FC St.Pauli – Würzburger Kickers 1:0 (0:0)
Tor: 1:0 Christopher Buchtmann (87.)
Zuschauer: 29.546 (ausverkauft, ca. 1.500 Gästefans)
Es ist nicht das erste Mal, dass mich die Erkenntnis trifft, dass über manchen Text besser nochmal 1-2 Nächte geschlafen wird. Aber im Zuge einer jugendfreien Ausdrucksweise war es dieses Mal besonders angebracht.
Beginnen wir mit dem Sportlichen:
Schön war es nicht.
Muss es aber auch nicht mehr sein, aus dem Saisonbereich sind wir raus und im entsprechenden Tabellenbereich noch lange nicht drin.
Spielerisch war das keine Offenbarung, insbesondere in Hälfte eins eher sogar erschreckend, aber hier ist es eben – wie so oft – wahrscheinlich auch in erster Linie Kopfsache.
Und als Tabellensiebzehnter spielt es sich eben nicht sonderlich befreit auf, insbesondere in einem Sechs-Punkte-Spiel, sechs Spieltage vor Ende.
Scheißegal, drei Punkte, alles andere ist Schnullibulli.
Ich habe mich seit meinem Schiedsrichter-Lehrgang hier ja mit Kritik an den Unparteiischen stark zurückgehalten, weil mir inzwischen klar ist, dass Sichtweisen auf dem Platz aus Tausend unterschiedlichen Gründen sehr stark von denen auf den Rängen abweichen können.
Herr Jablonski aus Bremen allerdings schaffte es am Sonntag verdientermaßen in meine „Aytekin Hall of Fame“, selten habe ich mich zuletzt so sehr aufgeregt.
Die Szene nach zehn Sekunden, als Daghfous Ziereis von hinten umhaut war ein unschöner Beginn, hier kann ich ihn aber noch mit „Kann er schlecht sehen“ in Schutz nehmen.
Anders hingegen die Fouls von Schröck und Fröde nach einer knappen Viertelstunde, als jeweils mit gestrecktem Bein in den Gegner geflogen und dieser oberhalb des Knöchels am Standbein getroffen wurde. Während Schiedsrichtern auf Kreisebene da oft auf Lehrabenden „Oberhalb des Sprunggelenks, wenn hier auf dem Acker einer so reingeht, dann geht er bitte duschen!“ mitgegeben wird, ist dies im Profibereich meist weniger restriktiv zu behandeln und eine gelbe Karte kann als Vertretbar gelten – Rot muss nicht sein.
Aber: Gar nichts?! Hallo?!
Das ist zwei Mal versuchte Körperverletzung – wie sehr kann man den Einstieg in die persönlichen Strafen verdaddeln? Dies war ein Versagen fürs Lehrbuch und leider zog sich dann, wie es eben dann so oft ist, dieses Versäumnis durch das Spiel und wahrscheinlich kann man es nur der sportlichen Brisanz verdanken, dass beide Teams einen Platzverweis unbedingt vermeiden wollten, ansonsten hätte dies leicht zu einem noch übleren Getrete ausarten können als ohnehin schon.
Bezeichnend, dass die erste gelbe Karte dann Bouhaddouz traf – für seine Aktion des Schubsens zwar korrekt, blöd nur das übersehen wurde wie sein Gegner ihm mit Anlauf das Knie in den Rücken rammte.
Und von den zwei-drei Elfmetern die wir hätten kriegen können rede ich ja noch nicht mal…
Unterm Strich stellte sich Würzburg als die unsympathische Tretertruppe heraus, die man einem Trainer Hollerbach ins Poesie-Album kleben würde. Kombiniert mit theatralischen Hingefalle, wenn es dann mal umgekehrt was auf die Socken gab.
Oh, wie schön es dann ist, dass ein hingefallener Würzburger (Königs, Sympathiespieler mit der 27) die eigene Abwehrreihe so verwirrte, dass daraus das Tor für uns fiel.
Und nein, da gab es keinerlei Grund das Spiel zu unterbrechen, weder für den Schiedsrichter (immerhin, mal etwas), noch für unsere Spieler. Bester Beleg dafür ist ja auch, dass Königs dann auch problemlos wieder aufstand, als der Ball in seine Nähe kam.
Volle Gönnung, Hollerbach, haste Dir verdient.
Stimmung?
Naja… zum Einen fehlte der akustische Gegner, da der Gästeblock leider trotz Rückenwind kaum wahrzunehmen war, zum Anderen brachte die sportliche Situation einige wohl eher zum Nägelkauen als zum Supporten. Dies änderte sich dann leider auch erst mit dem Führungstor.
Nicht sonderlich schön, aber verständlich.
Was hingegen zunehmend nervt: Die Unruhe bis hin zu leichtem Unmut beim Ballgeschiebe in der Abwehr. Sind denn wirklich so viele Personen auf den Rängen so ahnungslos, dass dies nicht zumindest schweigend hingenommen werden kann, wenn man schon den Mund nicht zur positiven Unterstützung aufbekommt?
Glaubt ernsthaft jemand, genervtes Aufstöhnen bei Rückpässen führt dazu, dass in der nächsten Sekunde ein Zauberpass mit anschließendem Fallrückzieher in den Winkel kreiert wird?
Fußball in der 2.Liga ist (insbesondere im Abstiegskampf, als Heimteam gegen ein Team mit „leicht“ defensiver Grundordnung) Abnutzungskampf und eine Geduldsfrage.
Und die braucht es eben dann manches Mal auch auf den Rängen.
Saisonendspurt
Ich bemühe ja gerne jede Woche aufs Neue den Tabellenrechner.
Würzburg als Absteiger hält sich dort nun schon konstant ein paar Wochen, trotz aller Überraschungen – wobei Würzburg selbst als einziges Team ohne Sieg in der Rückrunde ja auch eben keine Überraschungen liefert.
Aktuell habe ich für uns mal ganz konservativ zwei Heimsiege und drei Auswärtsniederlagen angesetzt, was uns mit 38 Punkten am Ende sicher in den Hafen einlaufen lässt. Hinter uns landet auf dem Relegationsrang die Arminia, die mit einem Sieg in Dresden noch an den Würzburgern vorbeihumpelt.
Hierbei gehe ich natürlich davon aus, dass Würzburg am letzten Spieltag in Stuttgart verliert… sollte es für Stuttgart da schon um nichts mehr gehen – nun, dann könnte unsere Fahrt nach Bochum doch noch spannender verlaufen als aktuell geplant.
Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn die aktuelle Hochrechnung aufgrund der Ergebnisse am Wochenende wieder komplett über den Haufen geschmissen wird.
Nun aber erst mal zur Fortuna.
Der 17. der Heimtabelle (drei Siege) trifft auf den 10. der Auswärtstabelle (vier Siege), oder auch der Rückrunden-16. trifft auf den Rückrunden-4.
Warum hab ich da eigentlich auf Niederlage getippt?
Na, ich kenne ja meinen Verein.
Und eben darum wird am Ende auch alles gut – nur eben nicht Nervenschonend, das wäre auch zu einfach. // Frodo
Links:
– Bilder Stefan Groenveld: „Trotz Stromausfall den Stecker nicht gezogen“
(was für ein geiles Startbild…)
– MillernTon „Vor dem Spiel“ // „Nach dem Spiel“
– Athens South End Scum: „Matchday 29“ (English)
– Magischer FC: „88 Minute Haare raufen, 5 Minuten Glückseligkeit“
– BeebleBlox: „Fünf Minuten Zittern kriegt man immer“
– KonBon: „Buchti setzt St.Pauli unter Strom“
– Kleiner Tod: „Wenn sich Ostern wie Weihnachten anfühlt„
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