FC St.Pauli – VfL Bochum 2:1 (1:0)
Tore: 1:0 Lasse Sobiech (34.), 2:0 Jan-Marc Schneider (49.), 2:1 Lukas Hinterseer (75.)
Gelb-Rot: Anthony Losilla (90.)
Zuschauer: 29.005 (ca. 1.500 Gästefans)
Puh… Erleichterung, Winterpause, Akku aufladen.
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(Halb)Jahresfazit
Das letzte Spiel im Kalenderjahr gibt ja auch immer die Möglichkeit, ein kleines Fazit zu ziehen und auf das Jahr zurückzuschauen – oder zumindest auf die abgelaufene Halbserie.
Im konkreten Fall des ruhmreichen FCSP lohnt sich natürlich mal der Blick auf das Große Ganze, denn letztes Jahr Weihnachten hatten wir auch gerade ein Heimspiel gegen den VfL Bochum zum Jahresabschluß hinter uns.
Es war der 17.Spieltag. Nach katastrophalem Beginn der Saison hatten wir durch einen 2:0-Sieg in Fürth („Cenk ein das Ding!“) doch noch einen Funken Hoffnung und wollten mit einem Heimsieg diesen weiter glimmen lassen.
Bouhaddouz mit einem sehenswerten Heber an die Latte verpasste die frühe Führung, stattdessen musste Daniel Buballa mit einer Kopfverletzung schon nach einer guten Viertelstunde ausgewechselt werden. Mlapa erzielte dann in der 20.Minute das 0:1, ehe Bochums Perthel nach einem Tritt an den Kopf von Miyaichi nach einer knappen halben Stunde vom Feld musste.
Anrennen, Verzweiflung – und mehr als den Ausgleich durch Bouhaddouz in der 76.Minute gab es nicht mehr.
Elf Punkte nach 17 Spielen, damit exakt so viele wie „Die Region“ sie nach 17 Spielen in dieser Saison hatte.
Der Rest ist bekannt: Dank der besten Rückrunde der Vereinsgeschichte konnten wir das Ruder noch herumreißen und die Saison auf Platz 7 beenden. Ewald Lienen wurde vom Trainer zum Technischen Direktor, Olaf Janßen übernahm den Cheftrainerposten und nach einem Sieg in Braunschweig am 11.Spieltag hielt man mit Platz 5 durchaus Anschluß an die Aufstiegsplätze.
Schon da hatte man sicher den ein oder anderen Punkt mehr, als es dem Spielverlauf nach angemessen gewesen wäre (Nürnberg und Braunschweig).
Doch dies sollte sich dann recht schnell umkehren, der unglückliche Niederlage gegen Düsseldorf folgten (nach dem Zwischenhoch in Braunschweig) unglückliche Unentschieden in Sandhausen, gegen Aue, die vielleicht beste Saisonleistung bei Union Berlin ohne Punkte und nach einem erneut eher unglücklichen Unentschieden gegen Regensburg die krachenden Pleiten in Fürth und Bielefeld – sowie die Entlassung von Olaf Janßen.
Ich tue mich bekanntlich schwer mit Trainerentlassungen, da dies auch immer das Eingestehen eines schweren Fehlers (des Vereins, des Präsidiums, der Mannschaft, whoever) ist. Im konkreten Fall aber war es wohl die richtige Entscheidung, da die Spiele in Fürth und Bielefeld die Entwicklung der bisherige Saison nur auf die Spitze trieben.
Vielleicht ist Olaf Janßen einfach der geborene Co-Trainer, so wie Michael Henke? Dass er sein Fach versteht, hat er in der letzten Saison bewiesen, wo er (meiner Meinung nach) einen erheblichen Anteil am Klassenerhalt hatte.
Ich wünsche ihm jedenfalls alles Gute, auf das er bald einen neuen Verein findet.
Nun also Markus Kauczinski.
Für eine fundierte Einschätzung ist es natürlich noch viel zu früh, wenn man so etwas (ohne täglich beim Training und in allen Besprechungen zu sein) überhaupt jemals kann. (Diese Einschätzung gilt natürlich auch für mein oben Geschriebenes zu Olaf Janßen.) Direkt nach der Verpflichtung kam von „Unsympath“ bis „Sympathisch“ in den sozialen Netzwerken auch gleich die ganze Bandbreite an Meinungen, ich persönlich fand seine Arbeit in Karlsruhe aus der Ferne betrachtet mehr als beachtlich.
Die Punkteausbeute ist mit vier Punkten aus zwei Heimspielen absolut im Soll, zumal beim aktuellen Verletzungspech.
Vor dem Spiel
Die Bochumer Fanszene macht bekanntlich seit der erfolgten Ausgliederung einen Supportboykott, was auch gestern deutlich zu merken war, leider.
Derjenige, den man (u.a.?) als Verantwortlichen ausgemacht hat, ist Christian Hochstätter, an den daher das „Verpiss Dich!“-Banner gerichtet war, bei dem das „CH“ am Ende farblich hervorgehoben war.
Kaum hing dieses, marschierte die Hamburger Polizei auf und entfernte es, bzw. zumindest den „Dich“-Part. „Verpiss“ durfte hängen bleiben…
Begründung? Keine Ahnung, dürfte rechtsstaatlich aber auch schwer fallen eine zu finden.
Ist ja auch nicht so, dass unverstädnliches Verhalten der Exekutive in Hamburg aktuell eine Ausnahme wäre.
Für das #G20Fahndung-Thema fehlt mir hier die Zeit, aber da gibt es auch deutlich qualifiziertere Seiten, die sich bereits fundiert geäußert haben, beispielsweise Patrick Gensing oder die Süddeutsche.
Dabei könnte man über die Polizei aktuell auch einfach nur permanent lachen, wenn das Ganze nicht so traurig wäre:
Neben #Freispruch bester Moment im Gericht heute in #Güstrow: #Polizist: „Und dann riefen die ihren Schlachtruf“
Richter: „Was für einen Schlachtruf?“
Polizist: „Ich kann kein spanisch, „Barista, Barista antifascista“ oder so“— (((Katharina König-Preuss))) (@KatharinaKoenig) December 18, 2017
Oder auch: Der gut getarnte Undercover-Einsatz…
Schön, dass Sie dies so direkt und plausibel aufgeklärt haben, @SMIsachsen.
Würden Sie auch meine Frage beantworten?
Sie lautet: In welcher konkreten Situation glauben Sie, dieses Fahrzeug innerhalb Ihres Zuständigkeitsbereiches im „Undercover-Einsatz“ nutzen zu können? pic.twitter.com/9IYS4WiKEl
— sternburg (@sternburgexport) December 17, 2017
Ohne Worte…
Zum Glück kommt sie nicht mit allem durch. Die hier im Tweet gesendeten Grüße bzw. die diese nötig machenden Hintergründe sollte aber jeder im Hinterkopf behalten.
#Freispruch. #check. ✅
Soligrüße gehen raus an die vielen Leute, die wegen Aussage eines Polizisten vor Gericht stehen & nicht soviel Glück, Videobeweise & support haben. https://t.co/rSJM2AWQWb— feinesahnefischfilet (@feinesahne) December 18, 2017
Und da hab ich jetzt noch nicht mal angefangen, die Ereignisse aus Bremen vom Samstag aufzuarbeiten…
Sportliches
Ach, wo ich grad so eifrig Tweets einbette, einen hab ich noch:
Zuletzt lief es immer dann gut, wenn niemand mehr mit irgendwas rechnete…
Gute Besserung, 2018 wird dann unser Jahr. #FCSP https://t.co/5obfDBE7FN
— Der Übersteiger (@DerUebersteiger) December 5, 2017
Ich muss aber schon zugeben, dass mir etwas mulmig wurde, als dann auch noch der Ausfall von Lasse Sobiech drohte.
Womit wir beim „Spieler des Spieltags“ wären, völlig verdient. Ein Tor gemacht, zwei weitere wurden nur knapp vom Torwart und der Latte verhindert, hinten alles weggeschädelt – bärenstarker Auftritt.
Was man vom gesamten Team in der ersten Viertelstunde nicht behaupten konnte, da standen wir eher vogelwild und hatten Glück, dass Bochum uns nicht früh in Rückstand brachte.
Hervorheben muss man hier natürlich auch Yi-Young Park, der schon mit seinem ersten Pass einen rabenschwarzen Abend einleitete und über das gesamte Spiel nicht zu der souveränen Rolle fand, die er in der U23 ausfüllt.
Da hätte ihn mancher Trainer wohl spätestens zur Halbzeit „erlöst“, Kauczinski ließ ihn aber auf dem Feld und hatte damit auch Erfolg.
Park muss da jetzt schnell für sich das Positive draus ziehen und lernen.
Er kann das zweifellos deutlich besser und wird dies auch noch zeigen. Es gibt sicher auch dankbarere Aufgaben, als als junger Spieler in dieser Saisonpahse sein erstes Spiel in einer verunsicherten Mannschaft bestreiten zu dürfen.
Ansonsten war es ein Sieg des Willens.
Anfangs ins Spiel reingebissen, später dann auch spielerisch nach vorne Akzente gesetzt. Auch Sami Allagui gefällt mir immer besser… ja, das mag erstaunen, allerdings arbeitet er da vorne immens viel, erarbeitet sich die Chancen, holt sich auch mal Bälle – und hat einfach momentan die Seuche im Abschluß.
Auch da: Ich bleibe Optimist, das wird noch.
Weniger Optimismus ist bei der Bewertung der Torhüterleistung nötig: Starkes Spiel von Robin Himmelmann, in der 3. und 48.Minute jeweils einen Distanzschuß aus dem Winkel gefischt.
Und dann natürlich noch Cenk Sahin, der manches Mal eher abspielen müsste, andererseits dann einen Traumpass auf Jan-Marc Schneider zum 2:0 spielt, nachdem er sich vorher super durchgesetzt hat.
Winterpause
Bitter nötig. Wunden lecken, Trainerteam und Mannschaft müssen sich beschnuppern, hoffentlich viele Verletzte zurückkehren.
Und dann spielt man die Saison vernünftig zuende und schaut mal, ob man sich noch der Relegation nach oben oder unten annähert, denn eine Saison im Mittelmaß kennen wir bekanntlich seit Ewigkeiten nicht mehr.
Hier im Blog wird am Donnerstag noch die letzte Episode des MillernTon-Podcasts veröffentlicht. Zu Gast haben wir Arne und Ben von den St.Pauli-Handballern, die von ihrer Reise nach Ruanda berichten werden.
Hört rein, habt ansonsten ein paar ruhige Tage dann schauen wir mal, was uns 2018 alles so passiert. // Frodo
Links:
– Stefan Groenveld: „Langweiliger Heimsieg“
– Magischer FC: „Lasse und Jan hoch 2“
– Zaphod BeebleBlox: „Der Untergang findet nicht statt„
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