FC St.Pauli – TSV 1860 München 4:2 (0:1)
Tore: 0:1 Benjamin Lauth (44., Foulelfmeter), 0:2 Kevin Schindler (47., Eigentor), 1:2 Marius Ebbers (56.), 2:2 Sebastian Schachten (57.), 3:2 Max Kruse (64.), 4:2 Max Kruse (74.)
Zuschauer: 24.487 (ausverkauft, ca. 2.500 Gästefans)
Sicheres Ding, Digga… oder so.
Ich hatte es endlich mal wieder geschafft, der A-Jugend meine Aufwartung zu machen und sah im Sternschanzenpark eine engagierte Vorstellung unserer Jungs in der ersten Hälfte, die gegen den Tabellenführer aus Rostock sogar mit 1:0 in Führung gingen, vor der Pause aber noch den Ausgleich kassierten. Mitgereist waren auch ca. 50 sangesfreudige Gästefans, von denen eine Gruppe bereits am Bahnhof wegkassiert wurde und dann erst eine halbe Stunde nach Anpfiff von einer Gruppe Polizisten im Komplett-Schildkrötenpanzer nachgeliefert wurden. Da war das Spiel aber eh schon wegen Böllern und Rauch aus dem “Gästeblock” unterbrochen. Bei einem A-Jugend-Spiel… ich werde wohl alt, wenn ich über derartiges “Engagement” inzwischen langsam die Augenbraue hebe.
Mit dem Halbzeitpfiff machte ich mich dann auf den Weg, das 1:1 blieb aber gleichzeitig auch Endergebnis. Und wo ich grade dabei bin: Die B-Jugend hatte am Tag zuvor schon 4:0 gegen RedBull RasenBall Leipzig gewonnen, die C-Jugend den hsv im Derby 2:1 besiegt und die 4.Herren hat am Sonntag Morgen um 10.00h in Egenbüttel im zweiten Saisonspiel mit 2:0 den zweiten Sieg eingefahren. Am morgigen Mittwoch um 19.30h kommt es am Berner Heerweg übrigens zum Klassiker bei Berne 3!
Zurück zum Profifußball und hinein ins Millerntor!
Der Jolly Rouge war zurück und mit ihm eine sehr schöne (und schon weit vor der Ankündigung der Sozialromantiker) geplante Wende-Choreo von USP, als aus braun-weißen Streifen plötzlich der Jolly Rouge entstand, sehr schick! Fotos davon (und einem tollen Himmel) seht Ihr u.a. bei den wie immer großartigen Fotos von Stefan Groenveld.
Besagter Jolly Rouge wirft jetzt aber natürlich eine Frage auf: Wo will man damit hin? Welches Ziel wollen “wir” Sozialromantiker verfolgen? Und mit welchen Mitteln konkret?
Die Initiative verstand sich (in meiner Wahrnehmung) ja als “peoples community”, also als Macht der Masse (mal ganz frei formuliert). Diese Macht zeigte sich durchaus imposant beim Freiburg-Spiel, als ein ganzes Stadion auf einmal in einer Farbe strahlte, die eben nicht Vereinsfarbe ist.
Doch seitdem ist wenig passiert, auch die damalige Mobilmachung über das “Web 2.0” wurde zwar gefeiert, ließ aber eben die Nachhaltigkeit vermissen. Ein paar rote Fahnen und Shirts verändern eben kein Geschäftsgebaren eines Profivereins, wenn danach nicht auch konkrete Schritte unternommen werden. Und da eben die “Sozialromantiker” kein normales Gremium der Fanszene ist oder von bestimmten Personen dargestellt wird, darf sich hier auch gerne jede Einzelperson (Autor ausdrücklich eingeschlossen) fragen, was er/sie denn konkret dazu beigetragen hat, das Gefühl oder die Bedeutung des Jolly Rouge auch wirklich ins Vereinsleben oder gar die Vereinsführung eingebracht zu haben.
Die letzte Möglichkeit, diese “Macht” jetzt auch spürbar anzuwenden bzw. umzusetzen kommt mit der JHV im Spätherbst.
Im Stadion blieben dann (obwohl ausverkauft offiziell vermeldet war und die freien Business Seats für 40,-€ (Süd) bzw. 50,-€ (Haupt) als normale Sitzplätze ohne Catering verkauft worden waren) doch einige Plätze leer, vielleicht hatte sich da dann (hoffentlich) doch der ein oder andere auf dem Schwarzmarkt verzockt.
Zum Spiel:
Während sich die meisten über die Ansetzung von Babak Rafati ärgerten, war ich froh zumindest nicht von Aytekin vergepfiffen zu werden und im Nachhinein lässt sich festhalten, dass Rafati sicher schon häufig schlechter gepfiffen als gestern. Klar, von “befriedigend” ist er noch weit entfernt und die Note 2 des Kicker ist mir ein Rätsel, aber es gab schon schlechtere Schiri-Leistungen am Millerntor. Neben der absolut unausgewogenen und damit schwer nachvollziehbaren Kartenvergabe war es ein eher nebensächlicher Fehler, der bei mir dann fast dazu führte das man mich aus Block 2 abführen lassen wollte: Ebbers Handspiel.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Da wird ein Stürmer im gegnerischen Strafraum aus einem Meter am anliegenden Arm angeschossen, der zudem kürzlich erst eine gravierende Armverletzung hatte… und der Experte pfeift absichtliches Handspiel?!?! Boah, watt hab ich mich echauffiert. Ging da ja zum Glück schon um nichts mehr.
Über den Elfmeter muss man nicht diskutieren (es sei denn man heisst Schubert und erklärt einem Innenverteidiger einen der Gründe, warum dieser nächsten Montag nicht von Beginn an aufläuft), ansonsten war die erste Halbzeit durchaus okay. Schachten muss schon in der ersten Minute per Kopf die Führung erzielen, Sobiech später ebenso, passierte aber eben nicht, auch weitere Chancen wurden ausgelassen (u.a. Schindler an den Pfosten). 1860 hingegen harmlos.
An Schuberts Stelle hätte ich Thorandt und Saglik rausgenommen… notfalls auch, ohne jemanden dafür einzuwechseln, wenn das Auswechselkontingent schon erschöpft gewesen wäre. War es aber nicht, also kam für Saglik sogar noch der Messias in Form von Marius Ebbers. (Beste Grüße an dieser Stelle nach Zürich, Teil 1)
Ein Ruck ging durch Team und Publikum… und in 99% der Fälle wäre der gleich wieder verpufft, wenn man ein so derbe unglückliches Gegentor fängt. Tschauner reagiert mal wieder klasse und Schindler hat einfach nur Pech.
Doch dann wurde es irgendwie immer lauter am Millerntor und als Ebbers den 60er Feick wie einen F-Jugendlichen aussehen lässt und zum 1:2 einschießt hätte ich bereits Wetten darauf abgeschlossen, dass wir hier noch gewinnen. Besagter Feick leitete dann auch noch den Konter ein, den Schachten dann im Stile eines Verteidigers abschloss. (Beste Grüße nach Zürich, Teil 2). Denn Kiraly rutscht da etwas aus, sonst hätte ihm Schachten wohl ins Gesicht geschossen… nicht falsch verstehen, war sicher Absicht und natürlich absolut die bessere Wahl als ein direktes Verwandeln, wenn er denn dann den Nachschuss auch zielsicher einnetzt.
Der Rest war Ekstase und Kruse-Party. Ich hatte ihn vor der Erstligasaison als meine größte Hoffnung bezeichnet und mich auch vor dieser Saison sehr über die Vertragsverlängerung gefreut, da ich die seinerzeit im Abstiegskampf kritisierten Aussagen (“Mein Anspruch ist die erste Liga!”) eher als von den Medien missbraucht wahrgenommen hatte. Natürlich muss für ihn der Anspruch die erste Liga sein, wäre ja auch bescheuert wenn sein Anspruch die dritte luxemburgische Liga wäre. Wenn er diesem Anspruch jetzt bei uns versucht, wieder näher zu kommen, umso besser! Und derzeit befindet er sich absolut auf dem richtigen Weg dorthin.
In den TV-Berichten wurde dann ja mehrfach erwähnt, dass alleine Kruses zweiter Treffer zum 4:2 das Eintrittsgeld wert gewesen wäre. Klar, schicker Treffer, außerdem war für mich die Stimmung an diesem Nachmittag ebenso das Eintrittsgeld wert wie auch die Leistung von Fin Bartels. Man stelle sich mal vor, der hätte jetzt auch noch solch einen Torinstinkt wie Ebbers… okay, dann würde er wohl nicht mehr für uns spielen.
Noch mehr das Eintrittsgeld wert für mich ist aber bereits seit längerer Zeit etwas ganz anderes: Nämlich zu sehen, wie sich Philipp Tschauner freut. Sowohl nach Toren (auch wenn man beim Torjubel zum 4:2 vielleicht sogar etwas Angst bekommen konnte) als auch nach dem Spiel. Großartig, dass macht wirklich Spaß beim Zuschauen. Von der wieder mal guten Leistung ganz zu schweigen.
Wie sagte doch gestern beim Mittagessen im Raval mein Tischnachbar zu mir: Noch 24 Punkte bis zum Klassenerhalt! Wir sind also auf einem guten Weg. Der Stadtnachbar braucht ja noch 39…
Und sonst so…
-Zunächst nochmal die Ausgehtipps vom Wochenende:
Samstag und Sonntag ist das Blindenfußball-Masters “Keep your mind wide open” in der Halle an der Budapester Straße zu Gast, sechs Teams spielen jeweils ab 10.00 Uhr.
Und Samstag um 15.00h kommt es an der Waidmannstraße wieder zum “True OldFirm” zwischen USP und den Skinheads.
– Im bereits oben erwähnten Artikel macht sich der Magische FC-Blog Gedanken zur Gentrifikation und inwieweit die “Welle” eventuell weiter dazu beitragen könnte.
– Die Initiative “St.Pauli braucht Sporthallen” ist nicht nur weiterhin absolut unterstützenswert, sondern ab sofort auf auf Facebook verfügbar.
– Die Kollegen vom Basch haben die Weinbar-Macher zur aktuellen Situation befragt. Wer das Heft am Wochenende nicht bekommen hat, kann zumindest dieses Artikel hier nachlesen.
– Vielleicht habt Ihr mitbekommen, dass es eine Aktion namens “Pyrotechnik legalisieren” gibt, bei der sich Gruppen vieler Vereine zusammengeschlossen haben, um eben das umzusetzen, was der Name aussagt.
Auch beim ÜS gibt es da kein einhelliges Meinungsbild zu, doch zumindest so, wie die DFL/der DFB damit umgegangen sind, sollte es nicht sein. Wenn man sich mit Fans an einen Tisch setzt, sollte man sie als Gesprächspartner auch akzeptieren, sonst kann man sich den ganzen Aufwand gleich sparen. Näheres zum Verlauf (und Abbruch) der Gespräche findet Ihr bei Schwatzgelb.de
– Die Meldungen vom Spiel Rot-Weiß Erfurt – Darmstadt 98 Ende August klangen schlimm. 55 Verletzte, darunter neben 39 Polizisten auch Ordner, ausgelöst durch Steinwürfe der Gästefans. Lasst den Satz auf Euch wirken, stellt Euch die Bilder dazu vor… keine schöne Sache.
Wer jetzt lauter Menschen mit übelsten Platzwunden vor sich sieht, müsste mir jetzt erst mal erklären, wie das bei der Polizeiausrüstung heutzutage überhaupt passieren kann, aber die Aufklärung der Erfurter Polizei folgte… wenn auch erst, nachdem sämtliche Medien obige Darstellung verbreitet hatten.
Wie in der Stellungnahme des Darmstädter Fanvereins nachzulesen ist, räumte die Polizei auf Nachfrage im MDR ein, dass tatsächlich drei Polizisten durch die Steine verletzt wurden (ja, schlimm genug, keine Frage), die restlichen 52 Verletzten aber dem von der Polizei eingesetzten Reizgas geschuldet waren.
Ich will hier Fußballrandale sicher nicht verherrlichen, aber es muss sich auch niemand wundern, wenn die Glaubwürdigkeit der Polizei durch derart einseitige Darstellungen weiter gen Nullpunkt marschiert.
– Last but not least, Danke an die Facebook-Seite des Gudberg-Verlags für dieses Bild:
// Frodo
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