SV Elversberg – FC St. Pauli 0:2

Ein konzentriert vorgetragenes Gesamtkunstwerk in FCSP-Dur

Fast 15 Jahre nach Erscheinen des gleichnamigen Buches… (Foto: Hossa)

Cool. Cooler. St. Pauli! Gegen den eiskalten Auftritt der Kiezkicker in Elversberg, mutiert das Eisfach meines Kühlschranks zu einer voll aufgedrehten Heizung.

The Show must go on“, sang Freddy Mercury einst und die braun-weiße Show geht weiter! Auch im dritten Spiel binnen sechs Tagen (und 120 Pokalminuten in den Beinen!) fährt die Millerntor-Elf den nächsten souveränen Sieg ein und bleibt weiterhin ungeschlagen.

Im bislang einzigen Pflichtspiel gegen die SV Elversberg, hatte St. Pauli im September 2020 in der ersten DFB-Pokalrunde dort mit Pauken & Trompeten 2:4 verloren. „Nicht ungewagt, dann in den Pokaltrikots zu spielen. Jedenfalls wenn man abergläubisch ist“, so eine Kollegin. Und tatsächlich: Unsere Jungs liefen in den selben Shirts wie am Dienstag gegen Schalke auf… (Hoffentlich gewaschen!).

Des Rätsels vermeintliche Lösung: „Dem Schiri sind Schwarz-Weiß und Braun zu dicht beieinander, meldet der kicker“, kam von einem weiteren Kollegen. Nur komisch, dass die SVE in Weiß spielte. Egal, auch ein „falsches Trikot“ kann unsere Helden derzeit nicht stoppen.

Von Beginn an nahm die Hürzeler-Truppe den Taktstock in die Hand und dirigierte – wie gewohnt – aus der sicheren Abwehr heraus das Konzert cool nach vorne. Es sieht zunächst zwar immer ein bisschen „andante“ aus, aber dann wird urplötzlich und überfallartig mit dem gesamten Orchester der Gegner unter Druck gesetzt.

So auch nach 15 absolvierten Minuten, als Connor Metcalfes scharfe Hereingabe eben noch so zur Ecke geklärt wurde. Diese brachte „Cello“ Hartel von links auf den Elferpunkt. Unsere „erste Geige“, „Jojo“ Eggestein, stieg freistehend am höchsten und köpfte die Kugel gefühlvoll links ein – 0:1! Sein siebter Streich im sechsten Spiel – Chapeau!

Nur zehn Takte später fast das zweite Crescendo unseres Torschützen vom Dienst, doch SVE-Keeper Nicolas Kristof machte sich gaaaaanz laaaang und lenkte die Kugel gerade so noch an den Pfosten. Die „Unvollendete“ eben…

Die beiden Torschützen ‘Jojo’ Eggestein und Marcel ‘Cello’ Hartel.
Foto: Screenshot vom TV

Dann setzte aber das Cello kraftvoll ein: Mit einem fulminanten Paukenschlag aus der zweiten Reihe, hämmerte unsere Nummer 10 das Spielgerät unhaltbar zum zweiten Streich für Braun-Weiß unter die Latte (31.). Standing Ovations nicht nur bei den Anwesenden. Auch in den Logen (also dem heimischen Sofa) wurde applaudiert. Nach Connors „Tor des Monats“, dürfte das das „Tor des Jahres“ werden. Oder eben eines dieser fast schon inflationären Treffer von der Mittellinie aus…

Im Orchestergraben herrscht dann kurz Ruhe. Es ist Pause. Zeit, den Körper nicht nur durch Augen und Ohren, sondern via Mund zu verwöhnen. Statt irgendwelcher saarländischen Spezialitäten, bleiben wir heute mal bodenständig: Es gibt Labskaus.

Das sieht ja für Quittjes manchmal etwas fremdartig aus und genauso muten die ersten 15 Minuten des zweiten Teils des Konzertes an: Der Saarländische Funk sendet plötzlich rund. Allerdings spielen sie meist in Gis-Moll und so ist gegen die norddeutschen Symphoniker kein noch so mutiges Solo der heimischen Straßenmusiker erfolgreich… Unser Konzertgitarrist Jackson Irvine muss nach einem Foul kurz neue Saiten aufziehen, dann zupft er rockig weiter. Ärgerlich, dass unser Käpt’n nach der fünften Gelben am kommenden Freitag gegen Hannover allerdings fehlen wird, dafür ist er gegen Rostock wieder am Start, um dann die Kogge zu versenken.

Nikola Vasilj pflückt anschließend jeden hohen Ton sicher herunter (67.), Oladapo Afolayan prüft das Klang-Aluminium (68.) und der eingewechselte Elias Saad zieht ein ums andere Mal – wie einst Arien Robben – vom Flügel in die Mitte. Nur nicht ganz so erfolgreich… (Copyright auf diesen Satz hat Carsten).

Nach einem etwas holprigen Takt-Fehler des Cello, gibt der eingewechselte Eti Amenyido den Ton an und entlockt abermals der Querflöte… ähem, – dem Querbalken einen heftigen Ton in FCSP-Dur (84.). In den vier Minuten der Zugabe lässt die St. Pauli Bigband das Konzert langsam ausklingen.

Alle eingesetzten FC-Musiker verdienen sich heute die glatte Eins. Chefdirigent Hürzeler bekommt eine 1+ mit drei ***

“Don’t stop me now!” sang Freddy Mercury einst und wir hoffen, die braun-weiße Show geht weiter!

P..S: Kann mich mal jemand kneifen…?

SV Elversberg: Kristof – Vandermersch, Sickinger, Jäkel, Neubauer – Fellhauer, Sahin (88. Koffi) – Wanner (61. Feil), Stock (61. Dürholtz), Rochelt (76. Boayamba) – Schnellbacher (61. Martinović)

FC St. Pauli: Vasilj – Dźwigała, Wahl, Mets – Saliakas (88. Ritzka), Irvine, Hartel (88. Boukhalfa), Treu – Metcalfe (68. Saad), Eggestein (79. Zoller), Afolayan (79. Amenyido

Tore: 0:1 Eggestein (16.), 0:2 Hartel (31.)

Gelbe Karten: Vandermersch, Wanner / Irvine

Schiedsrichter: Alexander Sather (Grimma)

Fans: 10.150 (ausverkauft)

// Hossa

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Ein Kommentar

  1. Das war ein klasse Konzert, dass Ihr da abgeliefert habt. Es sollten heute nicht unsere Noten sein. Die “Elven” hatten gehörigen Respekt vor dem großem Sinfonieorchester. ☠️
    Mein Kompliment….
    Grüße aus dem Süden
    ⚽️
    VM

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