Oder: Dennis – ich bin allein zu Haus!
Es war Mitte der 90er Jahre. Eine Auswärtsfahrt nach Mönchengladbach. Die Gruppenreise mit der Bahn führte die braun-weiße Schar bis Duisburg, ab da ging es mit dem Regionalverkehr weiter. Von strikter Fantrennung keine Spur und so lernte ich Borussia-Fan Dennis kennen. Eine Sportzigarette und Fachsimpelei über Fußball, unsere Vereine und die Fanszenen überbrückten die Fahrzeit und wurden zum Band der Verbundenheit. In den Farben getrennt, in der Sache vereint.

Wir haben uns in den folgenden Jahren häufig getroffen, ohne uns je verabredet zu haben. Einmal trafen wir uns wirklich zufällig in einem Kiosk in Mönchengladbach auf dem Weg zum Stadion. Auch bekam er mehrfach ein Gästebett bei mir, wenn seine Borussia gegen uns oder die anderen in Hamburg kickte. Da hatten man sich natürlich gedatet. Einmal hatte ich ihn sogar in die Gegengerade mitgenommen und beim VfL-Führungstor jubelte er – aufgrund meiner Empfehlung – doch sehr verhalten. Leider ist der Kontakt (vielleicht auch durch Wechsel der Telefonnummern) inzwischen abgerissen (siehe unten).
Kurz vor der erwähnten Auswärtstour hatte ein völlig durchgeknallter französischer Präsident irgendwo auf der anderen Seite der Erde eine Atombombe zünden lassen. Unter lauten „Fuck, Fuck, – Fuck Chirac!“-Rufen zog die braun-weiße Bande vom Bahnhof gen Stadion. Begleitet, aber dennoch unbehelligt durch die Staatsmacht.
Bökelberg. Das steilste Stadion im Land. Als ich auf der obersten Stufe der Kurve ankam, hatte ich das Gefühl, als wenn ich direkt über dem Tor, also quasi über der Latte, stehen würde. Und das mit meiner Höhenangst. Dennoch einfach sensationell. Noch besser war damals allerdings der 4:2-Sieg unserer Kicker und die Rückfahrt.
Nun aber zur Gegenwart: Fünf der letzten vier Partien hat die Borussia gewonnen, davon zwei auswärts. Mit bislang 15 Treffern hat Nationalspieler Tim Kleindienst (zuletzt Gelb-Rot gesperrt) maßgeblichen Anteil daran, dass der VfL aktuell auf Rang Sechs der Tabelle steht. Am vergangenen Spieltag gewann das Team des schweizer Trainers Gerardo Seoane 1:0 gegen RB Leipzig. Den entscheidenden Treffer erzielte Alassane Pléa. Der Franzose hat nun seinerseits bereits auch schon zehn Treffer auf dem Konto. Ein gefährliches Sturm-Duo also, das somit für 25 der bisher erzielten 44 Borussen-Tore verantwortlich ist. Europa ruft! Im Hinspiel erzielten beide eben erwähnten Borussen-Kicker die Tore zum 2:0-Sieg des VfL.

Spielen unsere Jungs zu fair? Info von der Homepage des FC St. Pauli: „In der Allianz Arena zückte Schiedsrichter Florian Badstübner dreimal Gelb, jedes Mal für einen FCB-Akteur. Unser Team blieb auch im dritten Spiel in Folge ohne Verwarnung und führt die Fairplay-Tabelle mit 37 Gelben Karten und einer Roten nun vor Eintracht Frankfurt (40 Gelbe Karten, eine Gelbe-Rote Karte) und dem FC Bayern München (43 Gelbe Karten, eine Rote Karte) an“. Nun gut – gibt ja auch etwas Kohle am Saisonende dafür.
In unserer letzten Bundesligasaison gewannen die Kiezkicker im September 2010 auswärts 2:1 und im Februar 2011 am Millerntor sogar 3:1 gegen die Gladbacher. Das darf nun mal gerne wiederholt werden.
Eine Frage bleibt noch: Ist Gladbach statt Mönchengladbach so frevelhaft wie Pauli ohne Sankt?
Die Vorhersage lautet 10° C bei fettem Sonnenschein und einem ganz aufregenden Schlagabtausch, mit dem feinen 3:2 am Ende für die Guten. // Hossa
P.S.: @Dennis, MGL-Fan aus Duisburg: Wenn du das hier liest, melde dich mal über die Redaktion oder Kommentar…