Handkäs‘ mit Musik und ’nem Auswärtssieg?
Am 53. Tag des Jahres schuf der heilige Sankt Paulus zwar nicht den FC St. Pauli, führt diesen aber am 22. Februar dieses Jahres zur Partie in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. An das Hinspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 Anfang Oktober am Millerntor erinnert sich wohl niemand mit braun-weißem Blut gern: 0:3 hieß es nach 90 Minuten, obwohl unsere Jungs (mal wieder) nicht schlecht gespielt hatten. So wie sich Freiburg zuletzt für ihre 0:3-Heimniederlage bei uns am letzten Samstag „rächten“, würde dies den Kiezkicker nun in Mainz doch auch ganz guttun…
Rückblick aktuell: Hoffenheim gewann zuletzt überraschend in Bremen 3:1 und ist nun punktgleich mit St. Pauli. Zum Glück siegte Mainz am Sonntagabend in Heidenheim mit 2:0 und hielt uns damit zumindest das Team von der Ostalb etwas vom Halse. Somit sind die 05er bereit für ihre vierte Heimniederlage. Allerdings ist das Team von Trainer Bo Henriksen aktuell auf Kurs gen Europapokal und schwer zu knacken. Rang 6 und nur zwei Punkte von den direkten CL-Plätzen entfernt, zeigt wie wichtig die anstehende Partie gegen die Kiezkicker für die Mainzer sein könnte.
Der Vergleich: Fünf Siege sowie jeweils drei Remis und Niederlagen stehen in der Heimtabelle für den FSV. Vier Siege, kein Unentschieden, aber sieben Niederlagen sind in der Auswärtstabelle für unseren FC notiert. Es wird also mal wieder Zeit. Und Mainz ist ja auch nicht allzu weit von Baden-Württemberg entfernt…

Sperre und Verletzung: Die Sperre nach seiner vierten Gelben Karte für unseren Coach Alex Blessin schmerzt eher weniger, als der Ausfall von James Sands. „Er hat sich kurz vor Abpfiff des Spiels gegen den SC Freiburg eine komplexe Sprunggelenkverletzung mit Innenbandriss sowie einen Wadenbeinbruch zugezogen. Sands wurde bereits im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf operiert und fällt auf unbestimmte Zeit aus“, teilte der Verein auf der Homepage mit. Gute Besserung und schnelle Genesung wünschen wir vom Übersteiger! Come back soon, James!
Gefährliche Gegner: Die besondere Beobachtung bzw. den permanenten Geleitschutz bedarf es im Fall des 05-Stürmers Jonathan Burkhardt. Der 24-jährige Angreifer erzielte bislang dreizehn der 35 Mainzer Saisontore, traf zuletzt gegen Heidenheim und bereitete das zweite Tor vor. Aber auch die Mittelfeldakteure Nadiem Adam (4), Jae-Sung Lee und Kollege Paul Nebel sind mit jeweils fünf Treffern durchaus torgefährlich.
Damals: Der letzte braun-weiße Sieg im Mainzer Bruchwegstadion (heute „Mewa Arena“) datiert vom 5. April 1994 (0:1). Gut 20 Jahre zuvor gab es einen grandiosen 8:3-Sieg in der zweiten DFB-Pokalrunde, allerdings am Millerntor. Und die Torschützen Klaus-Dieter Bone, Rüdiger Wenzel, Horst Wohlers, Horst Neumann, Johnny Petersen und Wolfgang Kulka dürften den jüngeren Fans wohl nicht viel sagen,- aber sie waren damals die Helden. Die Kicker aus dem Volxpark verkackten damals übrigens mit 1:2 beim baden-württembergischen VfB Eppingen, allerdings schied Braun-Weiß in der folgenden Runde beim 1. FC Köln ebenfalls aus.

Die Meenzer (oder auch Määnzer) Fassenacht ist natürlich das „Fest des Jahres“ für die Einheimischen. Auch wenn Rosenmontag erst am 3. März ist, sind die Mainzer natürlich schon mittendrin in der fünften Jahreszeit. Wer bereits am Freitagnachmittag in der Stadt ist und als Hamburger mal wissen will, wie das ist, kann sich ja z.b. den Spaß einer Stadtführung „Helau! Der FastnachtsWalk“ mit Winetasting machen. Wer dann noch immer nicht genug hat, hier sind alle Fastnachtstermine vom Wochenende im Überblick. Überdies gibt es ein Fastnachtsmuseum. Am Samstag ist Fastnachtsspieltag und von daher werden viele 05-Fans verkleidet ankommen und rund um das Stadion wird ab zwei Stunden vor Anpfiff „folkloristisches Remmidemmi“ angeboten.
Kulinarisches: „Spundekäs“ und „Handkäs mit Musik“ sind Gerichte, die in Weinstuben meist mit kräftigem Brot zum Wein gereicht werden. Angeblich spielt die Bezeichnung „mit Musik“ auf die Geräusche an, die beim Verdauungsprozess entstehen können…
Auch die Kombination von Pellkartoffeln (dort auch „Quellmänner“ genannt), sowie dazu Leberwurst, Butter und Salz hat als früheres Mainzer Gericht für arme Bevölkerungsschichten noch überlebt. Sind nur Empfehlungen, wenn ihr irgendwo in ein Wirtshaus einkehren solltet. Letzteres kenne ich noch aus Kindertagen,- und liebe es auch heute wieder… Wer auf so deutsche Traditionsküche eher weniger steht und eine gute Pizza bevorzugt, dem sei das Como Lario Da Bruno ans Herz gelegt. Sie war nicht nur die erste Pizzeria, sondern sogar das erste ausländische Restaurant in Mainz und existiert seit 1962 unverändert am gleichen Platz. Und eine der Töchter Che Guevaras war auch schon mal da. (Allerdings auch schon Kohl und Merkel, also das ist jetzt nicht ausschließlich ein Restaurant für linke Zecken).
In der hübschen Altstadt rund um den Mainzer Dom gibt es einige feine Kneipen und Restaurants. Zum Beispiel das Domsgickel in der Grebenstraße 16 (auch für die zu empfehlen, die es zwar nach Mainz geschafft haben, aber kein Ticket fürs Stadion haben: hier wird das Spiel übertragen). Nette Irish Pubs gibt’s u.a. in der Große Langgasse 4 („The Porter House“) und Weißliliengasse 5 („Irish Pub Mainz“) und in der Neutorstraße 16 „Nolan’s Irish Pub“. Tiocfaidh ár lá!
Für alle, die eher dem Wein zugeneigt sind: Es gibt viele tolle Weinstuben, die, wie oben schon geschrieben, meist auch deftiges und traditionelles Essen dazu bieten, z.B. das „Rote Kopf“ in der Rotekopfgasse 4.

Als Lektüre für die lange Auswärtsfahrt bleibt noch die Empfehlung für zwei Krimis mit Mainz 05-Bezug von Autorin, Journalistin, Podcasterin und Wortpiratin Mara Pfeiffer, die uns für diesen Auswärtsbericht auch mit etlichen Tipps versorgt hat!
Kommen wir zum Spieltags-Tipp: Wettermäßig bleibt es winterlich und kalt. Und aufgrund meiner oft zu optimistischen Tipps gibt es diesmal nur ein 2:2 mit auf den Weg. Aber ein Punkt, ist ein Punkt, ist ein Punkt. Also holt ihn euch! Gerne natürlich auch derer drei…
P.S.: Am 53. Tag des Jahres 1975 erblickte übrigens ein gewisser Thomas Meggle das Licht der Welt.
P.P.S.: Falls ihr euch wundert, warum wir noch keinen Beitrag über „Das Herz von St. Pauli“ verfasst haben. Ehrlich gesagt ist (abgesehen davon, dass eigentlich schon alles gesagt wurde und die allermeisten Positionen dazu nachvollziehbar sind) JETZT, gerade in der Zeit vor den Wahlen, die Zeit alle Kräfte und Energien zu bündeln, um den AKTUELL drohenden Faschismus entgegenzutreten und zu verhindern. Pick your battles! Wir melden uns zum Thema Stadionhymne evtl. nach den Wahlen, wenn die Forschung dazu abgeschlossen ist.
Und Apropos Wahlen: Alle Auswärtsfahrenden, die das ganze Wo-Ende in Mainz verbringen oder am Sonntag zu kaputt sein könnten, ihr Wahllokal aufzusuchen (und noch nicht Briefwahl gemacht haben), können diese Woche auch noch mit ihren Wahlunterlagen in das zuständige Bezirksamt und dort ihre Stimme abgeben! GEHT WÄHLEN!!!
P.P.P.S.: Wer Freitagnachmittag schon in Mainz ist, kann auch da gegen Rechts demonstrieren.
//Hossa + rakete mit Tipps von Mara Pfeiffer