Von: Carsten
Nach unserem Unentschieden in Düsseldorf zum Abschluss der Hinrunde geht es kurz vor Jahreswechsel und Winterpause zum Auswärtsspiel nach Kiel. Der Blick in den tabellarischen Rückspiegel verrät uns: Die selbsternannten Traditionsvereine begeben sich in Lauerstellung und warten auf Ausrutscher des Magischen FC.
Wie lief´s bisher?
Es erwartet uns am Freitag eigentlich ein schwer einzuschätzender Gegner, denn Kiel spielte bis dato völlig unter seinen Möglichkeiten. Der Trend der letzten Spiele zeigt eher nach oben, auch wenn das letzte Heimspiel gegen Sandhausen nur Remis gespielt wurde und das Ergebnis eher eine Enttäuschung war. Vielleicht zum richtigen Zeitpunkt für Braun-Weiß, da das Ergebnis den Aufwind der Störche bremsen könnte?!
Ein Blick auf die nackten Zahlen zeigt eine ausgeglichene Historie in den Aufeinandertreffen zwischen Holstein Kiel und dem Magischen FC. In elf Spielen in Liga 2 entschieden beide Vereine jeweils fünf Spiele für sich, bei einem Unentschieden. Ansonsten traf man sich noch in vier Spielzeiten in der damaligen Regionalliga Nord und in zwei Testspielen. Beim letzten Antritt der Boys in Brown in Kiel, hagelte es eine 4:0 Klatsche. Arslan, Serra und zweimal Bartels besiegelten einen trostlosen Auftritt in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. Kiel kletterte gen direkten Aufstiegsplatz und belegte am Ende der Saison einen unglücklichen 3ten Platz. Was dann folgte wisst ihr sicherlich alle, wir reißen an diese Stelle alte Wunden nicht mehr auf.
Nach dem verpassten Aufstieg erneuerte sich Kiel personell, ein illustres kommen und gehen. Trotzdem, so empfand man dies als Außenstehender, hatten die „Störche“ eine durchaus schlagkräftige Truppe zusammen. Offenbar hing aber der vergangene Frühsommer noch in den Klamotten, Kiel spielte ein katastrophales erstes Viertel der Saison und konnte erst in den letzten Spielen eine Trendwende herbeiführen. Opfer dieser Situation war im Herbst der langjährige Trainer Werner, der mittlerweile mit Bremen die Aufholjagd gen Tabellenspitze aufgenommen hat. Neuer Trainer an der Kieler Förde ist der aus Hoffenheim gekomnene Marcel Rapp, der im Grunde nur den Platz für Fabian Boll warmsitzt, weiß halt nur noch keiner.
Im Sommer verpflichteten die Kieler unter anderem die ehemaligen Rauten Holtby und Arp, wobei mir letztgenannter zumindest menschlich ein wenig leid tut. Ein Blick in die Kommentarspalten des am Freitag erschienenen 11Freunde Artikels lässt mich wirklich erschüttern. Der Typ ist 21 und bestimmt noch keine gefestigte Person, die eine öffentliche negative Meinung einfach an sich abprallen lässt. Ich bin mir sicher, dass Fiete jeden von uns fußballerisch in die Tasche steckt, und wenn Fiete mit 19 Jahren einen Vertrag bekommt, der ihn direkt finanziell ausgesorgt haben lässt, dann ist dies die Schuld des Systems Profifußball, welches ja alle uneingeschränkt unterstützen.
Aber woran liegt es, dass Kiel eine mehr als bescheidene Hinrunde gespielt hat? Sicherlich: der Kader ist rundum erneuert und die vergangene Saison hallt nach. Aber, und das ist wahrscheinlich der wichtigste Punkt, Kiel trifft im Durchschnitt nur 1,18 mal pro Spiel. Das ist deutlich unter dem Schnitt der Liga. Aus der oberen Tabellenhälfte traf nur Heidenheim ähnlich schwach. Es ist also die Effektivität, an der es hapert. 15,6 Torschüsse pro Tor ist einfach viel zu schlecht, zumindest für die Ansprüche der Kieler. Und so ist der Toptorschütze Benedikt Pichler erst bei fünf Treffern.
Kieler Ground
Das Stadion in Kiel ist eins der wenigen die keinen externen Namensgeber haben. Zwar könnte man beim schnellen Überfliegen des Namens irrtümlicherweise bei einer Brauerei landen, es heißt aber wahrhaftig „Holstein“ Stadion. Aktuell bietet das Stadion knapp 15.000 Zuschauern Platz und wird in regelmäßigen Abständen renoviert und überholt. Der Zuschauerrekord datiert aus dem Jahr 1951, als in der Oberliga Nord gegen die Rothosen knapp 30.000 Zuschauer das Rund besuchten. Die aktuelle Kapazität liegt nur minimal unter der Kapazität der Arena der Handballer. Wenn es also mal regnen sollte, man wäre nicht ganz unvorbereitet. „Hüstel“
Kiel für Besserwisser
Für mich als „nicht Norddeutscher“ ist es schwer euch Wissenswertes über Kiel zu erzählen, was nicht eh schon jeder wusste. Aber versuchen wir es mal hiermit:
– Kiel wurde 1518 aus der Hanse verbannt, da sie „wohlmöglich“ Piraten Unterschlupf gewährten. Liebe Verantwortlichen der Marketingabteilung des FCSP, anstatt sich 30 Jahre auf einen TV Shopping Kanal vorzubereiten, da hätte man Mitte der Neunziger als damalige Freibeuter der Liga ansetzen können.
– Holstein Kiel war bereits 1 mal deutscher Meister. Die älteren von uns werden sich erinnern: 1911/1912. 9000 Zuschauer sahen damals das 1:0 über Karlsruhe. Übrigens durch einen Elfmeter. Zeitzeugen berichten seit dem vehement von einer Kieler Schwalbe resp. Storch.
– Mit knapp 34.000 Studenten hat Kiel eine sehr junge Einwohnerschaft. Rechnet man dies auf die Gesamteinwohner der Stadt (247.000), dann sind fast 15 Prozent der Einwohner Studenten. Im Vergleich: in Hamburg sind nur ca. 6,3 Prozent der Einwohner Studenten.
– Kiel bedeutet übrigens so viel wie Keil und bezeichnet (wahrscheinlich) die Förde, die sich weit ins Landesinnere zieht. Der lateinische Name, da Kiel auch zum römischen Reich gehörte, lautete „Chilonium“.
– Kiel hat sich als erste Stadt Deutschlands dem Projekt „Zero Waste Europe“ angeschlossen, um Abfall zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Eine Aktion, die zur Nachahmung einlädt. Ich kenne da einen Verein aus dem Herzen Hamburgs, der verpackt jedes Shirt noch in Plastik.
Genug vielen Worte. Zeit Taten folgen zu lassen. Auswärtssieg!