FC St.Pauli – FC Ingolstadt 1:1 (0:0)
Tore: 0:1 Christian Eigler (55.), 1:1 Florian Mohr (56.)
Zuschauer: 18.300 (davon ca. 4.000 erstmals auf der neuen Gegengerade)
Es läuft die siebte Spielminute. Fin Bartels zieht aus dem Hintergrund ab, Ebbers verwandelt den Abpraller aus kurzer Distanz gewohnt souverän zum 1:0. Der Auftakt zu einem gelungenen Heimspielauftakt und einem nie gefährdeten 4:0 Heimsieg.
Okay, hätte klappen können, hat es aber nicht, der Ball ging in die Wolken.
Stattdessen trifft es der Kicker wohl ganz gut:
“Die beiden Treffer binnen zwei Minuten durchbrachen sich ausbreitende Langeweile, in der Schlussphase verpasste die Schubert-Elf nach teilweise glasklaren Chancen den Sieg.”
Ingolstadt macht eben aus zwei Toren ein Tor (Eigler angeschossen, mit der Hüfte… ausgerechnet Eigler…).
@deruebersteiger hast schon mitbekommen, dass Eigler euer Albtraum bei den Schanzern spielt.
— Fussballwurst (@Fussballwurst) August 10, 2012
Wir machen hingegen (in einem nicht wirklich guten Spiel, klar) aus sechs-sieben hochkarätigen Möglichkeiten eben nur ein Tor nach einem Standard.
Damit sei das sportliche aus meiner Sicht auch abgehakt, wer nach den zwei Spielen jetzt von “Der Abstiegskampf hat begonnen.” spricht, der hat die beiden Spiele der letzten Saison in Aue und zuhause (bzw. in Lübeck) gegen Ingolstadt nicht gesehen.
Mit zwei Siegen wären wir noch nicht aufgestiegen, mit zwei Niederlagen ebensowenig abgestiegen. Die zwei Unentschieden besagen ausschließlich, dass man es in dieser Saison erneut nicht auf 100 Punkte bringen wird aber eben auch nicht mit Null Punkten aus der Saison geht. Nicht mehr, nicht weniger.
Ach, und das wir derzeit doppelt soviel Punkte haben wie Stani und der “Effzeh”, selbstverständlich.
Also auf zu den spannenderen Themen, die, wie so oft beim FC St.Pauli, sich ja eher drumherum abspielen.
Der Freitagg brachte (spät, aber immerhin) dann ja um 19.10 Uhr doch noch die Mitteilung des Vereins, dass 4.000 Besucher auf die Gegengerade dürfen. Sollten mehr vor Ort sein (innerhalb der Ferienzeit und bei der kurzfristigen Kommunikation eher fraglich) würden diese dann ohne große Umtauschaktionen auf Nord oder Süd umgeleitet werden. Sogar 1.000 Sitzplatztickets gingen kurzfristig noch in den Verkauf.
Was soll man denn nun zu dem Thema “Gegengeraden-Öffnung zum ersten Heimspiel” sagen? Unterm Strich durften alle Dauerkarten-Inhaber rein und haben das Spiel gesehen. Dies war ja aber auch nicht mehr als das absolut Mindeste, denn dieses wurde eben gleich mit der ersten Kommunikation des Vereins im Dezember 2011 garantiert. Eben auch, dass es Ausweichplätze geben würde, wenn die Tribüne nicht rechtzeitig fertig werde. Nun mag die Intention eher gewesen sein, den Dauerkarten-Inhabern zu erklären, dass die Sitzplätze der GG sogar längerfristig umziehen müssen und den Stehplatz-Inhabern die Angst zu nehmen, ein halbes Jahr lang gar nicht reinzukommen, aber so explizit wurde diese Garantie eben nie aufgehoben. Spätestens beim Kauf der DK hätte man sonst allen Steh-GGlern sagen müssen, dass das erste Spiel evtl. nicht besucht werden kann. Da dies nicht geschah, musste jeder davon ausgehen können, dass Spiel auch live sehen zu dürfen, da ist eine “Ach, vielleicht ja doch nicht…“-Kommunikation am Dienstag Nachmittag vor dem Spiel einfach zu spät. Von der dort genannten “Entschädigungs-Regelung” für den Fall der Nicht-Teilnutzung mal ganz zu schweigen, das hätte wohl (zurecht) richtig Ärger gegeben und man muss froh sein, dass es nicht dazu kam.
Den evtl. größeren Aufreger gab es allerdings gestern Morgen, als auf Facebook ein Bild seinen Weg nahm, welches dann am Ende des Tages zu diesem Artikel beim Lichterkarussell führte. Sich selbst ein (doppeltes und namentliches) Denkmal im/am Stadion zu setzen, hat nicht mal Corny gefordert.
(Nachtrag I: Auch bei Fabulous St.Pauli wurde sich hierzu Gedanken gemacht und schon mal ein JHV-Antrag zur Entfernung vorbereitet.
Nachtrag II: Lt. Mike Glindmeier auf Twitter handelt es sich bei den beiden Steinen um ein Geburtstagsgeschenk. Damit wäre dann zumindest für die Steine der Vorwurf der Selbstbeweihräucherung nicht haltbar.)
Und ein weiteres Thema kam dann gestern auch noch ans Licht der Öffentlichkeit: “Die Verbannten mit uns!” Ebenfalls unbedingt lesen… zur Info im Allgemeinen und falls sich heute jemand gewundert hat, warum das Aux Armes etwas später kam im Speziellen.
Die Stimmung im Stadion wurde bei fcstpauli.tv in den Interviews nach dem Spiel mit den Spielern sehr gelobt, für mich selbst war sie extrem merkwürdig. Bedingt durch den Umbau der Gegengerade verbringe ich die Spiele bis zur Fertigstellung der Sitzplätze dort auf der Haupttribüne, auf der Seite zur Nord hin.
Von der Süd kommt schon einiges an und zumindest gefühlt fand ich die Beteiligung auf den Außenplätzen der Südkurve (rein optisch) deutlich besser als in den letzten Jahren. Bleibt zu hoffen, dass dies so bleibt und sich auch bewahrheitet, wäre dann ja tatsächlich auch ein Indiz für eine nachträgliche Bestätigung für die Fairness und Berechtigung für das Auswahlverfahren von Fanladen, USP und Verein für die Süd-Saisonkarten.
Von der Nord und der Gegengeraden kam so gut wie nichts an, da wird sich aber (insbesondere in der GG) ja in den nächsten Wochen noch einiges zurechtsortieren müssen, da ist das heutige Spiel sicher noch kein Gradmesser.
Gleiches gilt selbstredend auch für die neue Zusammensetzung der ganzen Sitz-GGler auf der Haupt mit den dort “Alt-Eingesessenen”, aber da fand sowas wie Anfeuerung heute wirklich überhaupt nicht statt. Kann nur besser werden, wird es sicherlich auch.
Und dann war da ja auch noch dieser Spieler bei den Gästen, dieser Ralph Gunesch. Schon beim Warmlaufen drehte die GG regelrecht durch und machte immer die Welle, wenn die Ingolstädter von der Haupt zur GG rüber liefen. Dann hießen bei der Mannschaftsaufstellung auch alle Gästespieler Gunesch und nach dem Spiel wurde er auch noch mit Standing Ovations abgefeiert.
Wo kommen wir denn da hin? Nicht mal ein Eigentor hat er fabriziert… naja, weil er so nett drum bittet verbreiten wir gerne auch hier nochmal seine eigenen Worte nach dem Spiel, die er über Facebook mitteilte (für die zum Lesen aber kein Facebook-Account notwendig ist).
Und zum Schluß noch ein paar Worte zu den Minuten, mit denen das Spiel begann: Das Gedenken an Günter Peine. Die VIVA (6MB PDF) hatte ihre Mittelseite für eine Gedenkseite freigeräumt, USP hat neben einem großen schwarzen Doppelhalter mit seinem Konterfeit drauf und einem großen Banner vor dem Block auch schwarze Tücher oder ähnliches verteilt und hochgehalten. Auch der Verein bzw. das Stadionsprecher-Team um Daggi hat aus meiner Sicht alles richtig gemacht. Statt der in Deutschland sonst üblichen Schweigezehnsekunden durfte Günter über die Anzeigetafel noch einmal eines seiner St.Pauli-Gedichte von der 100-Jahr-Feier zum Besten geben. Ich denke, ich war nicht der Einzige mit einem großen Kloß im Hals.
Danke an der Stelle auch an den Ingolstädter Fanblock, der gerade zum Support ansetzen und mit dem Megaphon starten wollte, dies aber umgehend abbrach. Sollte selbstverständlich sein, ist es aber eben leider nicht immer.
Und bevor ich Euch jetzt mit diesem eher wehmütigen Blick zurück in die Nacht entlasse, noch schnell was zum Lachen: Das Dr.Sommer-Team der Bravo-Sport befasst sich mit der Frage: “Muss ich im Stadion Angst vor Ultras haben?“. Wenn ich all dies doch nur früher gewusst hätte…
Dann noch kurz ein paar Ergebnisse:
Die U23 gewinnt nach dem 4:2 gegen Cloppenburg auch ihr zweites Saisonspiel in der Regionalliga Nord. Mit zwei Toren von Marc-Kemo Kranich gewannen die Jungs vor knapp 2.000 Zuschauern beim Aufsteiger VfB Oldenburg, wenn auch laut deren Homepage recht glücklich.
Die IV.Herren holte letzte Woche ebenfalls ein 4:2 und damit die Tabellenführung in der Kreisklasse 7. Das bekanntlich vom ÜS unterstützte Team war erst diese Saison aus dem Hamburger “Untere Herren”-Ligensystem in den “normalen” Herren-Ligabetrieb gewechselt und hat derzeit leider mit einer Seuche von Kreuzbandrissen und sonstigen Verletzungen zu kämpfen. Donnerstag Abend war es sogar kurz davor, Uralt-Recken aus der Redaktion zu reaktivieren, waren doch nur noch sieben Feldspieler und kein(!) Torwart verfügbar. Bei Hamm United III gab es heute trotzdem ein 1:1, mit vier Punkten aus zwei Spielen ist also auch hier der Saisonstart geglückt.
Ob gleiches auch für die A-Jugend gilt stellt sich Sonntag ab 11.00h an der Sternschanze heraus, wenn es zum Auftakt der Bundesliga gegen Carl-Zeiss Jena geht.
(Nachtrag: Hat wunderbar geklappt. Vor den Augen von u.a. Rachid Azzouzi, Jörn Großkopf, Timo Schultz und Zlatan Bajramovic gelang in einem engen Spiel bei leichter Feldüberlegenheit der 1:0 Siegtreffer zwar erst in der 90.Minute, aber man darf das entscheidende Tor eben auch nicht zu früh schießen.) // Frodo
Links zum Spiel:
– Fotos von Stefan Groenveld
– Fotos von Unverlierbar
– Fotos von Nordi
– Fotos von Aux Armes (Flickr)
– Fotos von Frittenbuddhist
– Bericht und Bilder BeebleBlox: “Überall Baustellen”
– Bericht Gegengeraden-Gerd “Puschenkino”
– Bericht MagischerFC-Blog: “Emotionslos”
– Bericht moeliw: “Welcome to the Hell of Gegengerade?”
– Bericht KleinerTod “Teileröffnung Gegengerade[…]”
Kommentare sind geschlossen.