FC St.Pauli – 1.FC Nürnberg 0:4 (0:2)
Tore: 0:1 Niclas Füllkrug (18.), 0:2 Niclas Füllkrug (43.), 0:3 Tim Leibold (53.), 0:4 Patrick Erras (89.)
Zuschauer: 29.546 (ausverkauft, ca. 3.000 Glubberer)
Letzten Mittwoch fand ein Treffen im Ballsaal der Südkurve statt, bei dem ein geschätzter ehemaliger ÜS-Schreiberling schwarz malte für Sonntag.
Begründung: „Mit den Sondertrikots verlieren wir immer!“
Tja, Recht sollte er behalten, beste Grüße an Käpt’n Braunbär.
Spiele in denen wir bisher Sondertrikots getragen haben:
- Hertha BSC (Fernsehlotterie-Fantrikot)
(2:3 durch Gegentor in 88. & 90. nach 2:1-Führung) - Darmstadt 98 (X-Mas Sondertrikot)
(0:1, Gegentor in der 86. – 1.Heimniederlage überhaupt gegen Darmstadt) - 1.FC Nürnberg (Retro-70er Jahre-Trikot)
(0:4, 1.Heimniederlage in der 2.Liga gegen den Glubb)
Und von dem grundsätzlichen Misserfolg der Pokaltrikots will ich gar nicht erst anfangen…
(Außerdem gab es 2012 noch ein Fanräume-Sondertrikot gegen Grashoppers Zürich, aber das 1:1 in dem Spiel würde mir die schöne Statistik versauen und daher lasse ich es als Testspiel unbeachtet außen vor.)
Also, wenn das nächste Mal wieder ein Sondertrikot getragen wird ruhig mal 100,-€ auf ne Niederlage setzen und das Geld an Kiezkick spenden, sichere Sache.
Oder wahlweise: mindestens ein Gegentor nach der 85.Minute.
Nächstes Thema also: Übersteiger Nr. 122
Das war es nun also, das erste Print-Erzeugnis des ÜS seit 2001, seit Heft Nr. 53, zu dem ich nichts beigetragen hatte. Bekanntlich hatte ich mich mit der 120, erschienen zum Ende der letzten Saison, von der Print-Redax verabschiedet um mehr Zeit für den Blog und den MillernTon zu haben.
Und nachdem die 121 aus verschiedenen Gründen nur als PDF erschienen war, nun also erstmals das Gefühl zum Stadion zu kommen und das Heft noch nicht zu kennen. Auch mal wieder schön, und tatsächlich ist nach dem ja doch sehr großen internen Umbruch eine sehr schöne Nummer dabei herausgekommen, sicher dieses Mal aufgrund der Doppelausgabe auch etwas ganz besonderes.
Trotzdem ist es hier definitiv noch nicht an der Zeit sich beruhigt zurück zu lehnen, der ÜS braucht weiterhin jede Unterstützung die er kriegen kann, insbesondere Schreiber! Also, Arsch hoch, oder zumindest das e-mail Konto geöffnet und eine Mail an redaktion at uebersteiger.de verfasst, wenn Ihr Euch zukünftig einbringen wollt und dies nicht eventuell das letzte Heft aller Zeiten gewesen sein soll.
Statt Hefte zu verkaufen, konnte ich so Niklas Wildhagen treffen, seines Zeichens einer der Mitwirkenden am Talking Fussball-Podcast. Meine Versuche in Englisch über den FC St.Pauli zu sprechen sind dort dann demnächst nachzuhören.
Es folgte eine Braun-Weiß-Rot Wende-Choreo auf der Gegengerade, sowie die „Straight Outta Saint Pauli“-Choreo in der Süd – es war alles bereitet um wieder drei Punkte einzusacken… wenn da doch bloß nicht die Sondertrikots gewesen wären.
Daher der Mantel des Vergessens über das Spiel, will jetzt zwei Tage später eh keiner mehr was drüber lesen.
Grundsätzlich ist Platz 3 nach 16 Spieltagen immer noch mehr als alle erwartet haben, nach den zwei Niederlagen jetzt erwartet wohl auch niemand ernsthaft einen Erfolg in der Region. Also Zeit für zwei Kalla-Tore zum umjubelten 2:1 Auswärtssieg.
Und dann war da noch: NOlympia.
Wir hatten das Thema ja ausführlich im MillernTon besprochen (ab 3h23m), die Diskussion auf der JHV zählt wohl auch zu den positiven Beispielen für Diskussionskultur in diesem speziellen Thema und in Sportvereinen allgemein.
Natürlich ist es schwierig, sich als Profiverein dem vermeintlich größten Sportereignis der Welt zu verweigern, wenn es in der eigenen Stadt stattfinden soll. Aber diese ganzen schwachsinnigen Statements aus der Fraktion der Beleidigten im Nachhinein, bestärken einen nur noch mehr darin, dass es die richtige Entscheidung war. Es war ja keine Entscheidung gegen die Veranstaltung als solche oder gar gegen „den Sport“, sondern es ging um die konkrete Situation und Bewerbung von Hamburg für das Jahr 2024. Und da gab und gibt es weiterhin gute Gründe, die bei vielen zu einem überzeugten „Nein“ geführt haben.
Grundsätzlich hat der Verein alles richtig gemacht. Er hat Diskussionen ermöglicht, sowohl Pro- als auch Contra-Argumente veröffentlicht, sich aber vor keinen Karren spannen lassen und den ja auch in der Mitgliedschaft vorhandenen verschiedenen Meinungen Raum gegeben.
Chapeau, so soll es sein.
Hauptpunkt für das Nein war aus meiner Sicht das amateurhafte Vorgehen von Olaf Scholz, der auf einer terminlich von ihm gewählten Pressekonferenz Zahlen präsentiert, in denen der Bund einen Anteil übernehmen soll, der Bund aber Tage später eine Zusage dazu verweigert.
So etwas darf in dieser Geschichte einfach nicht passieren, insbesondere wenn man sich Transparenz bei den Finanzen als eines der größten Ziele auf die Fahnen geschrieben hat. Die Details hätte man vorher abstimmen müssen oder man darf eben diese Pressekonferenz noch nicht abhalten. So ist Scholz wahlweise sehenden Auges ins Verderben gerannt oder hat einfach in gutem Glauben gezockt und ist damit auf die Fresse gefallen.
Ja, auch die Anschläge in Paris, der Fifa- & DFB-Skandal und das Misstrauen in Sportverbände allgemein dürften ihren Anteil am Ergebnis haben, aber selbst wenn es am Ende (wie in der letzten Umfrag vor Paris) 56% „Ja“ gewesen wären, so hätte dies doch nichts grundsätzliches geändert.
Die Stadt ist in der Frage gespalten – und wenn man sich dann anschaut, dass die BILD eine Gratis-Ausgabe an die Haushalte verteilt, das Abendblatt eine Beilage im utopischen Jubelperser-Stil herausgibt und sowieso die Medienarbeit der letzten Wochen und Monaten eher an Gehirnwäsche-Propaganda als an eine Kampagne erinnert, so ist es umso erstaunlicher, dass sich die Öffentlichkeit hier so entschieden hat.
Ist der Sport in Deutschland jetzt tot? Ist Olympia jetzt auf Generationen hinaus aus Deutschland verbannt? Hat Hamburg gar das Tor zu Welt versperrt?
Blödsinn.
Es wäre an der Zeit, das IOC grundsätzlich zum Nachdenken zu bringen, wie man die Olympischen Spiele ernsthaft reformieren kann. Wie man die Auschreibungen abändern muss, die Konzepte verändert, damit die Spiele auch in Städten wie Hamburg wieder mehrheitsfähig sind.
(Denn, nebenbei: Auch in München, Wien, Oslo und Budapest gab es ja schon negative Abstimmungen in der Vergangenheit.)
Und natürlich ist unsere Welt so schnelllebig, dass eine erneute Bewerbung einer Stadt in Deutschland in ein paar Jahren durchaus möglich ist, vielleicht sogar mit einem positiven Ausgang eines Referendums – es muss sich eben nur vorab einiges ändern.
Es gab zu dem Thema viel Mist zu lesen, allerdings auch viele lesenswerte Kommentare. Subjektiv ausgewählt und ohne Anspruch auf Vollständigkeit mal diese zwei Texte, die es aus meiner Sicht gut und differenziert betrachten:
- NDR: Freude statt Vorwürfe
- St.Pauli-News: Nein zu Olympia – Beleidigt und beleidigend
Last but not least dann noch eine aktuelle Meldung von heute aus dem Verein:
Kyoung Rok Choi verlängert seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag bei uns um drei Jahre. Oh, what a choi!
Links:
– Vor dem Spiel / Nach dem Spiel – Podcast
– Bericht Clubfans United: „Reife Leistung“
– Bilder Stefan Groenveld: „Crystal gegen Valium“
– Bilder USP
– Bericht Grenzenlos 1910: „Egal, aber…“
– Bericht und Bilder Zaphod Beebleblox: „Straight outta Spitzengruppe“
– Bericht Magischer FC: „Vier Gegentore mehr, fünf Ringe weniger“
– Bericht Athens South End Scum: „Wake up, people“ (English)
– Bericht BreitSeite: „Arbeiten im Wohnzimmer„
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