Zwei Sachen über den BVB – Kino in HH und Boykott auf Schalke

Das ich im Blog mal freiwillig etwas über die Dortmunder Borussia schreiben würde, ohne jeglichen Bezug zum FC St.Pauli, hätte ich mir auch nicht träumen lassen. Höchstens, wenn die sich spontan selbst aufgelöst hätten, aber davon ist man wohl weit entfernt. Stattdessen gibt es zwei Themen, über die es sich zu schreiben oder berichten lohnt.

Kinopremiere in Hamburg

Am 09.09. gibt es um 21:00 Uhr (pünktlich) im 3001 Kino, Schanzenstraße 5 (im Hof) für 9,-€ zum ersten mal in Hamburg den Dortmunder Independent-Film „Oh Fortuna“ zu sehen. Ein Besuch, bei man nichts falsch machen kann, weil die Überschüsse an „Viva con Agua“ gehen. D.h.  also man muss sich nicht ärgern, sollte einem der Film nicht gefallen, sondern kann sich freuen, dass man einen Beitrag zum sauberen Wasser dieser Welt geleistet hat. Und wann gibt es schon einen Abend an dem man nichts falsch machen kann? Also kommen!
Neben dem Hauptfilm „Oh Fortuna“ von Johannes Klais und seinem Team, der am Abend anwesend sein wird, wird es einen Vorfilm von Steffen Gerdes über die letzte Reise von „Viva con Agua“ nach Äthiopien geben, der Euch das Projekt noch mal näher bringen soll und exemplarisch zeigt, was mit Eurem Geld geschieht.
Für alle, die dann noch mehr Infos zum Hauptfilm brauchen:
Wie es sich für einen Film aus Dortmund gehört, geht es natürlich auch um Fußball und Bier. Das mag dem Nicht-Pottler klischeehaft erscheinen, ist für den Ruhrgebietler aber ziemlich folgerichtig, weiß er doch um die Bedeutung dieser beiden Punkte für die Einwohner der „Metropolregion Ruhr“ – wie das der moderne Beamte von Welt gerne nennt.
Aber die Handlung geht über Männer in kurzen Hosen und einen Ball hinaus: Walter Milbe, Platzwart und Urgestein des Amateurvereins Fortuna, wird von seiner kriminellen Vergangenheit eingeholt und Opfer einer hinterhältigen Erpressung. Drahtzieher ist ein windiger Immobilienspekulant, nach dessen Plänen der marode Sportplatz der Fortuna einem lukrativen Schotterparkplatz weichen soll.
Weitere Infos zum Film gibt es auf der Homepage http://www.gratis-film.com/ und den Trailer hier.

Alle hin da, Spaß haben, VcA supporten!

Derbyboykott

Nee, keine Angst, keine Solidaritätsaktion mit den armen hsv-Fans, die von ihrem Präsidenten genötigt werden ein Public Viewing mit roten Bullen am Arsch der Heide zu genießen. Ob die in der Schanze, auf dem Kiez, in St.Ellingen, Pinneberg, Norderstedt, Buchholz, Lüneburg oder meinetwegen auch auf dem Mond das Spiel gucke, ist mir herzlich egal. Umso näher die am Millerntor sind, desto deutlicher hören sie Song 2. Umso weiter sie weg sind, desto weniger stören sie später beim Feiern.
Aber an jenem Wochenende finden ja noch zwei Derbies statt. Union eröffnet am Freitag gegen die Hertha das große Spaßwochenende und nach unserem Spiel empfängt Schalke eben den BVB. (Kleiner Einschub: Da wollte mir doch tatsächlich letztens ein Hannoveraner sagen, dass auch 96 gegen Wolfsburg ja ein Derby sei… nee, ist klar. Und Buchholz gegen Tostedt auch, interessiert ähnlich viele.)
Schalke verlangt von den Dortmunder Gästefans 20,-€ (zzgl. 2,-€ VVK die der BVB nimmt) für einen Stehplatz sowie im Schnitt 50,-€ (zzgl. 10% für den BVB) für die Sitzplatzkarten. Nun haben sich die maßgeblichen Dortmunder Fanclubs zusammengeschlossen und zum Boykott des Spiels aufgerufen, bis Mittwoch müssen alle bereits bestellten Karten zurückgegeben sein. Die Unterstützerliste liest sich zumindest schon mal recht imposant.
Sich über den Preis aufzuregen, mögen viele als müßig bezeichnen, insbesondere da das Spiel wahrscheinlich trotzdem ausverkauft sein wird, da es genug Eventfans geben wird, die die Situation ausnutzen und dann stolz erzählen können, auch mal bei „dem Derby“ des Ruhrpotts dabeigewesen zu sein. (Nachtrag: Bitte hierzu Kommentar von User „Fred“ unten lesen. Zumindest beim BVB gehen die zurückgegebenen Karten jetzt nicht in den freien Verkauf. Danke für den Hinweis.) Der Zorn entzündet sich aber insbesondere an der unfassbaren Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr: Da bekam man die Stehplatzkarte noch für 14,30€ und konnte sich für 35,-€ hinsetzen. Aber da haben ja auch Raul und Huntelaar noch nicht von den Knappen kassiert für Schalke gespielt.

Ein Boykott, der explizit nicht als Protest gegen den Erzfeind angesehen werden soll, schließlich müssen die Schalker Fans für ihre Stehplätze genauso viel bezahlen. Im Gegenteil, man würde sich über Schalker Solidarität sogar freuen.
Allerdings: Diese erwartet man vergeblich. Einer der Gründe: In den vergangenen Jahren waren die Karten für das Spiel in Dortmund regelmäßig teurer als die Ticket für die Schalker Arena, und auch diese Saison sind ca. 17,50€ (14,50€ zzgl. 20% Topzuschlag) nun auch nicht wirklich als Schnäppchen zu betrachten. Wenn man also eine Protestaktion gegen generell zu hohe Eintrittspreise fahren will, so darf der Protest am eigenen Verein nicht lange auf sich warten lassen. Nun gab es da wohl vor kurzem auch mal eine Tapete gegen die Preispolitik des BVB, die allerdings nicht wirklich aufgefallen (zumindest mir nicht).
Zum Vergleich: Stehplätze am Millerntor kosten in der Gegengeraden 14,-€, in Nord und Süd je 12,-€. Spiele mit Topzuschlag gibt es diese Saison nicht. Gästesitzplätze (z.B. auch für den hsv) schlagen mit 25,-€ zu Buche, da nimmt der BVB ebenfalls Ticketpreise von über 41,-€ zzgl. 20% Topzuschlag, bei etwas schlechterer Sicht aufgrund deutlich größerer Entfernung. Vom immens größeren Fassungsvermögen ganz zu schweigen, was aber sicher nicht die Schuld des BVB ist, zugegeben. Oder mal ne ganz crazy verrückte Idee: Hat mal jemand beim BVB nachgefragt, ob der aus Solidarität mit seinen treuen supid dupi Fans vielleicht ausnahmsweise auf seine 10% VVK-Gebühr verzichten würde?
Ein bißchen was von aus dem Glashaus heraus mit Gullideckeln zu werfen hat das Ganze also schon.

Protest gegen hohe Kartenpreise ist grundsätzlich natürlich zu begrüßen, und gerade nach der Schalker Einkaufstour wirkt eine derart drastische Preiserhöhung natürlich wie eine Verarschung. Trotzdem bleibt hier der fade Beigeschmack, dass es eben neben dem generellen und begrüßenswerten Protest zumindest auch um eine kleine Abrechnung mit dem ungelieten Nachbarn geht. Mediales Echo ist bei solchen Themen unerläßlich und natürlich ist dieses beim Derby immens, nach sowas lechzt der Boulevard. Nur wäre eventuell eine leere Heimkurve (und sei es nur für zehn Minuten) bei einem beliebigen Liga-Heimspiel sicher ein noch weitaus größeres Zeichen gewesen, welches dann nicht als simple „Ätschi Bätsch!“-Aktion gegen den Erzefeind zu (miß-)interpretieren gewesen wäre.
Der BVB ist mir ehrlich gesagt mindestens ebenso egal wie Schalke, ich guck lieber ein Auswärtsspiel im Bochumer Ruhrstadion als bei den Beiden. Um aber zum Abschluß noch was positives zu den Biene Majas zu sagen, sei hier zumindest noch der Blog eine Hamburger BVB – Allesfahrers ans Herz gelegt. Den kann ich wirklich nur empfehlen, auch wenn er natürlich bei der ganzen Boykott-Geschichte etwas parteiisch ist. (Sei gegrüßt, Marc und bepöbel mich gerne in den Kommentaren :))

Das Medienecho der letzten Tage zu dem Boykott war aber sicher schon mal enorm, es bleibt abzuwarten wie der Gästeblock denn nun tatsächlich aussehen wird und wie die Schalker Fans im Stadion reagieren werden. Ähnliche Solidaritätsbekundungen wie einst am Millerntor für die ausgesperrten Rostocker sind jedenfalls kaum  zu erwarten. // Frodo

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