FC St.Pauli – RB Leipzig 1:0 (1:0)
Tor: Marc Rzatkowski (8.)
Zuschauer: 29.546 (ausverkauft, ca. 3.000 Gästefans)
Yeah, kann man mal so machen!
Das dritte 1:0 in Folge also gegen den designierten Aufsteiger und souveränen Tabellenführer. Außer uns könnte damit nur noch Kaiserslautern in dieser Saison gegen Leipzig sechs Punkte holen. Läuft also, bei uns.
Vor dem Spiel gab es ja aber auch schon genug Ballyhoo. Ein Ansturm auf die (wunderbaren) „Kein Fussball den Faschisten“-Sondertrikots des Fanladen inkl. dem in 2016 wohl unerlässlichen Gemecker (wohl vor allem auf Facebook), so dass der Fanladen sich zu einer Erklärung genötigt sah. Mannmannmann…
Tatsächlich bildeten sich dann Freitag Mittag Schlangen, wie sonst nur beim freien Dauerkartenverkauf, aber es lief wohl relativ gesittet ab.
Die „match-worn“ Trikots gehen dann die Tage noch über den Fanladen in die Versteigerung, also uffjepasst, wer noch eins will.
Dann gab es noch ein bißchen Verwirrung um eine Aussage von Lienen, der in einer Pressekonferenz irgendwie Faschismus und Kommerz in einem Satz nannte, dies wurde allerdings auch fix klargestellt und sowieso bleibt zu dem Thema nur zu sagen:
Und mir ist ein Trainer lieber der mal missverständlich doof formuliert, als ein Trainer der nur dumme Leerhülsen redet. Danke Ewald. #fcsp
— N. (@TeddyTria) 11. Februar 2016
Und dann war endlich Spieltag!
Flutlicht, ausverkauft, voller Gästeblock – so soll das sein.
Und tatsächlich lief es auch auf dem Platz recht gut,anfangs ein munteres auf und ab in beide Richtungen und irgendwann dann dieser Konter, den Ewald doch exakt so vorher oft genug beschworen hatte. Schnelles Umschalten über die Außen, diagonale Bälle – Fußball kann so einfach sein!
Und irgendwie war danach klar: Wir stellen uns jetzt hinten rein und wenn nichts außergewöhnliches passiert geht das klar.
Tja, times are changing!
Ich habe jahrzentelang im Block 2 die Weisheit „Du darfst das entscheidende Tor nicht zu früh schießen!“ wie ein Mantra vor mir hergetragen, Gröni wird sicher eines Tages dafür sorgen das es auf meinem Grabstein stehen wird.
Und natürlich hätte eine der Leipziger Chancen auch den Weg ins Netz finden können… aber während man in den letzten >20 Jahren einen hohen achstelligen Betrag ins Wettbüro geschleppt hätte, dass ein frühes 1:0 für uns in einem Spiel gegen eine auf dem Papier (deutlich) bessere Mannschaft nicht zum Sieg reicht, so hat sich dies seit Ewald drastisch verändert. Im Kopf des Teams, aber auch im Bewusstsein der Fans.
Wie gesagt, natürlich hätte sich niemand großartig gewundert, wenn RB das Spiel noch hätte drehen können. Aber es war eben auch in dieser 8.Minute schon nicht völlig unrealistisch, dass wir das Ding auch genau so nach Hause bringen können. Und zwar absichtlich, mit Bus vor dem Tor parken und so.
Sowas konnten wir nie, nie, nie, NIEMALS! Und plötzlich können wir das, die Abwehr ist ein Bollwerk – und wenn dann doch mal einer durchrutscht ist der Skyman da und rettet.
(Ich will damit nicht sagen, dass ich während der restlichen 80 Minuten die entspannteste Person im Universum war – aber ich war auch weit davon entfernt ein nervliches Wrack zu sein, in den letzten Jahren wäre das bei ähnlichem Spielverlauf oft anders gewesen. Ich glaube an die Jungs, und an die Defensive.
Zwar hatte das „Den Gegner durch permanentes Toreschießen zermürben“ von Dietmar Demut einen anderen Entertainment-Faktor, aber so eine völlig neue Erfahrung von Fußball hat auch mal was.)
Und überhaupt: Der Fluch der Sondertrikots! Gebrochen!
Justus (Fanladen) sagte in einem Exklusiv-Interview nach dem Spiel zum ÜS-Blog:
„War doch klaaaaa‘, Digga! Wenn der Fanladen ein Sondertrikot veröffentlicht ist das ne ganz andere Nummer und NATÜRLICH gewinnen wir dann.
Schade, dass das nur einmal pro Halbserie geht.“
Tja, Recht hat er. Sondertrikot ist nur zweimal im Jahr.
Noch ein paar Worte zur Stimmung:
Die war auf der Gegengerade irgendwie merkwürdig. In der ersten Stunde fand die Gegengerade kaum statt, es wurden auch nur wenig Gesänge aus der Süd übernommen.
Freitag, Flutlicht, dieser Gegner, frühe Führung… ja, was denn noch?
Immerhin erwachte in der letzten halben Stunde dann auch die Singing Area wieder zum Leben und gemeinsam mit dem Support Block wurde dann zumindest dieser Zeitraum dem Spiel angemessen.
Aber damit sind wir dann hoffentlich aus dem Winterschlaf erwacht und nächste Woche sieht das dann schon wieder ganz anders aus. Und natürlich ist all das immer noch Jammern auf hohem Niveau, aber von nichts kommt nichts.
Und dann war da noch Gunther, der meinen ÜS-Blog Mitschreiberling Christoph besuchte und folgendes übermittelte:
Zu Besuch war auch Gunther aus Solingen, ein sehbehinderter Anhänger des RB Leipzig. RB Leipzig, weil er dort zuletzt acht Jahres seines Lebens gewohnt und gearbeitet hat. Gunther fühlt und hört das Spiel auf dem Rasen mehr als das er es aufgrund seiner Behinderung eben sehen kann. Er kennt dadurch schon einige Hörplätze in hiesiegen Stadien. Am Millerntor war es seine Premiere und war voll des Lobes. „Im Vergleich zu anderen Übertragungen auf Hörplätzen ist die Qualität der Reportage außerordentlich gut: Ziemlich neutral, fair und vor allen Dingen für Sehbehinderte „erlebbar“. Man kann das Spielgeschehen auf dem Platz auch räumlich sehr gut nachvollziehen. Das hängt aus Sicht eines Sehbehinderten eben sehr stark von der Beschreibung der Spielzüge ab. Und die ist richtig gut.“
Obendrein war er begeistert von der Stimmung am Millerntor, die aus mehreren Ecken und nicht nur von einer Tribüne des Stadions herüberkommt. „Dafür war es natürlich auch gut, dass mein Team bei diesem tollen Spiel knapp verloren hat.“ Und damit nicht genug: Auch die Grundstimmung im und um das Millerntor herum, empfand er als äußerst entspannt und angenehm. Für Sehbbehinderte eine wichtige Grundvorraussetzung, um sich auf fremden Terrain sicher und wohl zu fühlen.
Kurzum: Alles Dinge, die für uns Meisten selbstverständlich oder unwesentlich erscheinen, für andere aber einen wichtigen Baustein für ihr Leben bedeuten. Fazit: Er kommt wieder!
Sowas liest man doch gerne, viele Grüße nach Solingen.
Zwei Punkte Rückstand auf Freiburg, vor dem Nürnberger Heimspiel gegen Bochum punktgleich mit dem Relegationsplatz – wir sollten jetzt ganz schnell noch vier (oder sechs) Punkte holen, damit man den Rest der Saison entspannt genießen kann.
Weiter geht es dann ja schon nächsten Freitag gegen den FSV Frankfurt, wo man sehen wird, inwiefern uns jetzt auch etwas einfallen wird, wenn der Gegner keine Lust hat, mitzuspielen oder gar das Spiel zu machen. // Frodo
Links:
– Audio: „Vor dem Spiel„-Gespräch
– Audio: „Nach dem Spiel„-Gespräch
– Audio: Komplettreportage und Spielpodcast beim AFM-Radio
– Bilder Stefan Groenveld: „Dosengemüse“
– Bilder USP
– Bilder Vereinshomepage
– Bericht SouthEndScum: „Matchday 21“ (English)
– Bericht Nice Guys: „Six in a row“
– Bericht BeebleBlox: „Dosen auf Kaperfahrt: Abgesoffen“
– Bericht Fangirl1910: „Die Hymnenlosen Dosen“
– Bericht GehKacken.de: „Himmelmann: ‚Not in my House, Rote Brause Leipzig‘“
– Bericht Rotebrauseblogger: „2.Bundesliga: FCSP – RBL 1:0„
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