Awayberichte vorab schreiben? Nie wieder! Heute von und mit Fortuna Düsseldorf

Von: Carsten

Ich möchte den Vorbericht gerne mit einem Zitat von Carolin Kebekus beginnen: „Helau sagt man nicht an Karneval“, und ich möchte dies gerne komplettieren: „und Spielsucht-Sponsoren sind asozial!“ Nach unserem ausführlichen Rundumschlag im eigenen Verein, was das Sponsoring mit einem großen Onlinegaming-Anbieter angeht, spielen wir kommenden Samstag zur Primetime in Düsseldorf. Die Stadt, als Eigentümerin der Arena, setzt dem Ganzen, mit dem Verkauf der Namensrechte an einen Glücksspielanbieter, noch die Krone auf. So lange der Rubel rollt, hat man es offenbar nicht so mit der Moral. Grüße in den Westen der Republik!

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Bei der Fortuna brodelt es aktuell, oder um weiter im plakativen Modus zu bleiben: „Rhein in Flammen“! (Für alle Nicht-Rheinländer, dies war vor Corona ein sommerliches Event, um das Feinstaubbarometer in Bewegung zu setzen) So wollte ich meinen Bericht starten, vor der Tatsache, dass die Fortuna aus Düsseldorf in Darmstadt mal den ganz großen Hammer auspackte und einen satten Auswärtssieg holte. Ja genau, in Darmstadt, da wo wir uns eine mehr als verdiente spielerische Backpfeife fingen.

Vor dem letzten Auswärtsspiel rumorte es in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt zwischen Fans und Verein. Intern auch, irgendwie jeder gegen jeden. Auch Trainer Christian Preußer schien sportlich angezählt zu sein. Er kam vor der Saison von der Zweitvertretung des SC Freiburg, mit denen er, mit tatkräftiger Unterstützung von Jojo Flum, den Aufstieg in Liga 3 schaffte. Durch den Sieg in Darmstadt könnte besagter Preußer seine Amtszeit am Rhein sicherlich ein Stück ruhiger gestallten.

So lief die Saison der Fortuna

Nehmen wir das Darmstadt Spiel mal heraus, dann fällt per Statistik schnell auf, woran es lag. Es ist die Effektivität. Zwar haute Düsseldorf im Schnitt 14,4 mal im Spiel aufs Tor (wir auch 14,4 mal), trifft mit diesem Wert lediglich 1,38 mal ins Schwarze (wir 2,25 mal). Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Rouven Hennings mit lediglich 7 Treffern die interne Torschützenliste anführt. Der polnische Neuzugang Robert Bozenik traf lediglich 2 mal. Hatte man sicherlich zu Beginn der Saison auch ein wenig anders eingeplant. Generell empfinde ich das Spiel zu statisch und berechnend. Zwar hat man mit Khaled Narey (kam von den Rothosen) einen druckvollen Flügelspieler hinzugewonnen, die restlichen Neuzugänge enttäuschen aber. Weder Felix Klauß (Wolfsburg), noch der bereits erwähnte Bozenik oder der junge Japaner Tanaka konnten die Erwartungen am Rhein erfüllen.

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Der letzte Sieg darf da nicht täuschen, Platz 11 vor dem letzten Spieltag sind nicht die Ansprüche von F95, die mit einem der wertvollsten Kader durch die Liga rumpeln. Darf ich an dieser Stelle, als Ahnungsloser, vor mich hermurmeln: „Zusammengewürfelter Haufen“? Gerne darf die Fortuna mich Lügen strafen, bitte nicht Samstag. Randnotiz aus dem Blätterwald und vom Social-Media-Lynchmob: Maduka Okoye, den F95 im Jahr 2019 von der Gehaltsliste haben wollte und ablösefrei zu Sparta Rotterdam ziehen ließ, wechselte zur Transferperiode im Winter, nur 18 Monate später, für 7 Mio Euro zum FC Watford. Diese Fehleinschätzung ob der Fähigkeiten des Spielers und der damit verbundenen 0 Nummer bei den Transfererlösen erzürnt nicht nur das rheinische Fangemüt,  sondern sorgt auch innerhalb der Verantwortlichen für ordentlich böses Blut. 

Weitere Statistik zu F95 – FCSP

In Liga 2 trafen beide Teams bis dato 26 mal aufeinander. Mit 11 Siegen, 9 Niederlagen (die wahrscheinlich alle durch einen per Fallsucht provozierten Elfmeter entschieden wurden) und 5 Remis spricht die Historie leicht für uns. Meiste Tore? Wer hat aufmerksam das „Spielerliebe“ Portraits zu Lennart Thy gelesen? Richtig: 4 Buden in einem Spiel (und noch ein weiteres). Was eine Show damals im Heimspiel. Die Bilanz dreht sich ein wenig, wenn man alle 45 aufeinandertreffen begutachtet. Dort hat die Fortuna 2 Siege voraus. Zeit also, dies am Samstag zu verkürzen. Dass die Fortuna bereits 2 mal den DFB Pokal gewann, wird im Mai natürlich auch verkürzt.

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In der letzten Saison gab es gegen den Verein aus der Landeshauptstadt nicht viel zu lachen. In Düsseldorf verlor man mit 2:0 und zu Hause sogar 3:0. Unser letzter Sieg im Rheinstadion datiert übrigens aus dem Frühling 2017 wo unter anderem Buchtmann und Ziereis zum 1:3 Auswärtssieg trafen. An der Seitenlinie damals, zwei Trainer-Urgesteine: Funkel und Lienen. 

Arena der insolventen Namensgeber 

1,6 Mio Euro Miete in Liga 2, dafür partizipiert die Fortuna aber von der Vermarktung der Arena, tritt einen Teil davon aber an die Eigentümerin, der Stadt Düsseldorf, wieder ab. Eine Alleinnutzung der Arena schmetterte der Stadtrat ab, die Fortuna muss also weiterhin ihr Stadion teilen, ob nun mit 50.000 in weiß gekleideten Technojüngern oder mit den Jugendlichen der neuapostolischen Kirche.  Fortuna hat sich zumindest ein Vetorecht gesichert. Ein Testkick des Geliebten Nachbarn aus Köln scheint daher ausgeschlossen. Trotzdem: Beiße nie die Hand, die dich füttert! Daher muss die Fortuna auch mit dem zwiespältige Namensgeber des Stadions leben, da eine Rückkehr an den heimischen „Flinger Broich“ schon an der Ligatauglichkeit scheitert. Knapp 55.000 Zuschauer fasst das Stadion zu Sportveranstaltungen und 66.000 wenn Lena „Satellite“ trällert oder die Hosen ein Heimspiel feiern. 

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Schönste Stadt am Rhein

Fakt ist, dass Düsseldorf im Sommer wirklich schön ist, wenn man einen großen Bogen um die Altstadt macht. Zwar besingt ein Düsseldorfer Karnevalssong „die längste Theke der Welt“, aber im Sommer kommt man nicht 5 Meter weit ohne von peinlichen Junggesellen:innen-Abschiede aufs Äußerste belagert zu werden. Auch benötigt es an den Rheinwiesen einem Dauerhandtuch um irgendwie ein Stück Grün zu erhaschen. Es gibt aber auch kleinere Brauhäuser (vor allem das „Kürzer“) außerhalb der Touristen-Pfade.

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Ich persönlich finde diese sehr urig und ein gut gezapftes Alt geht immer. Dazu empfehle ich immer den rheinischen Sauerbraten, der traditionell noch vom Pferd stammt. Alte Metzger Weisheit: „Gestern noch geritten, morgen schon mit Fritten“. Ob die englische Königin, ihrerseits Pferdeliebhaberin, bei Ihrem Besuch in Düsseldorf den rheinischen Sauerbraten von Mr. Ed serviert bekam? Wohl eher nicht. 

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Zu empfehlen ist ein Besuch an der Düsseldorfer Brehmstrasse. Wer es mit dem Eishockey in den Neunziger Jahren hatte, möge sich hier seine Schlittschuhe schnüren und beim Lauf durchs Rund in Erinnerungen schwelgen. Vor dem geistigen Auge sind in der halboffenen Halle, die kompletten Tribünen in Wunderkerzen erhellt und 11.000 Zuschauer singen lautstark die DEG nach vorne. Wenn Eishockey mal ein zu Hause hatte, dann war es hier. Leider schaffte die hippe Stadt Düsseldorf es auch hier die gewachsene Kultur zu zerstören um in eine moderne Halle zu ziehen, auch damit die DEG im modernen Eishockey noch mithalten konnte. Der Fußball kennt dies zugut. 

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Und zum Schluss noch, ja ihr habt die Erwähnung des bekanntesten und berühmtesten Düsseldorfer Musikers vermisst. Heino!

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