foto: Hossa)

Nun kommt es also nur knapp 70 Stunden nach dem Ligaspiel zum Pokal-Match gegen die Rheinländer. Wetterprognose: 10° C, Regenwahrscheinlichkeit: 8 %.
Mein Tipp: 3:1. // Hossa

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