Man muss auch mal von Monat zu Monat denken…
Eigentlich blickt man als Fan unseres Lieblingssports ja eher auf das letzte Match, die vergangene Saison oder die abgelaufene Hin- bzw. Rückrunde zurück. Aber da dieses gesamte Jahr 2024 doch einige braun-weiße Highlights zu bieten hatte, gehen wir das Ganze wie die ZDF-Sendung „Bilder eines Jahres“ im Fernsehen chronologisch an. Natürlich durch die braun-weiße Brille, aber auch über den Tellerrand hinaus. Aber eben nicht nur von Spiel zu Spiel. Man muss auch mal von Monat zu Monat denken.
Januar: Zweikampf an der Spitze und 60 Euro mehr
Die KSV Holstein hatte sich kurz vor Weihnachten mit einem 3:0-Heimsieg über Hannover 96 die sogenannte Herbstmeisterschaft gesichert. Zwei Punkte dahinter lauerten schon die Kiezkicker. Weitere zwei Zähler trennten die Unseren vom Drittplatzierten VvV (Verein vom Volxpark).
Nach einem ungefährdeten 2:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern am Millerntor und der Kieler Heimpleite gegen Braunschweig, übernahm die Hürzeler-Elf die Tabellenspitze. Ein Punkt Vorsprung und während die Störche auch ihre nächste Partie in Fürth (1:2) vergeigten, waren Jackson & Co in Düsseldorf beim Top-Spiel am Samstagabend mit 2:1 siegreich. Beide Treffer im Rheinland erzielte übrigens ein gewisser Marcel Hartel. Auch die Rauten ließen bei der 3:4-Heimpleite gegen den KSC Federn und plötzlich hatte unser FC SPitzenreiter vier Punkte Vorsprung.
Dann kam Fortuna Düsseldorf im Pokalviertelfinale ans Millerntor und rächte sich im Elfmeterschießen für deren Heimpleite ein paar Tage zuvor. Der tragische Held war übrigens ein gewisser Marcel Hartel, der im Spiel einen Strafstoß cool verwandelte, im Elferschießen allerdings gleich zweimal scheiterte.
Als Neuzugang wurde kurz vor dem Ende der Transferzeit der Schwede Erik Ahlstrand präsentiert. Der 23-jährige Mittelfeldspieler wechselte von Halmstads BK ans Millerntor.
Nebenbei: Das sogenannte Bürgergeld wurde zum Jahresbeginn um satte 60 Euro angehoben! Für die einen unverständlich, für die Empfänger überlebenswichtig!
Februar: Grandios in Kiel, Krieg überall
Der Monat begann mit einem 3:2-Heimsieg über Verfolger Fürth. Es folgte eine 0:1-Pleite in Magdeburg, sowie ein knapper 1:0-Erfolg daheim über Braunschweig. Und dann folgte am 23. Februar das wohl richtungsweisende Spiel in Kiel.
Bereits nach 36 Minuten führte Braun-Weiß nach zwei Toren durch Dapo Afolayan und einem gewissen Marcel Hartel mit 3:0 an der Ostsee. Nach der Pause traf Shuto Maschino (geiler Name für einen Kicker) zum 1:3, doch Connor Metcalfe stellte den alten Drei-Tore-Abstand wieder her. Dann wurde es nochmals unnötig spannend, als Joshua Mees und Alex Bernhardsson die Kieler noch auf 3:4 ran brachten. Am Ende schaukelten unsere Jungs den Sieg aber sicher nach Hause.
P.S.: Seit zwei Jahren tobt der Krieg in der Ukraine und seit einem halben Jahr („zur Abwechslung“) auch mal wieder im Nahen Osten. Mannomann, wann endlich lernt die Menschheit, dass Kriege nichts bringen – außer Tod und Leid. Oder wie Pascal Kravetz bereits 1981 im Lindenberg-Song fragte: „Wozu sind eigentlich Kriege da?“.
März: Trainer unterschreibt und Schiff rammt Brücke
Der Monat startete mit einer ernüchternden 1:3-Pleite auf Schalke, doch die folgenden Spiele gegen Hertha (2:0) und in Nürnberg (2:0) wurden gewonnen. Am 10. März wählte Portugal ein neues Parlament und der FC St. Pauli gegen Paderborn die 2:1-Lösung. Fünf Punkte Vorsprung auf Kiel, elf auf Düsseldorf und satte zwölf Zähler auf den VvV, festigten die Tabellenführung der Kiezkicker. Zudem unterschrieb Trainer Fabian Hürzeler nach langem Zögern dann doch endlich einen neuen Vertrag bei St. Pauli. Aufstiegsprämie, Ausstiegsklausel und weiß der Geier noch was, verzögerten seit dem Jahreswechsel die Unterschrift. Nun war es geschafft, auch wenn die Freude leider nur kurz währte. Länger als die Freude währten die Probleme mit der Seefahrt rund um Baltimore in den USA, nachdem das Post-Panamax-Containerschiff „Deli“ die Francis Scott Key Bridge rammte und zum Einsturz brachte.
April: Cannabis und fliegende Dixi-Klos
Kein Aprilscherz: Am 1. des Monats wurde Cannabis hierzulande weitgehend legalisiert! Ein Grund zur Freude für viele. Weniger Freude verspürte die braun-weiße Anhängerschaft nach den 1:2 (KSC) und 3:4 (Elversberg)-Pleiten der Kiezkicker. Doch mit einem 2:1-Auswärtserfolg in Hannover und dem 1:0-Sieg beim legendären „Dixi-Klo“-Spiel gegen Rostock, sorgten unsere Kicker für Versöhnung. In der Tabelle nur noch knapp zwei Punkte vor Kiel, aber sieben Zähler vor der Fortuna und satte elf vor dem VvV.
P.S.: DFB, DFL oder CIA und NSA waren sich nicht zu blöd dafür, eine 5000-Euro-Geldstrafe wegen des Abspielens des Liedes von Tommy zu verhängen. Hallo? Mal was von (ernst gemeinter) Satire gehört…?
Mai: Endspurt und Aufstieg
So genial wie im Vormonat die letzten Spiele endeten, so bitter begann der Wonnemonat mit einem kleinen Schock: Nach der 0:1-Pleite im Volxpark und dem Auswärtserfolg von Kiel in Wiesbaden, übernahmen die Holsteiner wieder die Spitzenposition.
Am 33. Spieltag spielten Kiel und Düsseldorf dann direkt gegeneinander nur 1:1, die Rauten verloren 0:1 in Paderborn und die Kiezkicker besiegten Absteiger Osnabrück am Millerntor 3:1! Der Aufstieg war sicher! Chapeau! Aber nur ein Punkt Vorsprung auf Kiel, das ebenso wie der FC St. Pauli am letzten Spieltag auswärts antreten musste.
Erstmal egal! Das Millerntor erlebte nach 1995 einen legendären Platzsturm. „Das sind Emotionen der Gefühle“, wusste Sportschau-Moderator Alex Bommes zu berichten. Es wurde eine lange Nacht auf St. Pauli. Eine ebenso lange Nacht hatten wohl die Kicker von Bayer Leverkusen, als sie in Dublin nach dem Abpfiff darüber sinnierten, weshalb sie soeben das Finale der Europa League gegen Atalanta Bergamo mit 0:3 verloren hatten. Mal wieder Vizekusen.
P.S.: Der VvV verpasste diesmal sogar die Relegation. Naja, so konnten sie wenigstens nicht schon wieder scheitern.
Mai, Teil 2: Grande Finale
Kiel gewann in Hannover 2:1, doch auch die Kiezkicker siegten in Wiesbaden mit demselben Ergebnis und so wanderte erstmals die Zweitliga-Radkappe ans Millerntor! Chapeau! Und das nur vier Tage nach dem 114. Geburtstags des Vereins.
Nicht lange währte die Freude, denn auf einmal stand der Abschied von einem Publikumsliebling und Topscorer Marcel „Cello“ Hartel an. Die Mutmaßungen wohin es ihn denn ziehen würde, reichten von England, Türkei, über Griechenland bis Arabien. Schlussendlich landete er in Ami-Land… Viel Spaß mit Trump!
Mai, Teil 3: Aufstiegs- und Meisterfeier – Einfach nochmals genießen.
Juni: In Hamburg sacht man Tschüss
Nach etlichen Tagen (gefühlt Wochen) der Ungewissheit und Spekulationen in den Medien, war es am 15. des Monats dann plötzlich fix: Nach nur eineinhalb Jahren als Chefcoach, verließ auch Fabian Hürzeler den FC St. Pauli und wechselte zum englischen Premier League Club Brighton & Hove Albion FC. In Hamburg sacht man Tschüss.
Juli: Neuer Trainer, neue Spieler
Hurra, wir haben einen neuen Trainer! Alex Blessin kam vom belgischen Pokalsieger Union Saint-Gilloise, bei dem – wie in Brighton auch – Milliardär Tony Bloom seine Finger im Spiel hat.
Ende des Monats wurde Morgan Guilavogui als Neuzugang auf Leihbasis vom RC Lens vorgestellt. Der 26-jährige Stürmer wurde in Frankreich geboren, spielte aber bereits 21 Mal für die Nationalmannschaft Guineas. Dazu gesellte sich der 21-jährige Robert Wagner aus Fürth sowie Fin Stevens. Der 21-jährige Verteidiger wurde in Brighton (!) geboren und kam vom FC Brentford zu uns. Lasset die Spiele beginnen! Oder wie bereits Ende Mai formuliert: Es kann losgehen.
August: Europapokalsiegerbesieger und ÜS#143
Nach zwei gewonnenen Testspielen gegen Norwich City (3:1) und Europa League-Sieger Atlanta Bergamo (3:0 – Hallo Leverkusen, so wird das gemacht!), stand die erste Pokalrunde in Halle an. Knapp, aber nicht unverdient siegten die Braunweißen am Ende nach Verlängerung 3:2. Zum Liga-Auftakt erschien Der Übersteiger #143. Die Serie, dass St. Pauli nicht verliert, wenn der Übersteiger erscheint, riss. Schlimmer noch: Es setzte gleich drei Niederlagen am Stück. Heidenheim (0:2), Union Berlin (0:1) und Augsburg (1:3) schienen noch eine Nummer zu groß. Oder lag es an der (zu) viel diskutierten Systemfrage? 3-4-3, worauf das Team eingespielt war und ist oder 4-3-3, wie vom neuen Coach gefordert?
September: Ein Brause-Punkt und drei Breisgauer
Die Pleite beim Puppentheater war noch im Vormonat und nach einer ansprechenden Leistung beim 0:0 gegen Brause Leipzig erschien ein erstes helles Licht am Millerntor. Nach dem grandiosen 3:0-Auswärtssieg in Freiburg strahlte dann ein famoses Lächeln über den gesamten Stadtteil. Unsere Kiezkicker können es doch…!
Oktober: Pleiten, Pech und Pannen
Doch der FC St. Pauli wäre nicht der FC St. Pauli, wenn er seine Anhängerschaft nicht gleich wieder enttäuschen würde. Drei Tage nach der Sonnenfinsternis, die aber nur über dem Südpazifik zu bestaunen war, staunten die Mainzer nicht schlecht, wie einfach sie am Millerntor gewinnen konnten. 0:3 zuhause gegen Mainz, dazu eine knappe und absolut unverdiente 1:2-Pleite beim BVB, wurden durch ein 0:0 gegen Wolfsburg zwar kurz etwas abgefedert, doch schon folgte in der sächsischen Brausemetropole beim 2:4 das Pokal-Aus. Ein Monat zum Schnell-Vergessen!
November: Zweiter Auswärtssieg oder: Die spinnen, die Amis!
Doch das nächste Highlight ließ nicht lange warten: Nur vier Tage nach Leipzig, gab es den nächsten Auswärtssieg zu bestaunen. Glatt 2:0 gewann die Blessin-Elf bei der TSG 1899 im Kraichgau. Herrje, können wir denn nur auswärts (bei vermeintlichen Top-Teams) gewinnen?
Voller Enthusiasmus ging es ins Heimspiel gegen den ausnahmsweise mal nicht amtierenden Deutschen Meister aus München. Nach einem großartigem Kampf, indem den Bayern doch einige Male ihre Grenzen aufgezeigt wurden, mussten sich die Guten dann doch 0:1 geschlagen geben. Wer weiß, wären die Bajuwaren als Weltpokalsieger angetreten…
Im eingeschobenen Testspiel in Braunschweig verletzte sich Robert Wagner, die anschließende Liga-Partie in Gladbach ging 0:2 verloren. Also schnell zum nächsten Highlight dieses Monats: Ich hatte Geburtstag! Stimmt zwar, aber weitaus interessanter und erfreulicher war das Spiel gegen Mit-Aufsteiger Kiel.
Am späten Freitagabend schrieb Mano Saliakas in der 25. Minute mit seinem Tor zur Führung Geschichte: Das erste Bundesliga-Millern-Tor seit 13 Jahren! Nach weiteren Treffern von Guliavogui und Jojo Eggestein wurde zudem der erste Heimsieg der Saison gefeiert. Und das extrem! Extrem ist das Stichwort. Mein gallischer Freund würde sagen: „Die spinnen doch, die Amis!“. Und er hätte recht. Da wählten rund 77 Millionen einen verurteilten Verbrecher zum zweiten Mal als Präsidenten! Nun ja, wie heißt es: Jedes Volk bekommt die Regierung, die es verdient!
Dezember: Sieg beim Vizemeister!
Drei Partien waren bis Jahresende noch zu absolvieren. Bei der unglücklichen 1:2-Niederlage beim Deutschen Meister in Leverkusen zeigten die Jungs erneut, dass sie gegen die vermeintlich Großen mithalten können. Bei der 0:2-Heimpleite gegen Werder Bremen konnte davon allerdings nicht im Ansatz gesprochen werden. Zwei lange Bälle der Gäste bedeuteten zwei Gäste-Tore.
Aber mit so einer miesen Stimmung wollte unser Team seine Fans nicht in die Winterpause schicken und weder die Vertrauensfrage noch ein Misstraunsvotum abwarten. So wurde beim Vizemeister in Stuttgart 1:0 einfach mal cool gewonnen. Wobei das Ergebnis hätte auch durchaus höher ausfallen können, ja sogar müssen, wenn Jojo den Elfer verwandelt und Dapo statt des Pfostens ins Netz getroffen hätte.
Guten Rutsch!
// Hossa
Blessin wollte 4-3-3?