Das doppelte Düsseldorf-Duell
Ein Schauspiel in zwei Akten

Das Losglück und der DFL-Spielplan haben es so gewollt: Heimspiel im Pokal und drei Tage vorher das Ligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf in der Mode-Metropole am Rhein. Kleiner Kulturtipp: Dort gibt es im legendären “Ratinger Hof” am Abend noch “You’ll never sing alone”: Liveband-Karaoke-Party for Rockers, Punks, Metalheads and Sinners. “Karaoke Till Death ist der ultimative Wahnsinn, das größte, was es an Spaßfaktor im Bereich der härteren Musik seid langer Zeit gegeben hat!”, heißt es auf der Homepage des Clubs.
Zurück zum Fußball: In der zweiten Pokal-Runde hatte es der FC St. Pauli bekanntlich mit dem FC Schalke 04 zu tun bekommen und ebenfalls ein paar Tage zuvor die Zweitligapartie gegen die „Knappen“ gespielt. Beide Spiele wurden gewonnen. Ein gutes Omen? Also Vorhang auf zum ersten Akt:

Ohne drei… aber bei dem Blatt…
(Foto: Hossa)

“Grand ohne drei” würde man beim Skat ansagen, denn uns gehen langsam die Buben aus. Connor Metcalfe und Jackson Irvine weilen beim Asia-Cup und nun ist Trainer Fabian Hürzeler nach seiner vierten Gelben Karte gesperrt. “Es tut mir leid gegenüber der Mannschaft, das ist kein gutes Verhalten meinerseits. Ich stand plötzlich in der Coachingzone des FCK, dort gehöre ich nicht hin“, gab er in mehreren Medien zu Protokoll. (Ich vermute allerdings, dass er sich die Verwarnung eher für den allzu lauten Protest gegen die Karte für Eric Smith einfing).
Eine weiteres gutes Statement gab er zu Protesten der anderen Art: “Ich bin froh, dass wir aufstehen und gegen bestimmte Gruppen demonstrieren. Jeder weiß, für was St. Pauli steht und mit welchen Werten wir uns im Verein identifizieren“. Chapeau!

Fabian Hürzeler lacht in die Kamera
Mit deutlichen Worten: Fabian Hürzeler
(Foto: Ariane Gramelspacher/ http://www,arigrafie.de )

Unsympath Tim Walter gab zu dem Thema übrigens bekannt: “Das ist nicht meine Baustelle. Ich bin Sportverantwortlicher und das reicht. Danke“. Meine Meinung: Jeder Verein hat den Trainer, den er verdient!

Somit wird unser Co-Trainer Peter Nemeth an der Seitenlinie stehen und die Jungs coachen. Die Startelf der Kiezkicker dürfte sich nicht verändern und so setzen wir dann jetzt mal die rote Pappnase auf und blicken auf die Düsseldorfer.

Karneval: Seit über zwei Monaten herrscht dort die “5. Jahreszeit”, wie dort das Langzeit-Besäufnis fast der gesamten Bevölkerung genannt wird. “5” ist auch der aktuelle Tabellenplatz der Fortuna. 31 Punkte, Torverhältnis 39:23. Damit haben die rheinischen Frohnaturen zwar sechs Tore mehr erzielt als unsere Jungs, aber eben auch acht Gegentreffer mehr kassiert. Und da liegt das Problem der Mannschaft von Trainer Daniel Thioune: Bei konsequentem Gegenpressing ist die Defensive der 95er oft anfällig. Vor allem, wenn es schnell geht, zuletzt im Gastspiel bei der Hertha zu sehen. Und beide Gegentore fielen nach individuellen Fehlern. Zudem zeigen sich die Offensivkräfte oftmals zu unentschlossen, ineffektiv und agieren am und im 16er meist zu umständlich. Obwohl sein Team beim 2:2 in der Schlussphase noch einen Strafstoß (und damit den Sieg) vergab, war der Fortunen-Coach nicht gänzlich unzufrieden. “Wir haben ein cooles Spiel abgeliefert und dieser Punkt kann noch viel wert sein“, sagte der 49-Jährige nach dem Spiel in Berlin.

Daniel Thioune, Trainer des Düßsseldorfer Teams, und Fabian Hürzeler, Trainer des FC St. Pauli am Spielfeldrand beim Hinspiel am 05. August 2023
Thioune und Hürzeler im Hinspiel am Millerntor. Foto Ariane Gramelspacher http://www.arigrafie.de

Mit Mittelfeldakteur und Passgeber Shinta Appelkamp (Muskelfaserriss) und Innenverteidiger Jamil Siebert (Innenbandriss im Knie) fallen zwei wichtige Säulen der Fortuna aus. Der Grieche Christos Tzolis (8 Tore) und sein niederländischer Sturmpartner Vincent Vermeij (9), zeichnen für fast 40% aller Düsseldorfer Treffer verantwortlich. Diese gilt es also für Eric, Karol und Hauke auszuschalten!
Topspiel: Für unsere Helden ist es in dieser Saison bereits das fünfte Spiel am Samstagabend um 20 Uhr 30 (bislang drei Siege und ein Remis), für die Gastgeber ist es die dritte Partie im Abendprogramm (Alle drei zuhause, alle drei gewonnen)..
Und sonst so: Deutscher Meister 1933 (!), Zweitligameister 1989 und 2018, sowie zweifacher DFB-Pokalsieger 1979 und 1980. Dies sind die Erfolge der Rheinländer.
In der Zweiten Liga trafen beide Teams im Laufe der Jahre 31 mal aufeinander. Mit zwölf Siegen, neun Remis und zehn Niederlagen, haben die Kiezkicker beim Torverhältnis 43:31 bislang Oberwasser. Das Hinspiel endete 0:0.
Nachdem er beim FC St. Pauli entlassen worden war, heuerte übrigens ein gewisser Uli Maslo 1997 als Trainer bei der Fortuna an. Aber das ist wieder einmal eine ganz andere Geschichte.

Zum Abschluss stimmen wir uns auf die Büttenreden des Stadionsprechers ein:
“Alaaf” sagt man in Kölle
Schulle erlebt dort grad’ die Hölle
In Düsseldorf heißt es “Helau”
Und auch in Mainz beim FSV.
Tärärä! Tärärä! Tärärä!

Zurück zum eingangs erwähnten Kartenspiel: Wenn wir kein “Contra” kriegen und es kein “Nullspiel” wird, klappt es ja vielleicht mit “Karo-einfach” oder einem “Durchmarsch”. In diesem Sinne lautet mein Tipp (wie immer optimistisch) : 1:2 // Hossa

P.S.: Apropos Karten: Die Eintrittskarten für das Spiel waren binnen Minuten ausverkauft – wahrscheinlich, weil sie kostenfrei zu haben waren. Fortuna Düsseldorf startete in dieser Saison sein Projekt “Fortuna für alle”, welches den Fußball in Düsseldorf wieder mehr Menschen zugänglich machen soll, in dem drei Freispiele angeboten werden: gegen den 1. FC Kaiserslautern in der Hinrunde, den FC St. Pauli und Eintracht Braunschweig in der Rückrunde.

Teilen:

Ein Kommentar

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert