Nürnberg vs Magischer FC Sankt Pauli (0:1)

Carsten war im Max-Morlock-Stadion

Verrückt, gerade noch den Weihnachtsbraten mit Klößen verdrückt, schon ist wieder Rückrunde. Nach einer turbulenten Winterpause, was Neuverpflichtungen und auch die Kompetenz auf der Trainerbank angeht, führte uns die erste Auswärtskarawane in das beschauliche Nürnberg. Am Vortag studierte Wettervorhersagen sollten Recht behalten, es war fürchterlich kalt. So suchte auswärtsfahrende Person die eigentlich schon eingemottete Skibekleidung heraus um irgendwie der Polarluft zu entgegnen. Unser Weg (ich war in charmanter Begleitung einer „Ponyclub 2. Damen“-Dame) führte uns in der Regionalbahn in die fränkische Provinz. Aus zeitlichen Gründen – wir wollten entspannt zum Stadion und nicht im großen Pulk bei Ankunft der Gruppenreise aus HH – entschieden wir uns zur sofortigen Nutzung der U-Bahn Richtung Messe. Unser jugendlicher Leichtsinn sagte uns, dass es sicherlich auch am Stadion das ein oder andere Getränk käuflich zu erwerben geben könne. Der Konjunktiv ist manchmal halt auch ein mieses Stück. Denn weit und breit gab es am Stadion nur eins: Nichts!. Da wir auch auf unsere Karten warten mussten, verbrachte man die Zeit mit „Brr, ist mir kalt!“ und „Hast du einen Taschenwärmer dabei?“. Das Stadion öffnete, der Zug aus HH ließ auf sich warten, und damit auch unsere Karten. Gutgläubig, wie wir nunmal sind, wollten wir unser mittlerweile gestiegenes Verlangen nach einem lokalen Bier im Stadion stillen.

Blick in das Rund des Max-Morlock-Stadions: Die Leichtathletik-Bahnen sind eine Rarität, die in schlechter Akustik ihren Preis hat.

Nach dem Erhalt der Karten ging es endlich zur Ticketkontrolle und zum obligatorischen Abtasttest. Wer mich kennt oder meine Artikel verfolgt, der weiß, dass ich mittlerweile erblindet bin und mit Stock laufe. Folgende Passage ist daher aus meiner Sicht subjektiv und sicherlich von anderen erblindeten Menschen auch anders zu beurteilen. Ich finde es grundsätzlich komisch betüdelt zu werden. Ich muss nicht vorgelassen werden, ich habe es nicht an den Füßen. Ich bin auch kein kleines Kind mehr. Mir fehlt manchmal dieses „Ich will ernst genommen werden und bin gleichwertig.“ Beim Tasttest wurde ich, und das ist kein Witz, einfach durchgelassen. Nicht angefasst, nicht kontrolliert, nicht in meine Taschen geschaut, Mütze nicht gehoben. Jetzt werden einige vielleicht denken: „Super, freu dich doch.“ Aber das Problem liegt tiefer, unabhängig davon, dass ein Mensch mit Handicap logischerweise auch gefährliche Dinge ins Stadion schmuggeln kann, finde ich es sogar fast erniedrigend nicht abgetastet zu werden. Das impliziert irgendwie immer, dass ich nichts kann. Ich will verdammt nochmal genauso behandelt werden wie jeder andere Mensch auch. Ja, es ist meckern auf einem „komischen“ Niveau und sicherlich meinte der Sicherheitsmensch dies auch nur gut, aber es macht mich wahnsinnig traurig. Ich kann es eigentlich gar nicht in Worte fassen.

Im Stadion angekommen, versuchten wir uns im Anstehen an einem der drei offenen Getränke- und Essensstände. Völlig verrückt, drei Stände für wie viele Auswärtsfans? Ich meine, es sind so 3.000 gewesen. Mein Zeitgefühl mag mich an dieser Stelle täuschen, aber es waren sicherlich knapp 40 Minuten in der Warteschlange. Also entweder der Fachkräftemangel schlägt auch beim örtlichen Stadionversorger durch, oder man hatte kein großes Interesse an einem Verkauf seiner Getränke und Speisen. Ihr dürft euch hier gerne was aussuchen.

Kommen wir zum sportlichen Teil und zum Singsang. Schwierig, ich kann mich kaum an Auswärtsspiele erinnern, wo so wenig Druck aus der Kurve kam. Was sicherlich wirklich der miesen Akustik geschuldet war, teilweise hat man nichtmal den unteren Teil des benachbarten Stehplatzblockes gehört. Dazu kam, dass ein eisiger Wind durch die Kurve wehte und jeglicher Schall in Luft aufgegangen sein mag. Was auffiel, selbst die gut besuchte Heimkurve war eigentlich nie zu hören. Es muss irgendwie Derby sein bei denen, ohne es nun recherchiert zu haben, so war immer eine überdimensionale „Anti FÜ“ Fahne zu sehen, die ein Ausmaß hatte, welches offensichtlich nicht mehr zu wedeln war. Und ein Spruchband, aber dies war zumindest für uns nicht zu entziffern, hatte aber irgendeinen Bezug zu Fürth. Das Spiel passte sich den Temperaturen an, es war eisig. Wenn man es positiv formulieren mag, unter Timo hätte man dieses Spiel vielleicht verloren. Spielerisch ist nichts besser geworden, die Defensive ist stabilisiert. Und vorne? Ein laues Lüftchen. Gut, man hatte nie das Gefühl das der Club in der Lage war ein Tor zu schießen. Das Fazit kann eigentlich nur lauten: Von zwei schlechten Teams hat das nicht ganz so Schlechte gewonnen. Aber danach fragt am Ende der Saison, wenn wir die Relegation gegen Hertha gewinnen, keine Sau mehr.

Die Rückreise verlief entspannt. Was bleibt also von diesem Tag? A) der Ponyclub 2. Damen ist ein wahnsinnig netter Fanclub mit tollen Begleiterinnen. Medic spielt immer noch bei uns und nicht in Stuttgart und hat nun mit zwei Toren den internen Kampf um die Torjägerkanone aufgenommen, die Polizei muss neue Helme haben, schließlich präsentierte man diese Vollmontur bei jeglicher Gelegenheit, und wir können alle gespannt sein wer uns in den nächsten zwei Tagen der Transferperiode noch verlassen wird. Voran Sankt Pauli.


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