Rubrik: Auswärts Vorbericht

Zu Gast am Wildpark 

Von: Carsten

Ja, das mit dem Wildpark hat sich ein wenig geändert. In Karlsruhe baut man mittlerweile auch moderne Stadien und zwar nach und nach auf das alte drauf. Kommt euch bekannt vor? In Karlsruhe entfernt man aber zusätzlich die Laufbahn und verengt das doch recht weitläufige Rund. Natürlich nicht ohne auch den traditionsreichen Namen „Wildparkstadion“ zu entfremden. Normalerweise versuche ich an dieser Stelle den Käufer nicht zu erwähnen, der folgende Name ist aber so dämlich, ich mag ihn euch nicht vorenthalten. „BBBank Wildpark“. Klingt nach ewiger Liebe. Eigentlich sollte der Bau Mitte 2022 abgeschlossen sein, wer aber gerade seine 4 Wände umgestaltet, der kennt aktuell die Schwierigkeiten bzgl. Rohstoffe. Und somit spielt die Corona-Krise den Karlsruhern einen weitern Streich und die Fertigstellung verzögert sich auf unbestimmte Zeit.
Ca. 143 mio Euro lässt sich die Stadt Karlsruhe (die Inhaberin ist) den Bau kosten. Der Verein zahlt je Ligazugehörigkeit eine entsprechende Pacht. Neben dem Stadion wird auch die Infrastruktur modernisiert, so erinnere ich mich an recht lange Spaziergänge von Straßenbahn bis Einlasskontrolle, was natürlich auch bei einer solch langen Anreise dem Konsum von diversen alkoholischen Kaltgetränken geschuldet sein konnte. 

Karlsruher Tram. Vielleicht bald bis zum Stadion. Foto: Kurzpass

Sportlich läuft es durchaus zufriedenstellend im Wildpark. Mit Platz 5 und 12 Punkten hält man die Abstiegszone auf Distanz und klopft ggf. oben auch mal an. Nach den Siegen zum Auftakt der Saison gegen die Kogge und Darmstadt sowie dem Einzug in Runde 2 des Pokals, folgte zunächst kein Sieg mehr. Diese schwächelnde Phase beendete man dann aber am vergangenen Spieltag mit einen Auswärtssieg auf Schalke. Die Mannschaft wurde im Großen und Ganzen gehalten, auch Topstürmer Philipp Hofmann blieb, um den es im Sommer traditionell einige Wechselgerüchte gab. (Sein Vertrag läuft übrigens kommenden Sommer aus, Herr Borneman.) 
Aber vielleicht macht der Philipp Hofmann auch den Sean Dundee: “Ich bleibe auf jeden Fall wahrscheinlich beim KSC“ 

In Karlsruhe mittlerweile zum Stammpersonal gehört unser ehemaliger Mittelfeldwirbelwind und Sympathieträger Kyoung-rok Choi. In dieser Saison in allen Spielen von Beginn an auf dem Platz und mit 3 Treffern sicherlich auch gut im Soll. Co-Trainer in Karlsruhe ist unser ehemaliger Spieler und einer meiner Lieblinge, Zlatan Bajramovic. Dieser ist übrigens seit 2016 im Verein tätig. Die kurze Orientierungslosigkeit welche ihn zum HSV führte, sei ihm an dieser Stelle verziehen. 😉

Kyoung-Rok Choi bei St. Pauli im Jahr 2015, Foto: arigrafie

Interessantes über Karlsruhe: Karlsruhe ist gar nicht so alt und ist eine der ersten Planstädte Deutschlands. 1715 wurde um das Schloss eine Stadt geplant, welches die Hauptstadt des Landes Baden wurde. Der Schlossturm stellt den Mittelpunkt der Stadt dar, die von dort aus in alle Richtungen verlaufenden Straßen geben der Stadt den Namen „Fächerstadt“. Der verglechsweise jungen Historie geschuldet sucht man hier Altstadt und Gässchen vergebens. Dafür ist Karlsruhe mittlerweile das Mekka der Juristen und wie das üblicherweise so ist, wenn eine große, finanzkräftige Schicht die Stadt „bereichert“: Bauplätze und Mietwohnungen sind teilweise unerschwinglich. (Ohne Beleg, O-Ton Familienkreis). Mein Beileid an dieser Stelle also an alle Staatsbedienstete, die in ihrer 140 qm Wohnung zur Miete wohnen „müssen“. 

Und natürlich hat Karlsruhe auch einige Persönlichkeiten hervorgebracht: Carl Benz sattelte 1885 nicht mehr das Pferd sondern motorisierte die Pferdestärken. Sportlich gab es mit Renate Lingor, dem Erfinder „der Mannschaft“ Oliver Bierhoff, sowie Oliver Kahn und Mehmet Scholl recht erfolgreiche Fußballer:innen. Dazu kommt eine Regina Halmich die jahrelang alles in Grund und Boden boxte sowie mit Steffen Fetzner eine Legende an der Tischtennisplatte, der uns gefühlte 50 Jahre nach WM Gold in Dortmund, beim Rundlauf, mit offenen Schuhen und rückwärts laufend, immer noch die Bälle um die Ohren schmettern würde. 

Die letzten 3 Spiele unserer Elf in Karlsruhe endeten jeweils mit einem Unentschieden. Nach dem ich mit meinen Prognosen in letzter Zeit eher schlecht unterwegs war, würde ich mich an dieser Stelle wahrscheinlich auch über ein erneutes Remis erfreuen. Ein Blick auf die Statistik zeigt zumindest in der zweiten Liga ein leichtes Plus für uns. 9 Siege, 7 Niederlagen und 8 Punkteteilungen. Unser Top Torschütze stürmt aktuell für den MSV Duisburg, nachdem uns Aziz Bouhaddouz im Sommer 2018 in Richtung Saudi Arabien verließ. Drei mal konnte er für die Braun-Weißen gegen den KSC treffen. 
Denkwürdiges Spiel auswärts am Wildpark war wohl unbestritten das Spiel vom 08. August 2009, welches wir 4-0 durch Tore von Lehmann, Hennings und Ebbers gewannen. Damals ebenfalls auf dem Platz: Timo Schultz. Er weiß also, wie auswärts in Karlstuhe gewinnen geht. (Außerdem stiegen wir damals dann auf, aber wir wollen jetzt hier NICHT VORGREIFEN!)

Die Fanszene von Karlsruhe ist sicherlich eine der nicht wirklich sympathischen in Liga 2. (kommt irgendwie öfter vor, fällt mir gerade auf 😉 ). Alleine die gepflegten Freundschaften international nach Strasbourg sowie zu Sturm Graz und national zur Hertha sprechen Bände. Die 4 Ultra-Gruppierungen formierten sich vor Jahren unter einem Dachverband. Unter anderem auch die Phönix Sons, dessen Name auf den Verein „FC Phönix“ zurückgeht. Dieser gehörte zu den Gründungsmitgliedern des 1900 gegründeten Deutschen Fußball-Bundes und wurde sogar der 6. deutsche Meister. 

Übrigens Insiderwissen: der vollständige Name des Karlsruher Sportclubs lautet: Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix e.V., nach dem Phönix und der VFB Mühlberg 1952 fusionierten. 

Also, nach dem souveränen Warmlaufen gegen Ingolstadt, wartet am kommenden Wochenende ein schwer bespielbares Team aus Karlsruhe auf uns. Tabellarisch spüren wir den Atem. Auf zum Punktgewinn:

Die erste Liga am Horizont, der FC Sankt Pauli kommt!

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