Vorbericht FC 08 Homburg – FC St. Pauli

Pokal-Gesetze aushebeln!

Es gibt zahlreiche Begegnungen und damit natürlich auch viele Erlebnisse mit dem FC 08 aus der 44.000-Seelen-Gemeinde Homburg im Saarland. Im örtlichen Dialekt wird sie übrigens „Humborch“ ausgesprochen, was ja fast wie unsere Stadt klingt…

Das Cover des Übersteigers vom 18. Juni 1995 zum letzten Spiel der Saison gegen Homburg.

Unangefochten auf Platz 1 aller St. Pauli-Fans steht wohl die Begegnung am 18. Juni 1995, als mit dem 5:0-Sieg der Aufstieg in die Bundesliga klargemacht wurde. Als Schiedsrichter Bodo Brandt-Chollé in der 89. Minute in seine Pfeife pfiff und Richtung Strafstoßmarke vor dem Tor der Südkuve zeigte, geschah schier Unglaubliches: Die eine Hälfte der Anwesenden dachte wohl „Ja geil, Elfmeter und 6:0“. Die andere Hälfte deutete die Geste und den Pfiff als Schlusspfiff und stürmte den heiligen Rasen.

Schnell machte das Gerücht die Runde, dass die Partie noch nicht abgepfiffen sei und der Platzsturm so unweigerlich für einen Punkteabzug und somit für den verpassten Aufstieg sorgen würde. Stadionsprecher Rainer Wulff flehte am Mikrofon „Was soll das hier, über den Rasen zu laufen? Bewahrt Ruhe und verlasst sofort den Platz!“, doch seine Worte gingen im lauten Jubel unter…

Die Zeit verging ohne dass man recht wusste, was eigentlich gerade geschah. Um 17.:02 Uhr verkündete Vize-Präsi Christian Hinzpeter, was offensichtlich nicht der Fall war: „Das Spiel ist ordnungsgemäß beendet worden, St. Pauli hat 5:0 gewonnen und ist aufgestiegen“.

Später gab der Schiri schmunzelnd zu Protokoll, dass die Geste zum Elfmeterpunkt als Schlusspfiffsignal mit den Homburgern verabredet gewesen sei… Ende gut, alles gut! – Gut zwei Monte später verlor der FC St. Pauli in der ersten DFB-Pokalrunde dann übrigens in Homburg mit 1:2 nach Verlängerung…

Auch in der ÜS-Redaktion gibt es einige Erinnerungen an die Saarländer:

Bei Homburg, muss ich auch an das erste Spiel nach dem Abstieg aus Liga 1 denken. Wir (ein Fanclub) hatten gesagt, dass wir auf jeden Fall das erste Auswärtsspiel mitnehmen und et voilá: Ne Bus-Auswärtsfahrt zu einer 1:2-Niederlage im Regen in der Kurve des im Kurvenbereich unüberdachten, aber dafür mit Tartanbahn ausgestatteten Waldstadions zu Homburg. Der Heimsieg der Saarländer wurde in der 90. Minute festgemacht…

Von einer Auswärtsfahrt mit Party gibt’s die Erzählungen, wie ein Teil des Fantrosses nach einem öden 0:0 nahe an einer Flugschau vorbei geleitet wurde, bei der auch die Bundeswehr am Start war.
Die Fans riefen lautstark: „Deutsche Waffen, deutsches Geld…“, und der Ansager bei der Show daraufhin: „Ja, liebe Besucher, hier erleben Sie gerade Demokratie live!“. Herrliche Zeiten!

Nun also mal wieder Homburg. Aktuell steht der FC 08 in der Regionalliga Südwest nach 20 Spielen (zehn Siege, sieben Remis, drei Niederlagen) auf dem 1. Tabellenrang. Mit 48 erzielten Treffern sind die Saarländer das zweitbeste Offensivteam der Liga. Allerdings kassierte die Elf von Trainer Danny Schwarz auch schon 25 Gegentore und damit mehr als doppelt so viele wie der Verfolger Stuttgarter Kickers. (Oh Graus, – da werden Erinnerungen an die Relegation 1991 wach…).

Schnell zurück in die Gegenwart! Und im Hier & Jetzt mutiert der FC 08 Homburg zum Pokalschreck! In der ersten Runde wurde Bundesligist Darmstadt 98 schnell mal mit 3:0 nach Hause geschickt und auch die Spielvereinigung aus Fürth wurde im 16.488 fassenden Waldstadion mit 2:1 geschlagen.

1983 wurde der FC 08 Deutscher Amateurmeister. Bei dem Verein kickten einst Spieler wie Werner Kohlmeyer (Weltmeister 1954) und Miroslav Klose, der 60 Jahre später den Fifa-Cup gewann. Der erste „Ehrenbürger“ der Stadt wurde 1895 übrigens ein gewisser Otto von Bismarck…

Mit bislang 14 Saisontoren ist der 21-jährige Phil Harres bester Torschütze. Sturmkollege Fabian Eisele und Mittelfeldakteur Markus Mendler folgen mit jeweils fünf bzw. sechs Treffern. Zu Saisonbeginn übernahm Danny Schwarz das Traineramt in der Unistadt. Als Spieler war er zwischen 2002 und 2012 bei 1860 München, dem KSC und dem FC Bayern unterwegs. Beim Uli-Hoeneß-Club war er auch als Coach der zweiten Mannschaft, ebenso bei den Kickers aus Würzburg.

Wer früh vor dem Anpfiff in der Stadt ist und etwas in Kultur machen will, dann ist die Ruine der Festung Hohenburg, die namensgebend für Homburg ist, genau das Richtige. Passend zur Jahreszeit finden aktuell auch sowohl der „Homburger Weihnachtsmarkt“ sowie der „Christkindlmarkt“ statt. Wo ist da der Unterschied? Findet es raus. In diesem Sinne: Glühwein olé!

Fehlt noch mein Tipp: 1:4 (siehe Überschrift)
// Hossa

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