FC St.Pauli – Eintracht Braunschweig 1:0 (1:0)
Tor: Lasse Sobiech (15.)
Zuschauer: 27.013 (ca. 2.500 Gäste)
Heeeey, FC St.Pauli!
Wiiiiiir woll’n Dich siegen seh’n!
Die ganze Kurve singt und tanzt für Dich!
Unser Ein und Alles – ja wir lieben Dich!
Oohoohoooo
(to be repeated)
Ja, es ist in letzter Zeit etwas ruhiger im Blog geworden, bzw. umgekehrt etwas lauter, weil ich weniger schreibe und mehr Zeit in den MillernTon investiere.
Ein Punkt, der das Schreiben vielleicht auch etwas hat schleifen lassen: Nach den Spielen gegen Fürth und Kaiserslautern fiel wohl nicht nur die Mannschaft in ein Motivationsloch, auch als Schreiber gibt es solche und solche Tage, und manchmal ergibt es sich dann einfach nicht, die Tastatur zu bemühen.
Solche Abende wie gestern aber, die sind nicht nur beim live dabei sein wunderbar, die bringe ich schon aus ganz eigennützigen Gründen gerne zu Papier, denn sie machen Spaß. Auch beim Schreiben.
Ich glotz‘ TV!
Doch vor den Spaß hatte der liebe Gott die liebe DFL die merkwürdige Anstoßzeit von 17.30h gesetzt. Ja, der Aufschrei ist dann immer groß, insbesondere an den letzten 1-2 Tagen vorher entdecken viele erst mit großer Entrüstung diese „Schweinerei“, tatsächlich gibt es diese Anstoßzeit für die Wochenspieltage aber schon seit unserem Wiederaufstieg aus der Versenkung Regionalliga, im Jahre 2007.
Macht es das besser? Nein, überhaupt nicht.
Ist diese Zeit nachvollziehbar? Auch nicht wirklich. Die einzig einleuchtende Erklärung aus meiner Sicht wäre, dass Sky gerne die Zusammenfassung der 2.Liga-Spiele beendet haben will, bevor die Erstliga-Berichterstattung beginnt. Aber mal ehrlich: Welcher TV-Zuschauer macht das denn zur Bedingung, bzw. davon sein Sky-Abo abhängig?
Wäre eine Anstoßzeit um 18.00h/18.15h/18.30h nicht auch noch völlig ausreichend, würde umgekehrt sogar auch noch mehr Arbeitnehmern die Gelegenheit geben, den Anstoß am TV live zu verfolgen? Und reicht dem „normalen“ Sky-Zuschauer dann nicht auch das Endergebnis der 2.Liga-Spiele völlig aus, um sich dann dem Premium-Produkt Bundesliga zu widmen? Hat umgekehrt derjenige, der einen Zweitligaverein im Herzen trägt, nicht eh das Spiel seines Vereins als Einzeloption geschaut und switcht dann auch wahlweise gerne zur 1.Liga oder verzichtet dort freiwillig noch auf ne Viertelstunde Konferenz, um die anderen 2.Liga-Spiele zu sehen? Vielleicht denken Sky und die DFL ja mal drüber nach. Wahrscheinlich aber eher nicht.
(Von den Interessen der Stadionbesucher zu reden traut man sich ja eh nicht mehr, die sind ja offensichtlich sowohl der DFL als auch Sky völlig egal.)
Okay, auch für mich hieß das hektisch aus Büro und Anzug schälen und mit „Hells Bells“ die Stufen zur Gegengerade hoch zu laufen. Das „Herz von St.Pauli“ hörte ich also noch auf dem Heiligengeistfeld, auch ein merkwürdiges Gefühl.
Die Gedenktapete für Hoppe hingegen habe ich so schon nicht mehr sehen können – schön trotzdem natürlich, dass es sie gab.
Die U23 gewinnt gegen Braunschweig [(c) Stefan Groenveld]
Auf dem Platz tummelte sich dann fast alles, was noch unfallfrei geradeaus laufen konnte. Unter anderem, was mich besonders freute, auch Okan Kurt und Andrej Startsev, die ich beide nun schon seit der B-Jugend bei uns verfolge. „Hoffentlich geht das gut!“ war sicherlich bei vielen der Gedanke – es sollte gut gehen, und wie!
Braunschweig hatte sich durch das 2:0 gegen Darmstadt am Wochenende den erhofften „Brustlöser“ verschafft und wollte bei uns die Punkte mitnehmen, was man durchaus auch von Anfang an merkte. Unsere Jungs (angetreten ohne die Verteidiger Schachten, Gonther, Thorandt (mittags mit Magen-Darm-Problemen ausgefallen), Halstenberg und Nehrig) hielten aber defensiv gut dagegen, Chancen für Braunschweig gab es kaum bis gar nicht. Ob Thorsten Lieberknecht nun mit seiner Wahrnehmung von „80 Minuten dominiert“ richtig liegt, ist dabei relativ egal, denn es fehlte eben nicht nur zählbares, es fehlten auch die Gelegenheiten. Lediglich zwei „Beinahe-Chancen“ nach Schüssen aus der Distanz hab ich vermerkt.
Und umgekehrt? „Gnadenlose Effizienz!“ sagte mir Wolf nach dem Spiel. „Keine Chance – ein Tor!“
Gut, zumindest der Schuss von Daube kurz vor Schluss dürfte noch als Chance durchgehen, aber ansonsten stimmt das schon, nach vorne ging wenig.
Aber: Nach der Serie (nur zwei Siege aus den letzten 15 Ligaspielen) und bei Tabellenplatz 17 geht es eben weder um „The beautiful game“ noch um Dominanzfußball, sondern schlicht und einfach um die Ente, die bekanntlich am Ende kackt und im besten Fall noch die drei Punkte dabei rauspresst. Hat sie gemacht, alles Gut!
Der Weg dorthin war sicher holprig, ein Tor nach einer Ecke(!) durch einen Verteidiger ist kein Zeichen von Brillanz, aber fragt doch gern in Braunschweig mal nach wie sehr die das tröstet.
Zu den beiden „Neulingen“: Eine absolut herausragende Stärke von Okan Kurt ist (meiner Meinung nach) seine Ballbehauptung. Wenn er den hat, gibt er ihn so schnell nicht (unfreiwillig) her. Hinzu kam eine unfassbare Gier nach dem Ball, wenn der grad beim Gegner war. Beides Dinge, die der Gegner dem so klein und fast schmächtig wirkenden Jungen vielleicht nicht zugetraut hat, obwohl er das beispielsweise auch schon im Spiel unserer U23 gegen die U23 der Eintracht vor ein paar Wochen zeigte. Gut für uns.
Und ähnliches gilt für Andrej Startsev, der auf der Außenverteidigerposition ein ebenso großartiges Spiel wie Kurt im defensiven Mittelfeld machte und es offensichtlich als persönliche Beleidigung auffasste, wenn jemand auf seiner Seite an ihm vorbei wollte.
Oder auch, anders formuliert:
Wenn es mit Fußball nichts wird, kann Startsev eine Schule für Türsteher gründen. #fcsp
— Steffen Weppler (@parallelsysplex) September 24, 2014
Ein Sonderlob haben sich außerdem Marc Rzatkowski und John Verhoek verdient. Was die da vorne gearbeitet haben, unfassbar. Immer wieder raufgerannt, den Gegner angelaufen, unter Druck gesetzt, Bälle erkämpft oder den Gegner zum planlosen Abspiel gezwungen – taucht in keiner Scorer-Statistik auf, war gestern aber ganz sicher ein immens wichtiger Faktor im Gesamtkonstrukt des Heimsiegs.
Die ganze Kurve singt und tanzt für Dich!
Die Stimmung war anfangs noch sichtlich nervös, löste sich mit zunehmender Spielzeit aber immer besser und immer wieder gab es auch von der Gegengerade Anfeuerungsrufe und Gesänge, wenn man der Meinung war die Mannschaft bräuchte jetzt mal wieder einen Push, der durch den USP-Gesang grad nicht erzeugt wird.
Wunderbar, so soll es sein, da hat sicher auch USP gar nichts gegen, im Gegenteil, würde man sich wahrscheinlich noch viel öfter wünschen.
Und ab der 86.Minute kam dann wieder jener eingangs zitierte Gesang auf, der schon gegen Sandhausen den Siegtreffer von Sobiech „hineingesungen“ hatte. Wunderschön, wenn ein ganzes Stadion stehend dieses Lied singt, bei Torszenen für oder gegen einen dies kurz einem aufgeregten Durcheinander weicht und danach dann (weil von USP in der Süd weitergesungen) der Gesang von den restlichen Tribünen wieder aufgegriffen wird. Gänsehaut, noch immer.
Ein besonderes „Gimmick“ war dann der Flitzer, der kurz vor Schluß aus der Ecke GG/Nord kam, fröhlich zu Tschauner lief und dann, völlig unbeachtet von den Ordnern, über den Zaun wieder in die Gegengerade sprang. Herrlich, was hab ich gelacht. Unser MillernTon-Gast Sven Brux fand das sicher weniger lustig (als Ex-Fanzine-Redakteur vielleicht schon, als Sicherheitschef eher nicht), jedenfalls merkte man hier noch eine fehlende Abstimmung beim Ordnungsdienst. Als er dann in der GG war, machten sich dort dann aber gleich ein paar Ordner auf den Weg, er wurde aber von anderen Fans „abgesichert“. Wie die Geschichte dann ausging hab ich nicht mehr verfolgt, um mich rum gab es zumindest Beifall und Gelächter.
Die DFL wird dies sicher anders sehen, aber wenn es so friedlich verläuft wie hier gibt es sicherlich schwerwiegendere Probleme im Profifußball. Um eine Geldstrafe kommt der Verein dabei wohl leider trotzdem nicht herum.
Zum Gästeblock kann ich nicht viel sagen, da kam in Block 2 der Gegengerade akustisch nichts mehr an.
Am Sonntag geht es nun also zum FSV Frankfurt. Sollten die heute in Darmstadt mit drei Toren verlieren, wäre es erneut eine Reise zu einem Tabellenletzten, was in der Vereinshistorie des FC St.Pauli ja als gleichbedeutend mit einer feststehenden Auswärtsniederlage gilt. Aber zum Einen hat Frankfurt ja noch nicht verloren, zum Anderen wird jetzt ja vielleicht doch noch „alles anders“. Bei allen spielerischen Mängeln hat das gestern Abend jedenfalls wieder richtig Spaß gemacht, wie schon gegen 1860. Weiter so, Jungs – die ganze Kurve singt und tanzt für Euch! // Frodo
Links:
– Fotos (oben blättern) und Bericht bei Stefan Groenveld
– Fotos aux armes
– Bericht bei „Keep calm and follow“: „Abends is‘ geiler“
– Bericht Beebleblox: „Arsch aufreißen macht glücklich“
– Bericht Grenzenlos St.Pauli: „Ein bisschen Hass muss sein…“
– Bericht Athens South End Scum (english): „Matchday 07“
– Bericht MagischerFC: „Aus der Not eine Tugend machen“
– Bericht KleinerTod: „Mit dem Rücken zu Wand auf zu neuen Ufern“
– Bericht Hamburg ist braun-weiß: „The future Startsevs here“
– Fotos Muckefuck St.Pauli
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