Glory, glory days – Teil 5

Eine nicht ganz ernstgemeinte Rubrik in alten Übersteiger-Ausgaben trug diesen Titel. Mit mehr als einem Augenschmunzeln wurde ein Blick in die Zukunft unseres glorreichen FC St. Pauli geworfen. Spaß hat, wer Spaß macht! Here we go!

Nachdem der FC St. Pauli nur durch einen Wechselfehler des Braunschweiger Trainers Tim Walther noch den Relegationsplatz erreichte, geht es für die Braun-Weißen in die Saison-Verlängerung.
Da Erfolgs-Coach Fabian Hürzeler sich selbst entlassen hat, steht St. Pauli nun allerdings ohne Trainer da. U23-Coach Peter Neururer meldet sich Finger schnipsend als erster und schreit am lautesten, wird aber nicht erhört. Da meldet sich Benny Adrion: “Viva con Aqua hat mit über fünf Millionen Brunnen die Welt gerettet. Nun ist es an der Zeit, diesen Magischen FC zu retten“.

Das “Wohlfühl”-Separee des Übersteigers
(Foto: Arigrafie / Hossa)

25. Mai 2029 – Das erste Relegationsspiel am Millerntor steht an. Der “Kuchenblock” wurde mittlerweile abgeschafft. Auf der Haupttribüne gibt es nur noch Steh- und Rolli-Plätze, so dass über 65.000 Fans dabei sind.
Auf dem Dach der Gegengerade wird an diesem Tag das Separee des Übersteigers eingeweiht. Zwei alte AFM-Container bieten beste Sicht aufs Spielfeld, dazu gibt es eine Bier- und Helbling-Pipeline und kuschelige Sofas aus dem Fundus der Pleite gegangenen Elphi. “My Container is my castle!“, schreit Franzi begeistert beim Betreten. Krümel und Grobi erhalten Ehrenplätze neben der Eisenbahn, die diverse schmackhafte Leckereien pünktlich (!) im Minutentakt serviert.
Thomas Müller steht hinterm Tresen. “O’zapft is!”, brüllt der Bajuware bei jedem Bier, das er erfolgreich über das (aus recycelten Plastikmüll der Elbe gefertigten) Schmuckstücks des ÜS-Separees ohne verschütten an die Durstigen reicht.

“Es ist Zeit, diesen FC zu retten!” (Foto: Arigrafie)

Gegner der Braun-Weißen ist das von Steffen Baumgart trainierte Team der Stuttgarter Kickers. Böse Erinnerungen an 1991 werden wach. FC-Coach Benny Adrion setzt auf Routinier Marcel Hartel, der die Gastgeber bereits nach zwei Minuten in Führung schießt. Fünf Minuten später setzt er einen Foulelfmeter souverän links am Kasten vorbei. In der zweiten Hälfte bricht die Adrion-Elf komplett ein und kassiert kurz vor dem Abpfiff noch den Ausgleichstreffer. 1:1 lautet der Endstand, wie 1991…

Ein paar Stunden später… – Großalarm am Paulinenplatz um kurz nach zwei Uhr nachts: Die Kneipe “Shebeen” steht in Flammen! Es ist aber nur die Kulisse für den Dreh einer Folge der Serie “Das Übersteiger-Großstadt-Revier”. Bei den vermeintlichen Löscharbeiten der Feuerwehr wird leider die Helbing-Destille im Keller entdeckt. Die Kommissare Jan Matthies und Dirk Fedder drücken aber beide Augen zu. Gegen eine monatliche Lieferung “dieses vorzüglichen Gesöffs frei Haus“, versteht sich.

28. Mai 2029 – Zum Rückspiel gegen die Kickers reisen über 50.000 FCSP-Fans mit 40 Sonderzügen der “ÜS-Travel & sonstewas KG” in die Schwaben-Metropole an. Das etwas holprige Motto der Fahrt lautet: “Ob Elbe oder Neckar – Übersteiger-Antifa!“. Die Partie wird kurzfristig ins zweithässlichste Stadion der Welt zum VfB Stuttgart verlegt. Zur Pause liegen die Kiezkicker 0:1 hinten und sind nach der Roten Karte gegen Hartel nur noch zu zehnt. “Niemand gibt hier noch einen Pfifferling auf die Braun-Weißen” kommentiert Reporterin Franzi K. auf Übersteiger-TV-Sport1. Von ihr nach seiner Sicht gefragt, gibt ÜS-Sport1-Experte Hossa zähne(!)knirschend zu Protokoll: “Das erinnert an 1991“.
Doch dann geschieht das Wunder von Cannstatt: Benny Adrion wechselt sich nach 89 Minuten selbst ein und erzielt nur 15 Sekunden später den Ausgleich! Endstand: wieder 1:1, wie 1991…

Im überschwänglichen Jubel wird das komplette Stadion braun und weiß angemalt. Eine Millionenklage der Stadt Stuttgart ist die Folge. Noch am selben Abend werden daraufhin in allen Kneipen in Kreuzberg, Friedrichshain, Köpenick, Altona, Ottensen, auf St. Pauli sowie der Düsseldorfer Altstadt und in ganz Bayern die Bierpreise um einen Euro erhöht. “Saufen für St. Pauli!”, lautet das altbewährte Motto.

Als am nächsten Morgen – die letzten Scheine und Münzen gezählt sind, steht fest, dass knapp 500 Millionen Schokotaler zusammen gekommen sind. Der Übersteiger kauft das VfB-Stadion und schenkt es den Stuttgarter Kickers. Ein Bestechungsversuch? Der Untersuchungsausschuss des ÜFB (Übersteiger Fußball Bund) ermittelt. Natürlich ist alles von (des eigentlich verbotenen Untergrundblattes) “Blöd” erstunken und erlogen. Der Übersteiger kauft Verlag samt Blatt für einen symbolischen Schokotaler. “Jetzt sind wir endlich wieder Undercover“, jubelt Medienmogulin Rakete.

31. Mai 2029 – Das alles entscheidende dritte Spiel gegen die Schwaben-Kickers findet ausgerechnet auf Schalke statt. Böse Erinnerungen an 1991 werden wach. In 25 Sonderzügen der “ÜS-Travel & sonstewas KG” machen sich exakt 45.899 Fans in die Ruhrpottmetropole Gelsenkirchen auf. Warum diese krumme Zahl? “Mehr ging einfach nicht” entschuldigt sich Fanladen-Chef Deniz Brux. “Außerdem ist dies die höchste Postleitzahl in Gelsenkirchen“.

Auf dem Fanmarsch vom Bahnhof gen Stadion kommt es fast zum Eklat: Der berühmt-berüchtigte, aber allseits beliebte Fanclub “Karo-Family” singt Sirtaki tanzend vor einem griechischen Imbiss: “Gyros, Tzatziki und dazu Salat!“. Die türkischen Inhaber und Anhänger von Galatasaray verstehen etwas anderes und stürmen aus dem Laden. Ein wildes Fecht-Gefecht mit Döner-Spießen und Fahnenstangen ist die Folge. Die “Braun-Weißen-Kaffeetrinker” beruhigen schließlich die Gemüter mit grünem Tee.

Auf dem weiteren Weg kommt es zu keinerlei Zwischenfällen. Außer, dass sämtliche männlichen Mitglieder des Fanclubs “Pröppers Vendetta” an eine Palme vor einem Hotel pinkeln. “Es gibt nur ein’ Palmen-Pröpper!“, singen sie dazu laut und falsch. Gruppenfoto inklusive. Schwester Ines kichert beim Betätigen des Auslösers.

St. Pauli gewinnt die Partie mit dem sogenannten “Enkel-Trick”: Mit Peter Gronau, Jürgen Ippig und Volker Knäbel schickt Trainer Benny Adrion drei Enkel ehemaliger braun-weißer Helden auf den Rasen. Dann ruft er Steffen Baumgart an… Während der Kickers-Coach die geforderten zwei Schokotaler vom Geldautomat abholt, treffen alle drei Enkel im Zwei-Minuten-Takt. Das Gegentor in der 97. Minute ist nur noch Ergebniskosmetik.
3:1! Chapeau! Der FC St. Pauli hält sich mit Ach und Krach in der Bundesliga! Chapeau!! Und am allerwichtigsten: Die Revanche für 1991 gegen die Stuttgarter Kickers ist geglückt! Chapeau!!!

Auf der Rückfahrt geht es selbstredend hoch her. In einem der Züge steht Auktionator-Altmeister Hendrik vor einigen Schließfächern und fordert die Vorbeigehenden auf, mit ihm “Der Preis ist heiß” zu spielen. Der “Zonk” ist eine leere Flasche Helbing. Franzi “gewinnt” diese und ist sauer. Zwei Waggons weiter gibt Heiko eine “Special-Udo-Jürgens-Cover-Show”. Gerade singt er “Der Teufel hat den Schnaps gemacht”. Natürlich im weißen Bademantel. Franzi klinkt sich ein und schunkelt mit. Schwester Ines schmilzt dahin.

Im Party-Waggon (eigentlich ist der gesamte Zug eine einzige Party!) steppt der Papst im Kettenhemd! Coach Benny Adrion präsentiert gemeinsam mit Marcel Eger die Neuauflage ihres 2006er-Smash-Hits “Pokalfinale“. Der gesamte Zug brüllt mit: “Bundesliga, Bundesliga, wir bleiben für immer in der Bundesliga!“.
Als der Autor dieser Zeilen am nächsten Mittag von zwei überaus freundlichen Polizisten geweckt wird, stellt er erstaunt fest, dass er auf der kleinsten Verkehrsinsel auf dem Millerntorplatz geschlafen hat.

Bastelarbeit: Hossa
Froschi: Guido Schröter

01. Juni 2029 – Im Auftrag des Bundeskanzlers Oke Göttlich, kreiert ÜS-Chefzeichner und Inhaber des größten Comic-Verlags aller Zeiten, Guido Schröter, eine neue Deutschlandfahne. Diese soll ab sofort die “Freie Republik Sankt Pauli” repräsentieren. Sie ist braun-weiß-rot gestreift und anstelle des Adlers, ist nun ein Froschi zu sehen.

Endlich eine Fortsetzung…
(Bild:Hossa)

Am späten Abend verfolgen 200.000 Menschen im Open-Air-Kino auf dem Heiligengeistfeld den zweiten Teil des Übersteiger-Films “… und ich weiß, warum ich hier stehe”, op platt. Der Eintritt beträgt einen Schokotaler. Fabian Hürzeler versucht sich an der Kasse vorbei zu schleichen und sieht glatt Rot… Alles wird gut!

Endlich wieder zuhause
(Foto: Arigrafie)

01. Juli 2029 – Überraschung: Peter Neururer wird neuer Trainer beim VfL Bochum.
E N D E
// Hossa

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