Glory, glory days – Teil 3

Eine nicht ganz ernstgemeinte Rubrik in alten Übersteiger-Ausgaben trug diesen Titel. Mit mehr als einem Augenschmunzeln wurde ein Blick in die Zukunft unseres glorreichen FC St. Pauli geworfen.
2027 – der gesamte europäische Fußball wird von einem einzigen Verein beherrscht: Dem FC St. Pauli. Meisterschaften, nationale und internationale Titel füllen den bis vor wenigen Jahren leeren Trophäen-Schrank im Clubheim des „Molly Roger”. Etliche Weltklasse-Kicker wie Bayern-Juwel Jamal Musiala und Erfolgs-Trainer wie Jürgen Klopp bewerben sich bei den Braun-Weißen, doch werden alle von Präsidentin Sandra Schwedler mit den Worten abgelehnt: „Wir sind gut aufgestellt“… Spaß hat, wer Spaß macht! Here we go!

01. August 2027 – Oke Göttlich wird zum Chef-Organisator für die kommende EM nominiert und übernimmt auch das Amt des Bundestrainers. In einem exklusiv-Interview mit „11 Freunde“- Chefredakteur Hossa antwortet er auf die Frage nach den Erfolgsaussichten für die DFB-Elf: „Schaun’ mer mal“.

05. August 2027 – Da die Gegengerade ein weiteres Stockwerk erhalten hat und die drei offenen Ecken des Millerntors bebaut wurden, sind knapp 50.000 Fans beim Abschiedsspiel von Jackson Irvine und Marcel Hartel dabei. Die Partie endet 19:10 und mit einem Skandal: Schiedsrichter Waldemar Hartmann wurde im „Molly Roger“ von Rudi Völler mit drei Weißbier bestochen.

10. August 2027 – Zum Bundesliga-Auftakt gewinnt der FC St. Pauli bei Aufsteiger Hansa Rostock 5:1. Auf den Vorwurf, dass Rostock-Fans verfassungsfeindliche Symbole im Stadion gezeigt hätten, reagiert Hansa-Präsident Uli Maslo empört: „Hakenkreuze habe ich nur bei den Zecken gesehen!“.

03. September 2027 – Zum 50. Jahrestag des ersten Bundesligasiegs des FC St. Pauli über den ehemaligen Stadtrivalen, findet im verwaisten Volxparkstadion ein Benefizspiel für den VvV statt. Bayern Münchens Altherren-Team um Uli Hoeneß und Kalle Rummenigge gewinnt gegen die Werkself aus Vizekusen 6:1. Währenddessen tritt U23-Trainer Peter Neururer beim Promi-Special von „Wer wird Millionär“ an. Er scheitert bei der 50-Euro-Frage: „In welchen Fluss mündet die Alster?“, als er locker lächelnd und siegessicher mit „In die Ostsee“ antwortet.

19. Oktober 2027 – Auf der Jahreshauptversammlung des ungeschlagenen Spitzenreiters der Bundesliga fordert Ex-Karo-Family-Präsi Heiko Schlesselmann FC-Präsidentin Sandra Schwedler heraus. Nach dem deutlichen Votum für Sandra singt Heiko im weißen Bademantel auf der Bühne „Ich wünsch’ dir Liebe ohne Leiden“. Die Menge tobt und nachdem DJ Olli & DJ Pagger auflegen, gibt es kein Halten mehr. Um neun Uhr morgens wird der Saal 1 des CCH durch eine Spezialeinheit aus Eutin geräumt. Es gibt zahlreiche Verletzte. Polizisten.

11. November 2027 – Schwester Ines hat Geburtstag und Sven Brux kehrt als offizieller Karnevals-Beauftragter der Stadt nach Hamburg zurück. Nur bekleidet mit einer roten Pappnase, verkündet er bei seinem Amtsantritt um 11 Uhr 11 auf dem Rathausbalkon: „Alaaf! Hamburg ist Braunweiß! Und VvV der letzte Scheiß! Alaaf!“. Am Abend gewinnt St. Pauli 7:0 gegen Bayern München. Eric da Silva Moreira erzielt alle sieben Tore. Rekord!

24. Dezember 2027 – St. Pauli empfängt den Tabellenzweiten aus Gladbach am Millerntor. Anpfiff ist um 10 Uhr 45. Aus Protest gegen die Ansetzung des Spiels seitens der DFL am Heiligabend, treten die Kiezkicker in braun-weißen Weihnachtsmannkostümen an. Der Keeper in rot-weiß. Schiedsrichter Hauke Brückner solidarisiert sich und erscheint als Osterhase. „Ich hab’ nix anderes gefunden“, entschuldigt er sich. Stadionsprecherin Anja beendet die Durchsage der Aufstellungen mit den Worten: „Na, dann lasst uns denen mal ein paar dicke Eier ins Nest legen“. Gäste-Coach Ewald Lienen legt Veto ein: „Das ist sexistisch!“. Anja schlitzt ihm mit einem gekonnten Side-Kick den rechten Oberschenkel auf. „Jetzt isses gleich“, fügt sie in Monk-Manier hinzu. Die Bilder dazu gehen in den asozialen Medien mega viral.
Die Borussia gewinnt 3:1, fügt dem FC die erste Niederlage der Saison zu und übernimmt die Tabellenführung. Präsidentin Sandra tobt und fordert die sofortige Entlassung der gesamten Mannschaft. „Was erlaube Team? Spielen wie Flasche leer! Klonen wir den Fabian elf mal und gute isse!“. Um sie zu beruhigen macht Andreas ihr in der Mixedzone vor laufenden Kameras einen Heiratsantrag. Heiko singt dazu: „Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden“. Sandra lehnt den Antrag ab und fällt umgehend vor Heiko auf die Knie. Der lehnt aber ebenfalls ab.

19. Januar 2028 – In der Oberpfalz feiert mein bester Freund Klaus seinen 50. Geburtstag. Ansonsten passiert an diesem Tag nicht viel. Allein Thomas Müller kommt als Co-Trainer ans Millerntor.

01. Februar 2028 – Mit einem fulminanten 11:1-Sieg über den HFC Falke holen sich die Kiezkicker die Spitzenposition zurück. Mit bislang 101 erzielten Toren hat man einen neuen Rekord aufgestellt. Guiness wird neuer Sponsor des FC St. Pauli. Im Stadion gibt es ab sofort nur noch dunkles, irisches Bier. Auch im Pokal und der Champions-League läuft es rund. In den Halbfinals geht es nach Siegen in Saarbrücken und Madrid gegen den SV Babelsberg bzw. Juventus Turin.

13. März 2028 – Nach dem knappen 2:1-Sieg am Millerntor steht das Rückspiel in Italien an. Meine Mama hat Geburtstag. Ich entscheide mich für Turin und schicke ihr ein Selfie aus dem Stadion. Per sms enterbt sie mich daraufhin. Egal. Wir gewinnen erneut 2:1 und stehen im Finale, das im Volxpark stattfinden soll. Ich lade meine Mama per sms nach Hamburg ein.
Bereits auf der Hinfahrt erschien mir der Busfahrer etwas minderbemittelt, doch nun wurde es offensichtlich: Als wir gegen zwei Uhr nachts Turins Stadtgrenzen verlassen, pennen die meisten Mitreisenden bereits. Als ich auf der Autobahn aus dem Fenster sehe, erblicke ich ein Schild: „Roma 245 km“! Den Fahrer davon zu überzeugen, dass er in die falsche Richtung fährt, treibt mich fast in den Wahnsinn. „Alle Wege führen über Rom“, sagt er noch, dann werfe ich ihn aus dem Bus und übernehme das Steuer. Gegen 19 Uhr 10 stoppe ich das Gefährt auf dem Harald-Stender-Platz.

14. April 2028 – Übers Osterwochenende fährt das Team in ein Kurztrainingslager nach Malente an die Ostsee. Dort wo sich 1974 die späteren Weltmeister einquartiert hatten. Nach dem traditionellen „Herings-Mahl“ am Ostersonntag, liegen alle Spieler und das Trainerteam samt Betreuerstab am nächsten Tag mit einer Fischvergiftung platt. Der Begriff „Henkers-Mahlzeit“ macht in der Presse die Runde. Guter Rat ist teuer, schließlich steht am Dienstagabend um 22 Uhr das Pokalspiel gegen die Kicker aus der Filmstadt an. Kurzhand wird ein Aufruf im Netz gestartet und pünktlich zum Anpfiff stehen elf Fans auf dem satten Grün am natürlich ausverkauften Millerntor. 0:0 steht es nach 120 Minuten. Die zusammengewürfelte Truppe bezwingt die Babelsberger erst im Elfmeterschießen 13:12, holt aber laut U23-Coach Peter Neururer „einen verdienten Sieg“, weil „man in den entscheidenden Momenten mehr Druck aufs Tor ausgeübt hat“.

15. Mai 2028 – Pünktlich zum 118. Vereinsgeburtstag steht der letzte Spieltag der Bundesliga an. Die Kiezkicker empfangen vor 50.000 Fans das Team von Fortuna Düsseldorf. Fast viermal so viele Menschen bevölkern das Heiligengeistfeld. Grund: Christos Enkel hat den Feldstraßenbunker mit weißen Leinwänden verhüllt, auf denen das Spiel per Mega-KI-Projektor-Drohnen mit 360°-Technologie live übertragen wird. Fortuna-Präsident Andreas Joachim Wolfgang Konrad Frege, besser bekannt als Campino, kommentiert die Partie für das AFM-Radio. Nach dem sein Team eine deftige 0:7-Klatsche kassiert hat, beendet er die Reportage mit den Worten: „Ich mag die Bayern nicht, aber der Kaiser hatte Recht: Dieser FC St. Pauli wird auf Jahre hinaus unschlagbar sein“.
Weit nach dem Abpfiff erstrahlt die Reeperbahn in Braun und Weiß. Der Telemichel in Regenbogenfarben und das Rathaus ganz in Pink. Hamburg ist bunt.

12. Juni 2028 – Auf zum DFB-Pokal-Finale. Im hässlichsten Stadion der Welt geht es (nach dessen doppelten Abstieg) gegen Drittligist Hansa Rostock. Aufgrund der großen Sicherheitspuffer ist die Berliner Reichs-Arena nur zur Hälfte gefüllt. Es wird ein Spiel der Rekorde! Fabian Hürzeler kassiert bereits nach 60 Sekunden glatt Rot, als er einen Bengalo auf der Trainerbank zündet. „Hier ist ja sonst keine Stimmung!“, ruft er dem Schiri mit erhobenen Mittelfinger hinterher. Nach zwölf Minuten gibt es eine Unterbrechung, weil minütlich 1910 Tennisbälle auf das Spielfeld fliegen. Nach exakt 19 Minuten und zehn Schokotalern geht es endlich weiter. Während der Pause lernt eine ÜS-Redakteurin am Bierstand einen Hansa-Fan kennen (Stichwort: strikte Fan-Trennung!). Er heißt Franz Helbing. Sie heiraten noch vor Wiederanpfiff. Bundespräsidentin Sahra Wagenknecht ist natürlich auch vor Ort und will Trauzeugin werden, wird aber von sämtlichen Redaktionsmitgliedern verscheucht. Hossa annulliert schließlich die Ehe.
Es wollen einfach keine Tore fallen. 13:12 Alu-Treffer stehen nach 89 Minuten zu Buche. Die Hansa-Anhänger werfen ein Banner um die Latte des Tores vor ihrer Kurve, ziehen kräftig daran und endlich fällt ein Tor.
Das Spiel wird abgebrochen und mit 2:0 für St. Pauli gewertet. Das Triple winkt…

19. Juni 2028 – An einem herrlichen Sommertag steht das Champions-League-Finale gegen die von Jürgen Klopp trainierte Mannschaft von Olympique Marseille im Volxpark auf dem Programm. Ab Mittag formiert sich der braunweiße Fanmarsch am Millerntor. Über die Reeperbahn geht es gen Stellingen (Umweg!!!). Unterwegs werden sämtliche Kioske leergetrunken. An einer Tankstelle in der Schnackenburgsallee kommt es zum Eklat: Eine ÜS-Reporterin will eine Flasche Helbing kaufen. Diese wird ihr kurz vor der Kasse von einem Südfranzosen geklaut. Zahlreiche corsische Supporter der Braun-Weißen bringen den Südfranzosen unsanft zu Fall. Gelbe Karte. Mehr nicht. Vom Rostocker Franz keine Spur.
Das Spielt endet relativ unspektakulär 1:0. Einst von Union Berlin erst ausgeliehen und dann verpflichtet, gibt Aljoscha Kemlein die Vorlage zum Siegtor durch Thomas Müller, der sich in der 90. Minute selbst einwechselt und damit den FC St. Pauli zum Triple schießt! – Chapeau!
Bei der Siegerehrung kommt es zum Eklat, als Bundeskanzler- und DFB-Präsident Sven Brux den St. Pauli-Kapitän Eric da Silva Moreira auf den Mund küsst. FCSP-Präsidentin Sandra Schwedler gefrustet: „Das ist gemein! Auf diesen Kuss habe ich jahrelang hingearbeitet!“. Brux tritt sofort von allen Ämtern zurück.

21. Juni 2028 – Nur zwei Tage später beginnt es in Deutschland zu regnen und es hört nicht mehr auf. Die halbe Republik steht knietief im Wasser. Helgoland ist untergegangen, allein fünf Meter der „Roten Anna“ ragen noch aus der Nordsee. Die EM wird abgesagt. „Eine Katastrophe!“, flucht der Kaiser im Fußballhimmel. „Nimm’s halt a paar Millionen, geht’s raus und spuilt’s Fußball“.

23. Juli 2028 – Da sämtliche Plätze in Europa unbespielbar sind, findet das Endspiel um den Weltpokal in Katar statt. Gegner der Braun-weißen ist Houston Dynamo. Die Amis unterliegen durch ein sehenswertes Eigentor von Torhüter Heuer Fernandes in der 110. Minute der Nachspielzeit 0:1. Beide Teams werden anschließend verhaftet, weil sie „Die Binde“ trugen.

24. Juli 2028 – Fabian Hürzeler wird nach Meisterschaft, sowie Siegen im Pokal, Champions League, Supercup und Weltpokalfinale im katarischen Straflager gläubig: „Herr, hol’ mich zu dir. Was soll jetzt noch kommen?“. // Hossa
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