Da bin ich wieder, nach 2011/2012 und 2012/2013 geht der Versuch eines Preisvergleichs der Dauerkarten aus 1. und 2. Fußball-Bundesliga in eine dritte Runde, dieses Mal sogar mit einer Visualisierung (siehe unten).
Die Regularien bleiben die gleichen, müssen aber auch hier wieder erwähnt werden.
Es gibt drei Kategorien, alle für Vollzahler, ohne Ermäßigung oder Mitgliederrabatt. Neben dem Stehplatz (i.d.R. der Kurvenstehplatz) gibt es zwei Sitzplatzkategorien: Der günstigste Sitzplatz überhaupt, sowie der teuerste auf der Gegengerade, ohne Business-Seats und Logen. Wenn es auf der Gegengeraden keine Sitzplätze gibt, hab ich die (subjektiv) am ehesten vergleichbare Kategorie genommen.
Diese drei Kategorien zusammen ergeben eine Summe, nach der die Tabelle sortiert ist. Klar, könnte man anders lösen, aber auch nach zwei Jahren mit einigen Vorschlägen ist eben immer noch keine (praktikable) bessere Lösung in Sicht. Klar, der “billigste” Sitzplatz in den Arenen von München, Schalke oder Dortmund bietet eine immens schlechtere Sicht aufs Spielfeld als die günstigsten Plätze in Freiburg, Sandhausen oder am Millerntor. Klar auch: ein Stadion mit hohem Stehplatzanteil muss über dieses Segment mehr Geld einbringen als ein Stadion mit fast nur Sitzplätzen.
Einzig faire Variante wäre eine Einzelplatzzählung mit jeweiligem Preis und am Ende die Teilung durch die Anzahl der Plätze… außerdem müsste irgendwie die Verteilung von Steh- und Sitzplätzen ja auch noch einfließen. Wenn ich mal drei Jahre Auszeit nehme, nehm ich das gerne mal in Angriff.
Um den berechtigten Einwänden zu folgen, die Stehplätze seien doch viel wichtiger als diese Fantasy-Summe, sind in allen Spalten jeweils die teuersten Drei rot hinterlegt, die günstigsten grün. Da sieht man aber auch, dass zumindest die Tendenz mit der Gesamtsumme durchaus übereinstimmt.
Soweit die Vorbemerkungen, wer eine Idee für eine bessere und gerechtere Aufteilung hat, darf diese gerne hier in die Kommentare schreiben oder per mail an blog (at) uebersteiger.de senden.
Dauerkartenpreise 2013/2014 1. & 2.Liga (pdf)
Visualisierung (inkl. Sortierfunktion, Erläuterungen siehe weiter unten)
1.Bundesliga
Das Wichtigste vorweg: Nur ein Verein hat wirklich die Preise gesenkt, der FSV Mainz 05, um immerhin 3,6%!
Bei Hannover 96 ist der Preis insgesamt zwar knapp 5% günstiger als in der letzten Saison, allerdings nur, wenn man die Dauerkarte verlängert. Da dies aber sicher für den größten Prozentsatz zutrifft, hab ich das hier so berücksichtigt.
Während Schalke den Preis auf hohem Niveau konstant hielt, Gladbach (dieses Jahr dann ja ohne Europapokal) und Augsburg auf mittlerem und Hoffenheim sowie Wolfsburg gleiches auf niedrigem Niveau taten, erhöhten die anderen elf Klubs allesamt. Bei Leverkusen, dem BVB, Freiburg und Stuttgart liegt man mit <3% noch in dem Bereich, den man Inflationsausgleich nennen kann.
Bei Eintracht Frankfurt (3,36%) kann man sicher die Europapokal-Quali als “Mehrwert” für die Argumentation heranziehen, außerdem sei hier lobend erwähnt, dass der Stehplatz sogar 6,-€ günstiger wurde (nur 35 cent pro Spiel, aber immerhin keine Erhöhung).
Werder (4,85%) und Nürnberg (6,10%) erhöhen etwas kräftiger, hatten aber zumindest im letzten Jahr den Preis konstant gehalten.
Der hsv schlägt mit 7,62% sogar noch stärker zu als letzte Saison sowieso schon (6,8%), argumentiert wird hier wohl mit dem gekündigten Viagogo-Deal, das verlorene Geld müsse man halt wieder reinholen. (Ah, Stichwort Viagogo: Text und Video (47min, englisch) über die Viagogo-Geschäftspraktiken, damit keiner sagen kann, wir hätten Euch nicht gewarnt.)
Der FC Bayern lässt sich das Triple besonders entlohnen, 15% Erhöhung sind (nachdem letzte Saison nicht erhöht wurde) mal ne Ansage. Die bisher sehr günstigen Stehplätze von 120,-€ werden um 16,67% auf 140,-€ erhöht, womit man in dem Bereich (nach Wolfsburg) aber immer noch der zweitgünstigste Anbieter ist. Klar ist aber auch: So furchtbar groß ist der Stehplatzanteil in der Allianz-Arena nun mal nicht.
Die Aufsteiger haben hier natürlich immer eine Sonderrolle, der Aufstieg wird bekanntlich auch bei den Zuschauereinnahmen als Gelddruckmaschine angesehen, leider ist es beim Abstieg selten andersrum. Eintracht Braunschweig erhöht daher mal um gut 43%(!), der Stehplatz ist mit 217,50€ dann auch gleich der teuerste im deutschen Fußball. (Und damit teurer als der günstigste Sitzplatz in Wolfsburg… lustigen Spruch dazu bitte hier selber denken.)
Dafür ist man in Braunschweig bei den Sitzplätzen auf der Gegengeraden mit Leverkusen am günstigsten.
Hertha BSC erhöht sogar um 49% (u.a. Stehplatz von 129,-€ auf 178,-€), war aber in der vergangenen Saison der zweitgünstigste Verein in der 2.Liga und belegt auch in der 1.Liga nach dieser Erhöhung den drittgünstigsten Rang.
Alles in allem hat der BVB den Spitzenplatz damit “souverän” behalten, der FC Bayern hat mit dem Sprung von 12 auf 5 den größten Satz gemacht, ansonsten gab es wenig Bewegung.
175,-€ muss man im Schnitt für eine Dauerkarte im Stehplatzbereich zahlen, den günstigsten Sitzplatz gibt es für durchschnittlich 305,-€ und die besten Plätze schlagen mit 625,-€ zu Buche.
Bemerkenswert bleiben die günstigen Preise in Wolfsburg, die damit sogar in Liga 2 nur “Mittelmaß” wären. In der Auslastung nimmt man mit (immerhin) 89% trotzdem nur einen hinteren Rang ein, günstige Preise sind eben auch nicht alles.
2.Bundesliga
Ein völlig anderes Bild. Gleich bei zehn elf Vereinen (ich hatte Sandhausen vergessen) bleibt der Preis gleich, lediglich drei Vereine erhöhen, dies dafür teilweise deutlich.
Der VfR Aalen (23%) und Energie Cottbus (10%) heben die Preise zwar an, bleiben damit aber auch weiterhin die beiden günstigsten Klubs. Dynamo Dresden erhöht mit 22% ebenfalls deutlich. Möglich, dass dies auch mit dem Ausschluss aus dem DFB-Pokal begründet wird, allerdings findet sich dazu nichts Schriftliches.
Die Senkung der Preise bei der Fortuna und Greuther Fürth fällt gering aus, im Vergleich zu den Zweitliga-Preisen von vor zwei Jahren sind die Tickets bei beiden Klubs um satte 18% teurer geworden, das schafft keine Inflation.
Eine Sonderrolle nimmt hierbei der 1.FC Union Berlin ein. Nimmt man die Kategorien so, wie ich sie gewählt habe, wurden die Preise um 50% erhöht. Dies ist aber in dem Fall eine grobe Verzerrung der Fakten, denn in der Alten Försterei können die Stehplätze weiterhin für 150,-€ bezogen werden, wie in den beiden Jahren zuvor auch. Und bekanntlich sind 3/4 des Stadions ausschließlich Stehplätze. Sitzplätze gibt es eben nur auf der neuen Haupttribüne, auf der die letzte Dauerkarte vor zwei Jahren erworben werden konnte, wo der Preis damals zwischen 240,-€ (außen) und 390,-€ (mittig) lag. Eben diese Haupttribüne erstrahlt nun im neuen Glanz und schlägt ein herbes Loch ins Köpenicker Portemonnaie: 420,-€ außen, gar 600,-€ für die besseren Plätze sind im Rahmen dieser Statistik die absolute Spitzenposition, selbst in Liga 1 würde dies noch zu Platz 6 langen. Klar ist aber auch: Gerade die Alte Försterei zeigt hier durch den hohen Stehplatzanteil auf, dass zumindest in ihrem Fall der Anteil der Steh-/Sitzplatzverteilung irgendwie mathematisch einfließen sollte… allein, mir fehlt, wie erwähnt, die geeignete Formel. Im Stehplatzbereich, und dies sollte für die Alte Försterei maßgeblich sein, liegt man mit 150,-€ auf Platz 10 in Liga 2.
Für die Aufsteiger fehlt mir zur letzten Saison der Vergleich, allerdings liegt der KSC mit den jetzigen Preisen 13% über dem Preis von vor zwei Jahren, die Arminia platziert sich als Aufsteiger mit der Alm gleich mal selbstbewusst auf Platz 8.
Für den durchschnittlichen Stehplatz zahlt man in Liga 2 also 154,-€, Sitzplätze gibt es ab 266,-€ und wenn man gut sitzen will, kostet es 431,-€.
Aus Sicht eines St.Pauli-Fans ist hierbei natürlich der Blick auf den eigenen Verein interessant. Die Preise blieben zur Vorsaison konstant, mit Platz 10 in der Liga und einem Stehplatzpreis von 10,-€ unterm Schnitt gibt es aber wohl nicht allzuviel Grund zu meckern, denn schließlich kann an der besonderen Magie des Millerntors ja keiner rütteln, und guter Geschmack soll ja bekanntlich eh teuer sein. Daher liegen wir noch recht gut.
Visualisierung
Redaktionsmitglied Zwille arbeitet bei so einer Social Media Internet Sonstwas-Firma, und von einem Bürokollegen kam jetzt auch die Idee, diese eher langweilig aussehende Excel-Tabelle mal etwas aufzupimpen. Fragt mich bitte nicht nach Details wie man sowas macht, jedoch lief Marco vom Kontaktlinsenpreisvergleich (keine Pointe) dann los, sammelte frei verwendbare Vereins-Logos und GPS-Koordinaten ein, schmiss alles in eine weitere Excel-Tabelle und programmierte schließlich diese Visualisierung. Wer also die kommenden Spiele noch besser sehen (im Sinne von Erkennen) will, kann gerne den Link oben mal anklicken und die Preise bei den Kontaktlinsen vergleichen. Da kriegen wir kein Geld für, Marco hat von uns für sein Werk allerdings auch nichts bekommen.
Zurück zur Tabelle: Über die Filter oben kann man die Liga, sowie die letzten beiden und die aktuelle Saison auswählen, man hat einen Schieber für die Preise und sieht das alles dann auf der Karte geographisch angezeigt. Marco ist auch dankbar für weitere Anregungen hierzu, eine Bratwurst- und Bierpreis-Spalte ist bereits fest eingeplant. Auch Ideen hierzu gerne an die oben erwähnte e-Mail Adresse.
Außerdem lässt es sich nach den einzelnen Spalten sortieren, so dass man je nach persönlicher Gewichtung die Tabelle auch beliebig anpassen kann. // Frodo
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