17.Spieltag (A) – SC Paderborn

SC Paderborn – FC St.Pauli 1:1 (0:1)
Tore: 1:0 Nick Proschwitz (45.), 1:1 Fabian Boll (90. +3)
Zuschauer: 15.000 (ausverkauft, ca. 2.500 St.Paulianer)

Der wichtige freitägliche Geschäftstermin fällt am Mittwoch Abend aus, da waren die Busplätze des Fanladens aber schon ebenso ausverkauft wie die Eintrittskarten in Paderborn…
Da mir der Ground bisher noch fehlte, weil ich bei der Schneeballschlacht vor zwei Jahren (ebenfalls 17.Spieltag, 2:1 verloren, Tore durch Saglik, Brandy (SCP) und Moooooorike Sakooooo) auch verhindert war, wollte ich unbedingt hin und so klappte es mit ein bißchen Glück dann doch noch. Bei der Abfahrt der Fanladen-Busse am Clubheim konnte ich spontan noch einen Platz ergattern, da jemand krank geworden war. (Gute Besserung, Ben!)
Die Hinfahrt verlief unspektakulär und fix, am Stadion konnte man dann den komplett umzäunten Buskorridor für den Gästebereich bewundern, der einen zehnminütigen Fußweg erforderte, wenn man zu den anderen Stadionbereichen wollte. Zum Beispiel dem nur zwei Meter Luftlinie nebenan liegenden zweiten Gästeeingang, um Freunde zu treffen oder Karten zu übergeben, während im Stadion dann beide Eingänge zusammen im gleichen Block münden.
Durchdachtes Sicherheitskonzept
mag man meinen, erinnert an die Niederlande… und wirkt in Paderborn ziemlich deplatziert. Vor wem soll man da denn beschützt werden? Oder ist das etwa zum Schutz des benachbarten Möbelhauses vor den Gästefans?

Jedenfalls konnten Kollege Zwille und ich insgesamt 120 Übersteiger auf beiden Seiten des Zauns verkaufen, bevor wir uns ins Innere der “Energie-Team Arena” begaben.
Das Stadion selbst sieht von außen deutlich größer aus, besteht innen dann aus überraschend viel Wand und Banden, hat aber für den SC Paderborn sicher absolut die richtige Größe und Form. Wenn man da an den alten Ground in Schloß Neuhaus zurückdenkt, ist das ein riesiger Unterschied. Was ich mich aber seit gestern frage: Wer hat denn da jahrelang für die Verzögerung beim Bau gesorgt, wegen angeblicher Lärmbelästigung? Die Schafe auf der Weide nebenan? Die Mäuse im Möbelhaus? Ich hatte nach der Vorgeschichte eher ein Stadion mitten im Wohn-, und nicht im Gewerbegebiet direkt an der Autobahn erwartet. Ansonsten viel Beton und unter den Rängen eine verhältnismäßig gut ausgebaute Gastronomie. Wäre mir insgesamt zum Wohlfühlen am Millerntor definitiv zu unpersönlich und nackt, hab ich in anderen Stadien aber auch schon schlechter erleben dürfen.

Die Stimmung auf Heimseite glich größtenteils einem Tennispublikum, aufstehen und rhytmisch klatschen war für die beiden Geraden schon das absolut Äußerste. Allerdings waren die 15.000 Plätze auch erst zum vierten Mal insgesamt ausverkauft, zum ersten Mal seit dem Derby gegen Bielefeld 2009, einige werden also auch absolute Gelegenheits-Zuschauer gewesen sein, da kann man wohl nicht mehr erwarten. Die Heimkurve hatte anfangs eine kleine Fahnenchoreo vorbereitet, die den Stadionsprecher zu Tränen und Spendenaufrufen rührte. Während des Spiels gab es soliden Support, ohne groß positiv oder negativ aufzufallen, immerhin gab es (zumindest soweit ich das hören konnte) keine Diskriminierungen Pöbeleien gegen den Gegner, muss man ja heutzutage auch schon gesondert erwähnen.
Positiv erwähnt sei auch noch eine Pfandbecher-Spendenaktion, die dem Verein Sattelfest e.V. zugute kam, der sich für therapeutisches Reiten für Menschen mit Behinderung einsetzt und nach Rücksprache mit dem Fanladen auch im Gästeblock durchgeführt wurde, sehr schön!

Der Gästeblock begrüßte jeden gegnerischen Spieler mit dem Nachnamen “Naki” bei der Aufstellung (Hintergründe siehe “11 Nakis sollt Ihr sein!“), mal gucken ob die Geldstrafe des DFB diesmal schon im sechstelligen Bereich liegen wird. Darüber hinaus gab es von USP noch eine “Deniz Nazi, einer von uns!” Tapete.
Während der 90 Minuten war die Stimmung bei uns eher enttäuschend, USP sang zwar lautstark und ausdauernd wie immer, der Rest des Blocks machte aber nur selten mit und wirkte teilweise unbeteiligt oder von der Stimmung oder dem Spiel eingeschläfert. Das hatte ich so in letzter Zeit schon lange nicht mehr erlebt.

Das Spiel beim Überraschungsfünften begann ausgeglichen. Nach einer halben Stunde hatte ich das Gefühl wir bekommen das jetzt in den Griff, bevor mich der Paderborner Shooting-Star Nick Proschwitz (der vor ein paar Jahren auch mal für die II. der Rauten gespielt hat) nach Kuddelmuddel in unserer Abwehr mit einem Prachtschuss widerlegte. Links spielten drei Mann auf Abseits, rechts machte Schachten dies zunichte.

Die zweite Halbzeit zeigte eine deutliche Feldüberlegenheit der Bhoys in Brown, ohne die nötige Kreativität und Durchschlagskraft. Kann man uns natürlich negativ auslegen, andererseits zeugt dies auch von der sehr guten defensiven Ordnung der Paderborner, die schließlich bisher die wenigsten Gegentreffer der Liga kassiert haben.
Eine Paderborner Großchance durch Brandy standen bei uns zwei gute Möglichkeiten durch Schachten (frei durch, spitzer Winkel und dann geflankt statt zu schießen oder auf Kruse zu passen) und Naki (zunächst am Torwart vorbei, dann aber leider auch am Tor) gegenüber. Und als sich alles schon auf vier Stunden Rückfahrt mit einer Niederlage im Gepäck eingestellt hatte, schlug die Stunde des Kommissars.
Paderborn hatte Kalla bei einem Vorstoß gestoppt und den Ball defensiv auf außen eigentlich sicher, doch Boll kam angeschossen und schmiss sich in den geplanten Befreiungsschlag. Den damit aufgehaltenen Ball holt er sich, setzt sich dann auch noch gegen den Verteidiger durch und holt den Freistoß an der 16er Kante raus, den schließlich Daube nach innen tritt wo Boll die Kirsche aus drei Metern mit purer Willenskraft und vollem Körpereinsatz über die Linie wuchtet, die Uhr in der Aufzeichnung zeigte 92:16 gespielte Minuten. Der Rest war Jubel pur!

Ich hab mir grad die Szene nochmal angeschaut, solche Gesamtkunstwerke vom Gewinnen des Balles, über das Herausholen des Freistoßes, bis hin zum Erzielen des Tores… das kann bei uns wohl nur Boller!

Kurz vor Mitternacht waren die Busse dann wieder in der schönsten Stadt der Welt.
Mit 36 Punkten ist die Hinrunde die erfolgreichste in der 2.Liga in der 101jährigen Vereinsgeschichte, da es trotzdem nur zu Platz 4 reicht ist es doch wunderbar, nächste Woche in Ingolstadt gleich weitermachen zu können. // Frodo

Links:
Bericht Magischer FC (“Paderborn macht mich krank”)
Vorabprophezeiung Gegengeraden-Gerd (oder: “Die Ahnungslosigkeit des alten Mannes”)
Bericht pathos93 (“Eine neue Liga ist wie ein neues Leben”)
Bericht BreitSeite (“Eine irre Woche neigt sich dem Ende”)
Bilder offizielle Homepage

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