Dauerkartenpreise im Vergleich
Als die Dauerkartenpreise des FC St.Pauli für die neue Saison rauskamen, ging ein Aufstöhnen durch die Reihen, wahlweise auch resignierendes Kopfschütteln.
Von dem erhofften Rückgang auf Zweitliganiveau war nichts zu spüren, rechnet man die Karte für das Spiel in Lübeck hinzu konnten einzelne Kategorien sogar geringfügig teurer werden. Wir haben dies zum Anlass genommen, die Dauerkartenpreise der ersten beiden Ligen zu vergleichen.
Die hier zu sehenden Excel-Tabellen sprechen natürlich für sich und Zahlen lügen bekanntlich nicht. Trotzdem sollte man keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat, daher einige Worte zur Einordnung dieser Zahlen.
Da wir uns nicht in Malta oder Liechtenstein befinden, wo sich teilweise mehrere Vereine ein Stadion teilen, ist so ein Vergleich selbstverständlich nie wirklich gerecht. Ein Kurvenstehplatz bei Verein A kann eine deutlich bessere Sicht als bei Verein B bieten, die Verkehrsanbindung bei Verein C ist deutlich besser, dafür hat D höhere Parkplatzgebühren und die Preise für Wurst, Wasser und Bier sind auch überall unterschiedlich, von der Qualität ganz zu schweigen. Und bei Sitzplätzen muss man sich nur die Entfernungen eines Sitzplatzen im Oberrang des Volksparks mit dem „schlechtesten“ Sitzplatz im deutlich kleineren Stadion des SC Freiburg vorstellen, um auch den „günstigsten“ Sitzplatz nicht als gerechten Maßstab nehmen zu können.
Für diese Tabelle wurden drei Kategorien berücksichtigt, mit der Absicht, eine möglichst breite Spanne an Preisen abzudecken und trotzdem annähernd vergleichbar zu bleiben:
– Stehplatz Heim, möglichst der Bereich der als „Fankurve“ bezeichnet wird
– Sitzplatz Heim, der günstigste verfügbare Preis, ohne Familien- oder andere Sonderblöcke
– Sitzplatz Heim, Gegengerade, bester Platz mittig, ohne VIP-Plätze
Hinzu kam, dass der FC St.Pauli nur 16 „echte“ Heimspielen hat und einen dementsprechenden Preis veröffentlichte, was ebenfalls den Vergleich erschwerte. Borussia Dortmund hingegen veröffentlichte seine Preise gleich inklusive der drei Champions League Gruppenspiele. In beiden Fällen haben wir den Preis auf 17 Heimspiele umgerechnet.
Weitere Faktoren (wie z.B. Stadiongröße, Mitgliederermäßigung, Anzahl der ermäßigten Karten und Unterschiede in dem Kreis der Ermäßigungsberechtigten, evtl. Rabatt im Fanshop, ÖPNV inklusive oder nicht, Eintritt zu Testspielen, der zweiten Mannschaft oder den Jugendmannschaften) spielen da noch mit rein, sind aber auch schlecht neutral in Zahlen auszudrücken, ich habe also überall den Preis für Vollzahler genommen, so vorhanden nahm ich einen Preis mit Frühbucherrabatt.
Die Sortierung erfolgte jeweils nach der Spalte „Summe“, also dem Gesamtpreis aller drei Kategorien. Die Sortierung der einzelnen Kategorien kann ggfs. deutlich davon abweichen.
Here we go: 2011_Dauerkartenpreise_Bundesliga
Die erste Bundesliga
Knapp 168,-€ zahlt der durchschnittliche Stehplatzfan also für sein Jahresticket in der Belle Etage, wobei der FC Bayern mit 120,-€ (7,06€ pro Spiel) am günstigsten ist (und auch günstiger als alle Zweitligavereine, außer dem FSV Frankfurt), der FSV Mainz 05 nimmt mit 212,-€ (12,47€) in seiner neuen Coface-Arena das meiste Geld.
Wer möglichst „billig“ sitzen will, zahlt im Schnitt 302,-€, die Spanne reicht hier von 198,-€ (11,64€) beim VfL Wolfsburg, der damit sogar noch den Mainzer Stehplatz unterbietet, bis hin zu 434,-€ (25,52€) beim FC Schalke 04. Auch der hsv schneidet mit 200,70€ (11,80€) noch sehr günstig ab, wobei dort ein Platz unterm Dach in der Kurve natürlich auch eine gänzlich andere Sicht bietet als beispielsweise in kleineren Stadien wie Wolfsburg oder Hoffenheim.
Der Platz mit der besten Sicht bietet dann auch die größte Preisspanne. Durchschnittlich sitzt man mittig auf der Gegengeraden für 595,-€, wobei Bayer 04 Leverkusen mit 470,-€ (27,65€) den günstigsten Platz anbietet und damit nur knapp über dem o.a. billigsten Ticket der Schalker liegt. Immerhin drei Vereine kassieren sogar mehr als 700,-€: Der 1.FC Köln (725,-€/ 42,65€), der hsv (727,70€) und als Primus erneut der FC Schalke mit 742,-€ (43,65€)! Klar ist auch: Diese drei Vereine hatten in der letzten Saison eine Auslastung von 95% oder mehr, das zahlende Publikum macht diese Preispolitik also (notgedrungen) mit.
Würde man nun (sehr theoretisch) von jeder dieser drei Kategorien je eine Dauerkarte erwerben, bietet die Hertha mit 878,-€ das günstigste Gesamtpaket an, Wolfsburg, Nürnberg und Leverkusen liegen ebenfalls auf diesem Niveau. Am teuersten ist mit 1.358,-€ der FC Schalke, trotz des großen Fassungsvermögens, Mainz (mit der neuen Arena), Köln, Dortmund und der hsv folgen auf den Plätzen.
Eine Information noch nebenbei: Inzwischen ist bei 17 Erstligavereinen ÖPNV inklusive, lediglich der FC Bayern macht hier eine Ausnahme. Dabei ist gerade dort ein Fußmarsch aus der Innenstadt mit am unwahrscheinlichsten.
Die zweite Bundesliga
Die Stehplatzkarte ist im Schnitt knapp einen Euro pro Spiel günstiger als im Oberhaus, 151,22€ zahlt der Kurvenfan. Mit 117,-€ (6,88 pro Spiel) ist der FSV Frankfurt am günstigsten. Der FC St.Pauli bietet mit den Plätzen in Nord und Süd die zweitgünstigsten Plätze an (130,-€ / 7,65€, wohlgemerkt den 16er Preis auf 17 Spiele hochgerechnet. Aber auch mit der 10,-€ Stehplatzkarte für das Spiel in Lübeck steht man bei uns im Ligavergleich immer noch günstig). Der TSV 1860 München schießt hier mit 192,-€ (11,29€) den Vogel ab, ist damit 72,-€ teurer als die Bayern und hätte in der ersten Liga auch nur den FSV Mainz „vor“ sich in der Preistabelle.
Die günstigste Sitzplatzdauerkarte gibt es in Aue (176,-€ / 10,35€), am tiefsten greift man hierfür in Aachen (355,-€ / 20,88) und Bochum (350,-€) in die Tasche, Durchschnitt in der Liga sind 250,-€. Hier liegt der FC St.Pauli mit 270,-€ (15,88€) für den Platz auf der Nord oder den Blöcken 1 und 6 der Gegengeraden im teuren oberen Drittel.
Bei den Plätzen mit bester Sicht sichert sich Energie Cottbus mit 294,-€ (17,29€) den Best-Price-Award, Aachen hingegen mit 539,-€ (31,70€) erneut die teuersten Plätze, hier dicht gefolgt von Eintracht Frankfurt (517,-€) und Fortuna Düsseldorf (510,-€), die ebenfalls noch die 500er Marke überqueren. Die Plätze in den Blöcken 3&4 der Gegengeraden sind derzeit mit 402,-€ noch in der Mitte der Liga angeordnet. Nach ÜS-Informationen soll der Preis hierfür auch nach Neubau der Gegengeraden nicht exorbitant steigen, es wird von weniger als 420,-€ gesprochen.
Für das bereits in Liga eins angesprochene fiktive Paket aus je einem Ticket jeder Kategorie zahlt man in Cottbus nur 612,50€, in Aachen hingegen wäre man 1.063,-€ los. Mit 802,-€ liegt der FC St.Pauli hier exakt mittig in der Liga.
Die Vergleichbarkeit hinkt natürlich in der zweiten Liga durch die größeren Komfortunterschiede der Stadien noch weit mehr als in Liga eins, nur zehn Vereine haben ÖPNV inklusive und es gibt darüber hinaus bei einigen Klubs noch weitere Vergünstigungen. So haben Cottbus, Fürth, Braunschweig, Duisburg und Aachen die Spiele der II.Mannschaft inklusive, teilweise sind die A-&B-Jugend Bundesliga mit drin, bei Ingolstadt gab es das Testspiel gegen den hsv gratis mit dazu und Paderborn und Cottbus gaben noch einen Frühbucherbonus.
Besonders kreativ gab sich gar der VfL Bochum: Sollte der Aufstieg nicht gelingen, gibt es anteilig für jede Heimniederlage das Geld zurück!
Vergleich und Fazit
Während der Unterschied beider Ligen im Stehplatzbereich mit einem Euro pro Spiel noch sehr gering ist, langt man bei den Sitzplätzen im Oberhaus schon deutlicher zu. Die „billigste“ Karte kostet im Schnitt 50,-€ mehr, bei den Sitzen der besten Sicht sind es gar knapp 190,-€ mehr, wobei hier sicherlich neben dem sportlichen Faktor auch der höhere Komfort in den Stadien mit einfließt und die erste Liga es sich aufgrund der perfekten Auslastung nahezu aller Stadien eben auch erlauben kann.
Der FC St.Pauli zählt für uns gefühlt zu den teureren Vereinen, was er rein von den Zahlen her nicht ist. Über das Inkludieren des ÖPNV wurde schon viel diskutiert und es gibt für Pro und Contra gute Argumente, vielleicht wäre es aber für die Zukunft zumindest eine Überlegung wert, den Dauerkarten-Inhabern freien Eintritt zur A- und B-Jugend zu gewähren. Die Einnahmen bei beiden Mannschaften dürften nicht allzu hoch sein und könnten, falls sie bisher einem wichtigen Zweck dienen, vielleicht ja auch (z.B.) aus dem Etat der AFM ausgeglichen werden. Beide hätten aber sicher mehr Zuschauer verdient und vielleicht wäre dies eine gute Möglichkeit dafür.
Eine persönliche Anmerkung noch: Alle Preise wurden im Juni/Juli manuell von den einzelnen Vereinsseiten zusammengesucht und nach bestem Wissen und Gewissen eingetragen. Hierbei kann natürlich der ein oder andere Fehler / Zahlendreher passiert sein, auch wenn ich nicht davon ausgehen. Sollte Euch sowas auffallen, informiert mich doch bitte.
Die hier verlinkte PDF-Datei liegt selbstverständlich auch als Excel-Tabelle vor, wer sie zwecks eigener weiterer Recherche gerne hätte, schreibe mir wahlweise eine Mail (Frodo at uebersteiger Punkt de) oder verewige sich hier in den Kommentaren und hinterlässt dort den Wunsch nach der Tabelle. Wer an solchen Zahlenspielen Gefallen findet, kann hier auch noch einen Artikel aus dem Juli finden, als wir einen ähnlichen Vergleich für die Trikotpreise der beiden Ligen gemacht haben. // Frodo
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