Verein am Wochenende (15/2013) inkl. 1860

FC St.Pauli – TSV 1860 München 3:1 (1:0)
Tore: 1:0 Daniel Ginczek (34.), 2:0 Fin Bartels (70.), 2:1 Rob Friend (73.), 3:1 Fin Bartels (74.)
Zuschauer: 28.892 (ca. 3.000 “Sechz’ger”)

Man hat mal wieder gesehen, dass Fußball ein Tagesgeschäft ist, Tagesform entscheidet, und eben nicht zuletzt diese Liga so ausgeglichen besetzt ist, dass Aussagen wie “So steigen wir ab!” oder ähnliches eine nur kurze Halbwertszeit haben.
Oder anders: Natürlich würden wir absteigen, wenn wir jedes Spiel so spielen würden wie in Regensburg oder Sandhausen oder den letzten 30 Minuten in Dresden. Wir würden aber eben auch aufsteigen, wenn wir immer so spielen würden wie gegen Kaiserslautern, bei 1860, nach dem 0:2-Rückstand gegen Dynamo oder eben über weite Strecken jetzt zuhause gegen die Löwen. Ähnlich äußerte sich auch der Löwen-Trainer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, der ungläubig auf die Tabelle blickte, die uns als 13. auswies und sich nochmal versicherte, ob die denn auch aktuell sei.
Allein: Konjunktive sind im Fußball für die Tonne, denn wir tun weder das eine noch das andere und stehen in der Tabelle eben genau da, wo wir diese Saison auch hingehören, passt schon.

Das Team war jedenfalls von Anfang an wach und es zeigte sich früh, dass das von manchen befürchtete “Die schießen uns hier ab!” ob unserer Verletzten und der Auswärtsstärke der Löwen nicht eintreten würde. Trotzdem dauerte es, bis das Geburtstagskind Daniel Ginczek die erlösende Führung erzielte, nicht zuletzt weil er selbst kurz vorher noch eine hundertprozentige neben den Pfosten setzte. Trockener Kommentar hinter mir: “Ich hätte den gemacht!” Antwort von mir: “Tschauner auch!“.
Aber, wie gesagt, klappte dann ja auch so, dank Vorbereitung und Zuckerpass von Thy, Bartels und Daube.
In der zweiten Hälfte war es dann zwar etwas enger, aber dank Fin Bartels wurde das Ding dann ja locker nach Hause geschaukelt. Zu dessen Kopfballtor sagte Boller nach dem Spiel gewohnt sachlich: “Wir nennen ihn in Anlehnung an Hrubesch seit Jahren nur Horst, war klar dass er den macht!“.

Insgesamt war mein “Man of the match” allerdings Florian Kringe. Ganz großartige Leistung! Immer anspielbar, ackerte wie blöd nach hinten, verteilte klug die Bälle. Wenn (sic!) der immer so spielen würde, käme der problemlos auch noch in der 1.Liga unter. Tut er aber eben auch nicht, aber für uns reicht es dann hoffentlich auch noch für mindestens ein weiteres Jahr.
Ebenso ein Sonderlob für Dennis Daube, der mir nicht nur aufgrund der Vorarbeit zum 1:0 gut gefiel. Auch Lennart Thy kommt langsam in Schwung, von ihm erhoffe ich mir ja auch noch deutlich mehr und gestern war immerhin ein Anfang.

Was gibt es zum “Drumrum” zu sagen?
Das Spiel begann mit einer schönen Choreo in der Nord: “Wir kommen aus den Norden – Wir rauben und wir morden!”, Respekt an Nord-Support und alle Helfer.
Dürfte nicht allzuviele Vereine in Deutschland geben, in denen es damit in jüngerer Vergangenheit Choreos auf allen vier Tribünen, jeweils unabhängig voneinander, ohne Ganzstadionchoreo, gegeben hat.

Dafür gab es kein “Aux armes“. Ja, gehört irgendwie dazu und find ich auch immer gut, um nochmal allen Klar zu machen, dass jetzt bitte gesungen werden darf. Ist aber sicher auch vernachlässigenswert, wenn es einfach mal nicht passt.

Schöne Geste auch vom Verein, der in der Halbzeit den großartigen Song vom Fanclub Catalunya einspielte, da von den Jungs und Mädels einige im Stadion waren. Und da auch uns schon Nachfragen erreichten, hier gerne nochmal das Video:

Lässig auch der Drummer einer bekannten deutschen Band aus der Medizinbranche, der so um die 68.Minute zum Bierholen aufbrach und beim zurückkommen in der 75.Minute meinem “Hast nichts verpasst!” ein grinsendes “Nee, war wohl nichts los!” entgegnete.
By the way: Ist es eigentlich schlimmer, bei jenem Champions League-Wunder des BVB nach dem 2:1 für Malaga das Stadion zu verlassen, oder sich danach dann mit dieser “Leistung” auch noch bereitwillig von den Medien vorführen zu lassen, abgelichtet mit Trikot und dem Versprechen: “Sowas passiert mir nie wieder!”?

Tja, und dann war da noch der Gastverein, die Nummer zwei aus München. Meine Antipathie zu denen ist gewachsener Natur, begonnen hatte das vor unzähligen Jahren mal am Bökelberg, als wir im 1860-Gästeblock ziemlichen Ärger bekamen und seitdem gab es auch kaum Gründe, diese Antipathie wieder in Sympathie zu verwandeln.
Das Abendblatt hat am Samstag einen lesenswerten Artikel dazu verfasst, was dort alles falsch lief und bei uns in einer vergleichbaren Situation eben richtig gemacht wurde, inklusive einem kurzen Blick auf das gegenwärtige Chaos.
Gestern gab es dann einen prall gefüllten Gästeblock, der aber zumindest auf Höhe Block 2 der Gegengeraden nicht einmal zu vernehmen war. ProHT auf Twitter hatte aber immerhin sechs mal “Scheiß St.Pauli!” vernommen, wenigstens etwas.

Celtic-Fans waren auch zahlreich da, aufgrund der gestrigen Celtic & St.Pauli-Party im Knust. Einige waren bereits am Donnerstag Abend im Fanladen, wo dank der BASCH und dem St.Pauli CSC eine Veranstaltung der Green Brigade stattfand, in der über die Geschichte der Gruppe und die Repression gegenüber Fußballfans in Schottland berichtet wurde. Sehr interessanter Abend, der mehr Zuhörer verdient gehabt hätte, leider auch sehr erschreckende Szenarien dort.

P.S.: Einen besonders lesenswerten Beitrag gibt es bei den Wochenendrebellen. Die ein oder andere Formulierung verlässt die St.Paulianische Definition der political correctness, aber ich habe schon lange nicht mehr beim Lesen eines Berichts über ein Spiel unsererseits so gelacht, positiv gemeint.

Weitere Fußballteams
Das fast noch wichtigere Spiel gestern fand leider fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt, das Derby in der Regionalliga Nord der U23 beim hsv.
460 Zuschauer verloren sich dank beschissener Spielansetzung durch die Hamburger Polizei in der Arena der vielen Namen, die Vorzeichen waren klar: Lt. Wikipedia reicht diese Saison Platz 15 zum Klassenerhalt, da der VfL Osnabrück wohl kaum noch aus der 3.Liga absteigen wird. Diesen 15.Platz hatten wir inne, sieben Punkte dahinter stand der SC Victoria und einen weiteren Punkt dahinter die Vorstadt, bei der diese Situation wohl lange unterschätzt worden war und kürzlich auch der Einsatz von acht Profis eine 1:4-Niederlage bei SW Rehden nicht verhindern konnte, bzw. vielleicht sogar mangels Einstellung erst herbeiführte.
Spielberichte gibt es zum Spiel genug, unterm Strich gab es einen Last-Minute-Sieg unserer Jungs, der die Vorstadt bei acht Punkten Rückstand zum rettenden Platz 15 verharren lässt, den derzeit Oberneuland inne hat, die auch noch zwei Nachholspiele haben. Das nenne ich mal ne Challenge.
Der SC Victoria hat nebenbei auch noch nicht aufgegeben, man erzielte (ohne Profileihgaben…) einen 4:2-Heimsieg gegen Rehden, wodurch der Abstand unserer Jungs auf den Abstiegsplatz weiterhin sieben Punkte beträgt.
Am Dienstag geht es um 18.30h am Millerntor(!) gegen den Tabellenführer Holstein Kiel, die Jungs freuen sich ganz sicher über zahlreiche Unterstützung.
Das schönste Bild des Tages steuerten übrigens unsere Coverhelden der 109 auf Facebook bei.

Die U19 empfing heute in der A-Jugend Bundesliga den Chemnitzer FC, welcher in tiefen Abstiegssorgen steckt. Durch das goldene Tor von Felix Drinkuth (41.) sprangen unsere Jungs auf den vierten Tabellenplatz, Glückwunsch!

Und für die größte Überraschung des Wochenendes sorgte die U15 in der C-Jugend Regionalliga. Die empfing nämlich als absoluter Außenseiter den überlegenen Tabellenführer aus Stellingen, der bisher aus 15 Spielen 14 Siege und ein Unentschieden geholt und auch das Hinspiel mit 6:0 deutlich für sich entschieden hatte.
Aber: An diesem Wochenende ging alles! 1:0 durch das Tor von Alexander Kaukart in der 46.Minute, sauber!

Handball

Big Points gab es auch für die 1.Herren in der Oberliga.
Gegen die SG Wift wurde in einem engen Match 23:21 in der Hölle Budapester Straße gewonnen, was auch überlebenswichtig war, da parallel Hohn/Elsdorf gegen Herzhorn gewann. (Was für Orte man hier alles kennenlernt…)
Die Tabellensituation ist damit zwei Spieltage vor Schluß sehr eng.
Drei Punkte Vorsprung (im zwei-Punkte-System) scheinen erst mal ganz komfortabel, allerdings gibt es am nächsten Samstag den großen Showdown in Hohn. Bei einer Niederlage ist es dann nur noch ein Punkt, die haben danach noch ein Heimspiel gegen Wift und wir müssen noch nach Bad Schwartau.
Wer also am nächsten Samstag noch sportliche Unterhaltung sucht, sollte sich nach Schleswig-Holstein aufmachen, es darf laut werden in der “Werner-Kuhrt-Halle”.

Die 2.Herren, ihrerseits im Abstiegskampf der Landesliga, holte beim Tabellendritten aus Ellerbek einen Punkt, der (wenn mich mein inzwischen erworbenes Wissen über Handballtabellen nicht trügt) gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt ist, da Rissen/Wedel gegen den Tabellenletzten aus Finkenwerder verlor und die zwei Punkte Vorsprung damit einen Spieltag vor Ende ausreichen, da man den direkten Vergleich gewonnen hat.
(In meinem nächsten Leben bastel ich Tabellensysteme für Sportarten, welch ein Spaß!)

Die 1.Damen hatte den Aufstieg in die Hamburg-Liga ja bereits am Montag durch ein 22:9 gegen Ellerbek klar gemacht, gestern vernichtete man dann Teutonia mit 30:11.
Nochmals Glückwunsch zum Aufstieg, viel Spaß und Erfolg schon mal für die Hamburg-Liga!

Rugby
Die 1.Herren eilt in ihrer ersten Bundesliga-Saison seit vielen Jahren weiter von Erfolg zu Erfolg. In der Meisterrunde gab es gestern (vor ca. 100 Zuschauern) einen 70:7 Erfolg an der Saarlandstraße gegen den Berliner SV, womit man kurzfristig sogar auf Platz 3 der Gruppe Nord vormarschieren konnte.
Am nächsten Samstag spielt man an gleicher Stelle um 16.00h gegen den Berliner RC.

Dart:
Jajaja, weiter geht’s!
Die Dartpiraten sind ebenfalls Derbysieger, den hsv3 besiegte man mit 9:3 und bleibt souverän an der Tabellenspitze.

Ich fasse zusammen:

  • Profis: 3:1 gegen 1860
  • U23: 2:1 in Mordor in der 89.Minute
  • U19: 1:0 gegen Chemnitz
  • U15: 1:0 gegen bisher ungeschlagenes Mordor
  • Handball – 1.Herren: 23:21 und zwei wichtige Punkte für den Klassenerhalt
  • Handball – 2.Herren: Auswärtspunkt beim Dritten und Klassenerhalt
  • Handball – 1.Damen: 30:11 und Aufgestiegen!
  • Rugby – 70:7!
  • Dart: Derbysieger!

Es gab schon schlechtere Wochenenden… und wären wir ein Staat, würden wir das Wochenende wohl für die nächsten Jahre als Feiertag im Kalender vermerken.
Da wir das nicht sind, bliebe als Alternative noch, jetzt jedes Wochenende eine Celtic-Party zu feiern… allerdings dürfte dies  wohl auf Dauer zu anstrengend sein.

Apropos anstrengend: Wer dann am nächsten Sonntag (21. April) noch nichts vorhat, darf sich gerne an der Marathon-Strecke platzieren und (neben sicher auch vielen anderen St.Pauli-Läufern) u.a. dem einen Drittel vom MagischenFC-Blog und mir “Lauf schneller, Du Sau!” ins Gesicht kreischen. Kommt insbesondere auf den Kilometern 33-40 immens gut an. // Frodo

Links:
Bericht und Fotos BeebleBlox: “Löwenzahn”
Bericht OSTBLOCK: “Na also – Geht doch”
Bericht Am Rande des Dorfes
Bericht BreitSeite, von der Haupttribüne aus
Fotos USP
Fotos Stefan Groenveld: “Es muss nicht immer ein last-Minute-Sieg sein”

Teilen:

Kommentare sind geschlossen.